Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

Bild:
<< vorherige Seite

69.
der Berechnung unterworfen, hat gezeigt, dass in diesem Falle eine
Art von Echo in der Luft entsteht, das den Schall schwächt. In
dem Memoire, welches ich darüber herausgegeben, habe ich einen
sehr einfachen Versuch angeführt, der die Sache in's Licht sezt: wenn
man an ein schäumendes Glas Bier oder Champagner schlägt:
so klingt es wie Holz, weil der Schall aus derm tropfbarflüssigen
Körper in den gasförmigen übergehn mus: sobald sich der Schaum
gesezt hat, erhält das Glas seinen natürlichen Klang wieder.
Parry bemerkte am Nordpol, dass man während der langen Nacht
sehr viel weiter höre, als sonst. Er wolte eine Basis messen, und
hatte bis zum Ende derselben mehrere Personen aufgestelt, um
die Signale geben zu können: er fand bald, dass die mittleren Per-
sonen ganz unnüz wären, weil man in der doppelten Entfernung
sehr gut hören konte; er machte nun Versuche, wie weit sich dies
treiben liesse, und fand, dass man in 6700 Fus Entfernung volkom-
men gut verstanden wurde, ohne übermässig laut zu sprechen.
Dies lag ohne Zweifel in der durchaus gleichmässigen Temperatur
und Windstille der Luft. - Der Schall nimt ab, mit abnehmen-
dem Thermometer- und Barometerdruk: daher kömt es, dass
man nahe Schlachten oft gar nicht, entfernte in grossen Weiten

69.
der Berechnung unterworfen, hat gezeigt, dass in diesem Falle eine
Art von Echo in der Luft entsteht, das den Schall schwächt. In
dem Mémoire, welches ich darüber herausgegeben, habe ich einen
sehr einfachen Versuch angeführt, der die Sache in’s Licht sezt: wenn
man an ein schäumendes Glas Bier oder Champagner schlägt:
so klingt es wie Holz, weil der Schall aus derm tropfbarflüssigen
Körper in den gasförmigen übergehn mus: sobald sich der Schaum
gesezt hat, erhält das Glas seinen natürlichen Klang wieder.
Parry bemerkte am Nordpol, dass man während der langen Nacht
sehr viel weiter höre, als sonst. Er wolte eine Basis messen, und
hatte bis zum Ende derselben mehrere Personen aufgestelt, um
die Signale geben zu können: er fand bald, dass die mittleren Per-
sonen ganz unnüz wären, weil man in der doppelten Entfernung
sehr gut hören konte; er machte nun Versuche, wie weit sich dies
treiben liesse, und fand, dass man in 6700 Fus Entfernung volkom-
men gut verstanden wurde, ohne übermässig laut zu sprechen.
Dies lag ohne Zweifel in der durchaus gleichmässigen Temperatur
und Windstille der Luft. – Der Schall nimt ab, mit abnehmen-
dem Thermometer- und Barometerdruk: daher kömt es, dass
man nahe Schlachten oft gar nicht, entfernte in grossen Weiten

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="session" n="44">
          <p><pb facs="#f0551" n="274r"/><fw place="top" type="sig">69.</fw><lb/>
der Berechnung unterworfen, hat gezeigt, dass in diesem Falle eine<lb/>
Art von Echo in der Luft entsteht, <choice><sic>dass</sic><corr resp="#CT">das</corr></choice> den Schall schwächt. In<lb/>
dem Mémoire, welches ich darüber herausgegeben, habe ich einen<lb/>
sehr einfachen Versuch angeführt, der die Sache in&#x2019;s Licht sezt: wenn<lb/>
man an ein schäumendes Glas Bier oder Champagner schlägt:<lb/>
so klingt es wie Holz, weil der Schall aus de<subst><del rendition="#ow">r</del><add place="across">m</add></subst> tropfbarflüssigen<lb/>
Körper in den gasförmigen übergehn mus: sobald sich der Schaum<lb/>
gesezt hat, erhält das Glas seinen natürlichen Klang wieder.<lb/><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-116048166 http://d-nb.info/gnd/116048166">Parry</persName> bemerkte am Nordpol, dass man während der langen Nacht<lb/>
sehr viel weiter höre, als sonst. Er wolte eine Basis messen, und<lb/>
hatte bis zum Ende derselben mehrere Personen aufgestelt, um<lb/>
die Signale geben zu können: er fand bald, dass die mittleren Per-<lb/>
sonen ganz unnüz wären, weil man in der doppelten Entfernung<lb/>
sehr gut hören konte; er machte nun Versuche, wie weit sich dies<lb/>
treiben liesse, und fand, dass man in 6700 Fus Entfernung volkom-<lb/>
men gut verstanden wurde, ohne übermässig laut zu sprechen.<lb/>
Dies lag ohne Zweifel in der durchaus gleichmässigen Temperatur<lb/>
und Windstille der Luft. &#x2013; Der Schall nimt ab, mit abnehmen-<lb/>
dem Thermometer- und Barometerdruk: daher kömt es, dass<lb/>
man nahe Schlachten oft gar nicht, entfernte in grossen Weiten<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[274r/0551] 69. der Berechnung unterworfen, hat gezeigt, dass in diesem Falle eine Art von Echo in der Luft entsteht, das den Schall schwächt. In dem Mémoire, welches ich darüber herausgegeben, habe ich einen sehr einfachen Versuch angeführt, der die Sache in’s Licht sezt: wenn man an ein schäumendes Glas Bier oder Champagner schlägt: so klingt es wie Holz, weil der Schall aus derm tropfbarflüssigen Körper in den gasförmigen übergehn mus: sobald sich der Schaum gesezt hat, erhält das Glas seinen natürlichen Klang wieder. Parry bemerkte am Nordpol, dass man während der langen Nacht sehr viel weiter höre, als sonst. Er wolte eine Basis messen, und hatte bis zum Ende derselben mehrere Personen aufgestelt, um die Signale geben zu können: er fand bald, dass die mittleren Per- sonen ganz unnüz wären, weil man in der doppelten Entfernung sehr gut hören konte; er machte nun Versuche, wie weit sich dies treiben liesse, und fand, dass man in 6700 Fus Entfernung volkom- men gut verstanden wurde, ohne übermässig laut zu sprechen. Dies lag ohne Zweifel in der durchaus gleichmässigen Temperatur und Windstille der Luft. – Der Schall nimt ab, mit abnehmen- dem Thermometer- und Barometerdruk: daher kömt es, dass man nahe Schlachten oft gar nicht, entfernte in grossen Weiten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Abweichungen von den DTA-Richtlinien:

  • I/J: Lautwert transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/551
Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 274r. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/551>, abgerufen am 25.04.2024.