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Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

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sie in die Athmosphäre verdampfen. Es ist hierüber in Hin-
sicht auf den Niger ein Streit entstanden, man hat aber über-
haupt nur wenige Beobachtungen darüber. Messungen am Oran-
geriver in Süd-Afrika zeigen, dass er während seines Laufes
an Wassermenge verliert; ich habe den Rio Apure, welcher
so gros ist als die Donau, an vielen Punkte untersucht, seine
Breite, Geschwindigkeit und Wassermenge gemessen, und ge-
funden, dass je weiter er geht, er desto mehr an Wasser ver-
liert. Dies liegt aber darin, dass die sandigen Ebnen seiner
Ufer sich durch die Sonnenstralen bis zu 52° R. erhizen, und
gleichsam wie Schwämme das Wasser anziehn: dennoch lie-
fert er eine bedeutende Wassermasse in den Orenoco: es ist
daher unwahrscheinlich, dass der Niger seine ganze Wasser-
masse auf diese Weise verlieren solte.

Von der Ebbe und Flut.

Ebbe und Flut sind periodische Schwingungen der Wasser-
masse, durch die Anziehung der Sonne und des Mondes ver-
anlast. Komt ein Strom bei seinem Ausflusse in's Meer mit

sie in die Athmosphäre verdampfen. Es ist hierüber in Hin-
sicht auf den Niger ein Streit entstanden, man hat aber über-
haupt nur wenige Beobachtungen darüber. Messungen am Oran-
geriver in Süd-Afrika zeigen, dass er während seines Laufes
an Wassermenge verliert; ich habe den Rio Apure, welcher
so gros ist als die Donau, an vielen Punkte untersucht, seine
Breite, Geschwindigkeit und Wassermenge gemessen, und ge-
funden, dass je weiter er geht, er desto mehr an Wasser ver-
liert. Dies liegt aber darin, dass die sandigen Ebnen seiner
Ufer sich durch die Sonnenstralen bis zu 52° R. erhizen, und
gleichsam wie Schwämme das Wasser anziehn: dennoch lie-
fert er eine bedeutende Wassermasse in den Orenoco: es ist
daher unwahrscheinlich, dass der Niger seine ganze Wasser-
masse auf diese Weise verlieren solte.

Von der Ebbe und Flut.

Ebbe und Flut sind periodische Schwingungen der Wasser-
masse, durch die Anziehung der Sonne und des Mondes ver-
anlast. Komt ein Strom bei seinem Ausflusse in’s Meer mit

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[244v/0492] sie in die Athmosphäre verdampfen. Es ist hierüber in Hin- sicht auf den Niger ein Streit entstanden, man hat aber über- haupt nur wenige Beobachtungen darüber. Messungen am Oran- geriver in Süd-Afrika zeigen, dass er während seines Laufes an Wassermenge verliert; ich habe den Rio Apure, welcher so gros ist als die Donau, an vielen Punkte untersucht, seine Breite, Geschwindigkeit und Wassermenge gemessen, und ge- funden, dass je weiter er geht, er desto mehr an Wasser ver- liert. Dies liegt aber darin, dass die sandigen Ebnen seiner Ufer sich durch die Sonnenstralen bis zu 52° R. erhizen, und gleichsam wie Schwämme das Wasser anziehn: dennoch lie- fert er eine bedeutende Wassermasse in den Orenoco: es ist daher unwahrscheinlich, dass der Niger seine ganze Wasser- masse auf diese Weise verlieren solte. Von der Ebbe und Flut. Ebbe und Flut sind periodische Schwingungen der Wasser- masse, durch die Anziehung der Sonne und des Mondes ver- anlast. Komt ein Strom bei seinem Ausflusse in’s Meer mit

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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 244v. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/492>, abgerufen am 18.04.2024.