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Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

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Einen andern grossen Strom fand ich an den Küsten von
Peru. Man leitete lange Zeit das sonderbare Klima von Lima aus der
Nähe der Schneeberge her: die Luft ist nämlich Monatelang mit
Dünsten überfült, die man garua nent, und als sich senkende
Wolkenschichten ansah. Allein der Grund liegt wo anders. Bei
meiner Reise vom obern Amazonenstrom nach Peru, wo ich die
Südsee zum erstenmale sah, war ich sehr begierig, die Tempe-
ratur der Meeresoberfläche zu prüfen, und glaubte sie nicht
unter +22-23° R. zu finden: ich war daher sehr überrascht, als
ich bei Truxillo mit dem Thermometer in's Meer ging, nur
121/2° zu finden: eine sehr auffallende Erscheinung. Es findet hier,
wie sich bald ergab, eine Strömung kalten Wassers nach dem
Aequator statt, welche von Chili und aus der magellanischen
Meerenge heraufkömt. Auf meiner Reise von Lima nach Guagaquil
und weiter hinauf nahm die Temperatur wieder zu, und an den
Küsten von Mexiko war sie wieder 22° R. Offenbar hängt das son-
derbare Klima von Peru mit der Temperatur des Meeres an
diesen Stellen zusammen: die Westwinde gehn durchüber eine Wasser-
schicht von 121/2 Grad, müssen sich also bedeutend erkälten. Herr Dir-
king
hat über dasselbe Phänomen viele Beobachtungen angestelt,

Einen andern grossen Strom fand ich an den Küsten von
Peru. Man leitete lange Zeit das sonderbare Klima von Lima aus der
Nähe der Schneeberge her: die Luft ist nämlich Monatelang mit
Dünsten überfült, die man garūa nent, und als sich senkende
Wolkenschichten ansah. Allein der Grund liegt wo anders. Bei
meiner Reise vom obern Amazonenstrom nach Peru, wo ich die
Südsee zum erstenmale sah, war ich sehr begierig, die Tempe-
ratur der Meeresoberfläche zu prüfen, und glaubte sie nicht
unter +22–23° R. zu finden: ich war daher sehr überrascht, als
ich bei Truxillo mit dem Thermometer in’s Meer ging, nur
12½° zu finden: eine sehr auffallende Erscheinung. Es findet hier,
wie sich bald ergab, eine Strömung kalten Wassers nach dem
Aequator statt, welche von Chili und aus der magellanischen
Meerenge heraufkömt. Auf meiner Reise von Lima nach Guagaquil
und weiter hinauf nahm die Temperatur wieder zu, und an den
Küsten von Mexiko war sie wieder 22° R. Offenbar hängt das son-
derbare Klima von Peru mit der Temperatur des Meeres an
diesen Stellen zusammen: die Westwinde gehn durchüber eine Wasser-
schicht von 12½ Grad, müssen sich also bedeutend erkälten. Herr Dir-
king
hat über dasselbe Phänomen viele Beobachtungen angestelt,

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[257r/0517] Einen andern grossen Strom fand ich an den Küsten von Peru. Man leitete lange Zeit das sonderbare Klima von Lima aus der Nähe der Schneeberge her: die Luft ist nämlich Monatelang mit Dünsten überfült, die man garūa nent, und als sich senkende Wolkenschichten ansah. Allein der Grund liegt wo anders. Bei meiner Reise vom obern Amazonenstrom nach Peru, wo ich die Südsee zum erstenmale sah, war ich sehr begierig, die Tempe- ratur der Meeresoberfläche zu prüfen, und glaubte sie nicht unter +22–23° R. zu finden: ich war daher sehr überrascht, als ich bei Truxillo mit dem Thermometer in’s Meer ging, nur 12½° zu finden: eine sehr auffallende Erscheinung. Es findet hier, wie sich bald ergab, eine Strömung kalten Wassers nach dem Aequator statt, welche von Chili und aus der magellanischen Meerenge heraufkömt. Auf meiner Reise von Lima nach Guagaquil und weiter hinauf nahm die Temperatur wieder zu, und an den Küsten von Mexiko war sie wieder 22° R. Offenbar hängt das son- derbare Klima von Peru mit der Temperatur des Meeres an diesen Stellen zusammen: die Westwinde gehn durchüber eine Wasser- schicht von 12½ Grad, müssen sich also bedeutend erkälten. H. Dir- king hat über dasselbe Phänomen viele Beobachtungen angestelt,

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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 257r. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/517>, abgerufen am 28.03.2024.