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Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

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von Carracas hielten sich daher für sicher, weil sie auf Gra-
nit standen, aber leider wurde ihre Stadt im April 1812
wie durch eine Mine in die Luft gesprengt, und von Grund aus
zerstört. Dagegen scheint in anderer Hinsicht die Gebirgsart
nicht ohne Einflus zu sein. An der Küste von Chili giebt
es sStrekken von 5-6 Meilen, die nie erschüttert werden. Die
Einwohner nennen dies sehr bezeichnend: Roca, que haze
puente; die verschiedene Gebirgsart, woraus diese Strekken
bestehn, bilden eine Brükke, und das Erdbeben überspringt sie.

Die Alten hatten schon ganz dieselbe Meinung, dass
die Vulkane Sicherheitsventile wären: die schönste Stelle
(ich kann sie nicht finden)
finden wir bei Strabo. I.

Cumana gegenüber liegt die Halbinsel Araya durch einen
Meeresarm getrent: in dieser spürte man früher durchaus keine
Erschütterung: aber seit dem grossen Erdbeben 1798 in Cumana
ist auch sie mit in den Erschütterungskreis gezogen worden, und
es kann jezt nicht dieer leiseste Stos in Cumana Statt finden,
der nicht auch in Araya gefühlt würde. Dies scheint zu beweisen,
dass sich jezt eine korrespondirende Öfnung unter der Halbin-
sel befinde, die früher nicht vorhanden war, und nun die Stösse
auf gleiche Weise nach Cumana hin und nach Araya leitet. -

von Carracas hielten sich daher für sicher, weil sie auf Gra-
nit standen, aber leider wurde ihre Stadt im April 1812
wie durch eine Mine in die Luft gesprengt, und von Grund aus
zerstört. Dagegen scheint in anderer Hinsicht die Gebirgsart
nicht ohne Einflus zu sein. An der Küste von Chili giebt
es sStrekken von 5–6 Meilen, die nie erschüttert werden. Die
Einwohner nennen dies sehr bezeichnend: Roca, que haze
puente; die verschiedene Gebirgsart, woraus diese Strekken
bestehn, bilden eine Brükke, und das Erdbeben überspringt sie.

Die Alten hatten schon ganz dieselbe Meinung, dass
die Vulkane Sicherheitsventile wären: die schönste Stelle
(ich kann sie nicht finden)
finden wir bei Strabo. I.

Cumanà gegenüber liegt die Halbinsel Araya durch einen
Meeresarm getrent: in dieser spürte man früher durchaus keine
Erschütterung: aber seit dem grossen Erdbeben 1798 in Cumanà
ist auch sie mit in den Erschütterungskreis gezogen worden, und
es kann jezt nicht dieer leiseste Stos in Cumanà Statt finden,
der nicht auch in Araya gefühlt würde. Dies scheint zu beweisen,
dass sich jezt eine korrespondirende Öfnung unter der Halbin-
sel befinde, die früher nicht vorhanden war, und nun die Stösse
auf gleiche Weise nach Cumanà hin und nach Araya leitet. –

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[186v/0376] von Carracas hielten sich daher für sicher, weil sie auf Gra- nit standen, aber leider wurde ihre Stadt im April 1812 wie durch eine Mine in die Luft gesprengt, und von Grund aus zerstört. Dagegen scheint in anderer Hinsicht die Gebirgsart nicht ohne Einflus zu sein. An der Küste von Chili giebt es sStrekken von 5–6 Meilen, die nie erschüttert werden. Die Einwohner nennen dies sehr bezeichnend: Roca, que haze puente; die verschiedene Gebirgsart, woraus diese Strekken bestehn, bilden eine Brükke, und das Erdbeben überspringt sie. Die Alten hatten schon ganz dieselbe Meinung, dass die Vulkane Sicherheitsventile wären: die schönste Stelle finden wir bei Strabo. I. (ich kann sie nicht finden) Cumanà gegenüber liegt die Halbinsel Araya durch einen Meeresarm getrent: in dieser spürte man früher durchaus keine Erschütterung: aber seit dem grossen Erdbeben 1798 in Cumanà ist auch sie mit in den Erschütterungskreis gezogen worden, und es kann jezt nicht dieer leiseste Stos in Cumanà Statt finden, der nicht auch in Araya gefühlt würde. Dies scheint zu beweisen, dass sich jezt eine korrespondirende Öfnung unter der Halbin- sel befinde, die früher nicht vorhanden war, und nun die Stösse auf gleiche Weise nach Cumanà hin und nach Araya leitet. –

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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 186v. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/376>, abgerufen am 19.04.2024.