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Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

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Mittelmeer würde eine Flut bemerklich sein östlich von Malta,
weil es da seine gröste Entwikkelung hat: allein sie ist ganz
unbedeutend, auch zum Theil daher, weil die Öfnung bei den
Herkules-säulen zu klein ist, wodurch aus dem atlantischen
Ozean etwas hineinfliessen könte. Die Flut können wir eine
Welle nennen, welche nicht durch Seitendruk (wie bei den Win-
den) sondern durch den Zug eines Weltkörpers veranlast wird.
Auch ist die Lage des Mittelmeeres in dieser Hinsicht un-
günstig: wenn es gegen Syrien hin, nach O den Mündungen
des Euphrat zu, geöfnet wäre, so würde die Flut in demselben
bedeutender sein: denn der Gang der Flut ist von Ost nach West
wie der Gang des Mondes.

Nach der Theorie solte über 65° Breite keine Flut mehr
Statt finden, und dennoch beobachtete Parry an der Hudsonsbay
in einer Breite von 70° die Flut von 15 Fus Höhe: dies macht es
um so mehr wahrscheinlich, dass von der Hudsonsbay durch
die Barrowstrasse eine Kommunikazion mit der Baring-
strasse Statt finde. - In der Ostsee ist gar keine Flut: man

Mittelmeer würde eine Flut bemerklich sein östlich von Malta,
weil es da seine gröste Entwikkelung hat: allein sie ist ganz
unbedeutend, auch zum Theil daher, weil die Öfnung bei den
Herkules-säulen zu klein ist, wodurch aus dem atlantischen
Ozean etwas hineinfliessen könte. Die Flut können wir eine
Welle nennen, welche nicht durch Seitendruk (wie bei den Win-
den) sondern durch den Zug eines Weltkörpers veranlast wird.
Auch ist die Lage des Mittelmeeres in dieser Hinsicht un-
günstig: wenn es gegen Syrien hin, nach O den Mündungen
des Euphrat zu, geöfnet wäre, so würde die Flut in demselben
bedeutender sein: denn der Gang der Flut ist von Ost nach West
wie der Gang des Mondes.

Nach der Theorie solte über 65° Breite keine Flut mehr
Statt finden, und dennoch beobachtete Parry an der Hudsonsbay
in einer Breite von 70° die Flut von 15 Fus Höhe: dies macht es
um so mehr wahrscheinlich, dass von der Hudsonsbay durch
die Barrowstrasse eine Kommunikazion mit der Baring-
strasse Statt finde. – In der Ostsee ist gar keine Flut: man

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[247r/0497] Mittelmeer würde eine Flut bemerklich sein östlich von Malta, weil es da seine gröste Entwikkelung hat: allein sie ist ganz unbedeutend, auch zum Theil daher, weil die Öfnung bei den Herkules-säulen zu klein ist, wodurch aus dem atlantischen Ozean etwas hineinfliessen könte. Die Flut können wir eine Welle nennen, welche nicht durch Seitendruk (wie bei den Win- den) sondern durch den Zug eines Weltkörpers veranlast wird. Auch ist die Lage des Mittelmeeres in dieser Hinsicht un- günstig: wenn es gegen Syrien hin, nach O den Mündungen des Euphrat zu, geöfnet wäre, so würde die Flut in demselben bedeutender sein: denn der Gang der Flut ist von O. nach W. wie der Gang des Mondes. Nach der Theorie solte über 65° Breite keine Flut mehr Statt finden, und dennoch beobachtete Parry an der Hudsonsbay in einer Breite von 70° die Flut von 15 Fus Höhe: dies macht es um so mehr wahrscheinlich, dass von der Hudsonsbay durch die Barrowstrasse eine Kommunikazion mit der Baring- strasse Statt finde. – In der Ostsee ist gar keine Flut: man

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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 247r. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/497>, abgerufen am 23.04.2024.