Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

Bild:
<< vorherige Seite
51.

Nach sicheren Zeichen des Ausbruches hat man viel und
vergebens gesucht; in Neapel glaubt man, dass der Vesuv im
Herbst häufiger speie als sonst: aber man würde sich nur
einen schwachen Begriff von der Stärke der vulkanischen
Heerde machen, wenn man annähme, dass der Zustand unsrer
Athmosphäre Einflus darauf haben könte, im Gegentheil ist
anzunehmenzu glauben, dass die vulkanischen Erscheinungen auf den
Luftkreis einwirken. Indessen wird es beim Stromboli behauptet,
und scheint durch alle Zeugnisse bestätigt, dass er wirklich im
Winter heftiger speie als im Sommer: vielleicht ist bei diesem
kleinen Vulkan ein Zunehmen der Kräfte durch Verdampfung
denkbar, indem im Winter mehr Regen hineinfält als im Sommer.

Beim Vesuv hat man jedoch ein sicheres Zeichen entdekt, es
ist das Ausbleiben der Quellen von Resina, weil die grosse her-
annahende Hize die Dämpfe verhindert, sich niederzuschlagen.
Der Herzog della Torre hat in Resina und in Torre dell' Annun-
ziata viele Versuche darüber angestelt, und ihm verdanken wir das
meiste was wir darüber wissen.

Die Grösse des Kraters ist durchaus nicht bestimt, und ver-
ändert sich auch durch Ausbrüche und Einstürze. Beim Pic von
[...] Teneriffa ist er von 300 Fus im Durchmesser. Beim Ätna ist er

51.

Nach sicheren Zeichen des Ausbruches hat man viel und
vergebens gesucht; in Neapel glaubt man, dass der Vesuv im
Herbst häufiger speie als sonst: aber man würde sich nur
einen schwachen Begriff von der Stärke der vulkanischen
Heerde machen, wenn man annähme, dass der Zustand unsrer
Athmosphäre Einflus darauf haben könte, im Gegentheil ist
anzunehmenzu glauben, dass die vulkanischen Erscheinungen auf den
Luftkreis einwirken. Indessen wird es beim Stromboli behauptet,
und scheint durch alle Zeugnisse bestätigt, dass er wirklich im
Winter heftiger speie als im Sommer: vielleicht ist bei diesem
kleinen Vulkan ein Zunehmen der Kräfte durch Verdampfung
denkbar, indem im Winter mehr Regen hineinfält als im Som̃er.

Beim Vesuv hat man jedoch ein sicheres Zeichen entdekt, es
ist das Ausbleiben der Quellen von Resina, weil die grosse her-
annahende Hize die Dämpfe verhindert, sich niederzuschlagen.
Der Herzog della Torre hat in Resina und in Torre dell’ Annun-
ziata viele Versuche darüber angestelt, und ihm verdanken wir das
meiste was wir darüber wissen.

Die Grösse des Kraters ist durchaus nicht bestimt, und ver-
ändert sich auch durch Ausbrüche und Einstürze. Beim Pic von
[…] Teneriffa ist er von 300 Fus im Durchmesser. Beim Ätna ist er

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="session" n="34">
          <pb facs="#f0407" n="202r"/>
          <fw type="sig" place="top">51.</fw><lb/>
          <p>Nach <hi rendition="#u">sicheren Zeichen des Ausbruches</hi> hat man viel und<lb/>
vergebens gesucht; in Neapel glaubt man, dass der Vesuv im<lb/>
Herbst häufiger speie als sonst: aber man würde sich nur<lb/>
einen schwachen Begriff von der Stärke der vulkanischen<lb/>
Heerde machen, wenn man annähme, dass der Zustand unsrer<lb/>
Athmosphäre Einflus darauf haben könte, im Gegentheil ist<lb/><subst><del rendition="#s">anzunehmen</del><add place="superlinear">zu glauben</add></subst>, dass die vulkanischen Erscheinungen auf den<lb/>
Luftkreis einwirken. Indessen wird es beim Stromboli behauptet,<lb/>
und scheint durch alle Zeugnisse bestätigt, dass er wirklich im<lb/>
Winter heftiger speie als im Sommer: vielleicht ist bei diesem<lb/>
kleinen Vulkan ein Zunehmen der Kräfte durch Verdampfung<lb/>
denkbar, indem im Winter mehr Regen hineinfält als im Som&#x0303;er.</p><lb/>
          <p>Beim Vesuv hat man jedoch ein sicheres Zeichen entdekt, es<lb/>
ist das Ausbleiben der Quellen von <hi rendition="#u">Resina</hi>, weil die grosse her-<lb/>
annahende Hize die Dämpfe verhindert, sich niederzuschlagen.<lb/>
Der Herzog <persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-122861531 http://d-nb.info/gnd/122861531">della Torre</persName> hat in Resina und in Torre dell&#x2019; Annun-<lb/>
ziata viele Versuche darüber angestelt, und ihm verdanken wir das<lb/>
meiste was wir darüber wissen.<note resp="#BF" type="editorial">Vgl. <bibl>Della Torre, Giovanni Maria: Geschichte und Naturbegebenheiten des Vesuvs: von den ältesten Zeiten bis zum Jahr 1779. Übers. v. L. Altenburg 1783.</bibl> Online verfügbar: <ref target="http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10134894-4">MDZ München, abgerufen am 14.01.2016</ref>.</note></p><lb/>
          <p>Die <hi rendition="#u">Grösse des Kraters</hi> ist durchaus nicht bestimt, und ver-<lb/>
ändert sich auch durch Ausbrüche und Einstürze. Beim Pic von<lb/><choice><sic>von</sic><corr resp="#CT"/></choice> Teneriffa ist er von 300 Fus im Durchmesser. Beim Ätna ist er<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[202r/0407] 51. Nach sicheren Zeichen des Ausbruches hat man viel und vergebens gesucht; in Neapel glaubt man, dass der Vesuv im Herbst häufiger speie als sonst: aber man würde sich nur einen schwachen Begriff von der Stärke der vulkanischen Heerde machen, wenn man annähme, dass der Zustand unsrer Athmosphäre Einflus darauf haben könte, im Gegentheil ist anzunehmenzu glauben, dass die vulkanischen Erscheinungen auf den Luftkreis einwirken. Indessen wird es beim Stromboli behauptet, und scheint durch alle Zeugnisse bestätigt, dass er wirklich im Winter heftiger speie als im Sommer: vielleicht ist bei diesem kleinen Vulkan ein Zunehmen der Kräfte durch Verdampfung denkbar, indem im Winter mehr Regen hineinfält als im Som̃er. Beim Vesuv hat man jedoch ein sicheres Zeichen entdekt, es ist das Ausbleiben der Quellen von Resina, weil die grosse her- annahende Hize die Dämpfe verhindert, sich niederzuschlagen. Der Herzog della Torre hat in Resina und in Torre dell’ Annun- ziata viele Versuche darüber angestelt, und ihm verdanken wir das meiste was wir darüber wissen. Die Grösse des Kraters ist durchaus nicht bestimt, und ver- ändert sich auch durch Ausbrüche und Einstürze. Beim Pic von Teneriffa ist er von 300 Fus im Durchmesser. Beim Ätna ist er

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Abweichungen von den DTA-Richtlinien:

  • I/J: Lautwert transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/0407
Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 202r. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/0407>, abgerufen am 25.04.2024.