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Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

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Die Neupythagoräer, welche schon in die kristlichen Zeiten
fallen, haben wenig von dieser ursprünglichen Lehre behalten:
so stellt Plutarch den Pythagoras mit Numa zusammen,
obgleich es erwiesen ist, dass fast ein Jahrhundert zwischen
ihnen liegt. Es ist nicht zu läugnen, dass Copernicus dies
System kante, und dass es auf seine so wie auf Kepler's Ideen über die Stellung
der Planeten eingewirkt hat.

Nach Philolaos befindet sich in der Mitte des Weltgebäu-
des ein grosser Weltheerd: die Sonne ist ein Spiegel, welcher
die Stralen dessMelben auf die Erde reflektirt. Die Ekklipsen
werden durch eine Gegenerde bewirkt, welche man später
mit Amerika verwechselt hat. Ein EiAnklang dieser Vor-
stellung findet sich in Platons Timaeus, diesem phanta-
siereichen Systeme, wieder.

Bei den empirischen Untersuchungen Platons können
wir nicht genug seinen Scharfsinn bewundern. Er er-
kannte den Zusammenhang des unterirdischen Was-
sers und Feuers: er stellte die Idee auf: dass im In-
nern der Erde ein Feuerstrom, der Pyriphlegeton, sei,

Die Neupythagoräer, welche schon in die kristlichen Zeiten
fallen, haben wenig von dieser ursprünglichen Lehre behalten:
so stellt Plutarch den Pythagoras mit Numa zusammen,
obgleich es erwiesen ist, dass fast ein Jahrhundert zwischen
ihnen liegt. Es ist nicht zu läugnen, dass Copernicus dies
System kante, und dass es auf seine so wie auf Kepler’s Ideen über die Stellung
der Planeten eingewirkt hat.

Nach Philolaos befindet sich in der Mitte des Weltgebäu-
des ein grosser Weltheerd: die Sonne ist ein Spiegel, welcher
die Stralen dessMelben auf die Erde reflektirt. Die Ekklipsen
werden durch eine Gegenerde bewirkt, welche man später
mit Amerika verwechselt hat. Ein EiAnklang dieser Vor-
stellung findet sich in Platons Timaeus, diesem phanta-
siereichen Systeme, wieder.

Bei den empirischen Untersuchungen Platons können
wir nicht genug seinen Scharfsinn bewundern. Er er-
kannte den Zusammenhang des unterirdischen Was-
sers und Feuers: er stellte die Idee auf: dass im In-
nern der Erde ein Feuerstrom, der Pyriphlegeton, sei,

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[30v/0064] Die Neupythagoräer, welche schon in die kristlichen Zeiten fallen, haben wenig von dieser ursprünglichen Lehre behalten: so stellt Plutarch den Pythagoras mit Numa zusammen, obgleich es erwiesen ist, dass fast ein Jahrhundert zwischen ihnen liegt. Es ist nicht zu läugnen, dass Copernicus dies System kante, und dass es auf seine so wie auf Kepler’s Ideen über die Stellung der Planeten eingewirkt hat. Nach Philolaos befindet sich in der Mitte des Weltgebäu- des ein grosser Weltheerd: die Sonne ist ein Spiegel, welcher die Stralen dessMelben auf die Erde reflektirt. Die Ekklipsen werden durch eine Gegenerde bewirkt, welche man später mit Amerika verwechselt hat. Ein EiAnklang dieser Vor- stellung findet sich in Platons Timaeus, diesem phanta- siereichen Systeme, wieder. Bei den empirischen Untersuchungen Platons können wir nicht genug seinen Scharfsinn bewundern. Er er- kannte den Zusammenhang des unterirdischen Was- sers und Feuers: er stellte die Idee auf: dass im In- nern der Erde ein Feuerstrom, der Pyriphlegeton, sei,

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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 30v. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/64>, abgerufen am 29.03.2024.