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Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

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Brandes, der früher in Breslau war, beschäftigte sich viel mit
der Schnelligkeit der Fortpflanzung der Barometerverände-
rungen über grosse Erdräume. Benj. Franklin hat beobachtet,
dass die Nordstürme zuerst in Georgien gefühlt werden, dann
in Virginien, endlich in Neu-England: die Luftveränderung
entsteht also von Süden her. L. v. Buch fand dasselbe an
den afrikanischen Küsten. Der Wind fängt da an, wohin
er strebt. Dies hängt mit einer Erscheinung auf Gran
Canaria zusammen, wo das maximum der Wärme nicht
in den Juli, sondern in den Oktober fält, wegen der ver-
änderten Richtung des Windes. George Glas bemerkte
zuerst, dass auf dem Pic von Teneriffa fast immer West-
wind hersche.

In Paris verhält sich die Zahl der Tage, in denen Ostwind
weht zu denen, in denen Westwind weht, wie 23:70, also
beinahe wie 1:3: die Westwinde sind also sehr vorherschend.
Wenn das obige Verhältnis wie 1:7 wäre, so würde die mittlere
Temperatur von Paris um 2° R. höher werden. Die grösse-
re oder geringere Kultur kann keinen Unterschied in

Brandes, der früher in Breslau war, beschäftigte sich viel mit
der Schnelligkeit der Fortpflanzung der Barometerverände-
rungen über grosse Erdräume. Benj. Franklin hat beobachtet,
dass die Nordstürme zuerst in Georgien gefühlt werden, dann
in Virginien, endlich in Neu-England: die Luftveränderung
entsteht also von Süden her. L. v. Buch fand dasselbe an
den afrikanischen Küsten. Der Wind fängt da an, wohin
er strebt. Dies hängt mit einer Erscheinung auf Gran
Canaria zusammen, wo das maximum der Wärme nicht
in den Juli, sondern in den Oktober fält, wegen der ver-
änderten Richtung des Windes. George Glas bemerkte
zuerst, dass auf dem Pic von Teneriffa fast immer West-
wind hersche.

In Paris verhält sich die Zahl der Tage, in denen Ostwind
weht zu denen, in denen Westwind weht, wie 23:70, also
beinahe wie 1:3: die Westwinde sind also sehr vorherschend.
Wenn das obige Verhältnis wie 1:7 wäre, so würde die mittlere
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[277v/0558] Brandes, der früher in Breslau war, beschäftigte sich viel mit der Schnelligkeit der Fortpflanzung der Barometerverände- rungen über grosse Erdräume. Benj. Franklin hat beobachtet, dass die Nordstürme zuerst in Georgien gefühlt werden, dann in Virginien, endlich in NeuEngland: die Luftveränderung entsteht also von Süden her. L. v. Buch fand dasselbe an den afrikanischen Küsten. Der Wind fängt da an, wohin er strebt. Dies hängt mit einer Erscheinung auf Gran Canaria zusammen, wo das maximum der Wärme nicht in den Juli, sondern in den Oktober fält, wegen der ver- änderten Richtung des Windes. George Glas bemerkte zuerst, dass auf dem Pic von Teneriffa fast immer West- wind hersche. In Paris verhält sich die Zahl der Tage, in denen Ostwind weht zu denen, in denen Westwind weht, wie 23:70, also beinahe wie 1:3: die Westwinde sind also sehr vorherschend. Wenn das obige Verhältnis wie 1:7 wäre, so würde die mittlere Temperatur von Paris um 2° R. höher werden. Die grösse- re oder geringere Kultur kann keinen Unterschied in

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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 277v. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/558>, abgerufen am 25.04.2024.