Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

Bild:
<< vorherige Seite

immer ein Getöse bis auf 18 Meilen weit, das oft dem Kanonendonner,
oft dem Kleingewehrfeuer ähnlich ist. Beim Fall sind die Steine heis,
versengen aber nicht einmal das Gras. Berzelius schlos daraus sehr
scharfsinnig, dass das Innere der Massen durch die Verglasung
nicht gelitten habe, auch fand Herr v. Schreibers in Wien, dass der
Schwefelkies darin unverändert sei: daher gehört die hohe Tempe-
ratur nur der äusseren Masse an. Im Jahre 1810 fiel ein Meteor-
stein auf ein amerikanisches Schiff; (wenn man die Ausdehnung
des atlantischen Ozeans und die winzige Kleinheit des Schiffes
bedenkt: so gehört dies zu den ungeheuersten Zufällen, die man
sich denken kann;) schlug das Verdek durch, schwärzte aber nicht
einmal das Holz, obgleich man ihn sehr heis fand.

Ihr Vorkommen ist völlig unabhängig von den Jahreszeiten,
auch ihre Richtung nicht bestimt: man hat nichts periodisches
dabei finden können, eben so wenig hängen sie mit den Nordlich-
tern und Sonnenflekken zusammen, wie man wohl sonst angenom-
men hat. Schreibers in Wien warf die Frage auf, wie viel Steinfälle
überhaupt vorkommen mögen, und fand nach der Wahrscheinlichkeits-
rechnung, dass indem er, freilich unsicher genug, vom bekanten auf
das unbekante schlos, dass in 2000 Jahren 100,000 Steine herab-
gekommen sein mögen: aufin einem Jahre ungefähr 2500.

immer ein Getöse bis auf 18 Meilen weit, das oft dem Kanonendonner,
oft dem Kleingewehrfeuer ähnlich ist. Beim Fall sind die Steine heis,
versengen aber nicht einmal das Gras. Berzelius schlos daraus sehr
scharfsinnig, dass das Innere der Massen durch die Verglasung
nicht gelitten habe, auch fand Herr v. Schreibers in Wien, dass der
Schwefelkies darin unverändert sei: daher gehört die hohe Tempe-
ratur nur der äusseren Masse an. Im Jahre 1810 fiel ein Meteor-
stein auf ein amerikanisches Schiff; (wenn man die Ausdehnung
des atlantischen Ozeans und die winzige Kleinheit des Schiffes
bedenkt: so gehört dies zu den ungeheuersten Zufällen, die man
sich denken kann;) schlug das Verdek durch, schwärzte aber nicht
einmal das Holz, obgleich man ihn sehr heis fand.

Ihr Vorkommen ist völlig unabhängig von den Jahreszeiten,
auch ihre Richtung nicht bestimt: man hat nichts periodisches
dabei finden können, eben so wenig hängen sie mit den Nordlich-
tern und Sonnenflekken zusammen, wie man wohl sonst angenom-
men hat. Schreibers in Wien warf die Frage auf, wie viel Steinfälle
überhaupt vorkommen mögen, und fand nach der Wahrscheinlichkeits-
rechnung, dass indem er, freilich unsicher genug, vom bekanten auf
das unbekante schlos, dass in 2000 Jahren 100,000 Steine herab-
gekommen sein mögen: aufin einem Jahre ungefähr 2500.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="session" n="53">
          <p><pb facs="#f0674" n="335v"/>
immer ein Getöse bis auf 18 Meilen weit, das oft dem Kanonendonner,<lb/>
oft dem Kleingewehrfeuer ähnlich ist. Beim Fall sind die Steine heis,<lb/>
versengen aber nicht einmal das Gras. <persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118510185 http://d-nb.info/gnd/118510185">Berzelius</persName> schlos daraus sehr<lb/>
scharfsinnig, dass das Innere der Massen durch die Verglasung<lb/>
nicht gelitten habe, auch fand <choice><abbr>Hr.</abbr><expan resp="#CT">Herr</expan></choice> <persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-117045535 http://d-nb.info/gnd/117045535">v. Schreibers</persName> in Wien, dass der<lb/>
Schwefelkies darin unverändert sei: daher gehört die hohe Tempe-<lb/>
ratur nur der äusseren Masse an. Im Jahre 1810 fiel <del rendition="#s">ein</del> Meteor-<lb/>
stein auf ein amerikanisches Schiff; (wenn man die Ausdehnung<lb/>
des atlantischen Ozeans und die winzige Kleinheit des Schiffes<lb/>
bedenkt: so gehört dies zu den ungeheuersten Zufällen, die man<lb/>
sich denken kann;) schlug das Verdek durch, schwärzte aber nicht<lb/>
einmal das Holz, obgleich man ihn sehr heis fand.</p><lb/>
          <p>Ihr <hi rendition="#u">Vorkommen</hi> ist völlig unabhängig von den Jahreszeiten,<lb/>
auch ihre Richtung nicht bestimt: man hat nichts periodisches<lb/>
dabei finden können, eben so wenig hängen sie mit den Nordlich-<lb/>
tern und Sonnenflekken zusammen, wie man wohl sonst angenom-<lb/>
men hat. <hi rendition="#u"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-117045535 http://d-nb.info/gnd/117045535">Schreibers</persName></hi> in Wien warf die Frage auf, wie viel Steinfälle<lb/>
überhaupt vorkommen mögen, und fand nach der Wahrscheinlichkeits-<lb/>
rechnung, <del rendition="#s">dass</del> indem er, freilich unsicher genug, vom bekanten auf<lb/>
das unbekante schlos, dass in 2000 Jahren 100,000 Steine herab-<lb/>
gekommen sein mögen: <subst><del rendition="#s">auf</del><add place="superlinear">in</add></subst> ein<add place="sublinear">em</add> Jahre ungefähr 2500.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[335v/0674] immer ein Getöse bis auf 18 Meilen weit, das oft dem Kanonendonner, oft dem Kleingewehrfeuer ähnlich ist. Beim Fall sind die Steine heis, versengen aber nicht einmal das Gras. Berzelius schlos daraus sehr scharfsinnig, dass das Innere der Massen durch die Verglasung nicht gelitten habe, auch fand Hr. v. Schreibers in Wien, dass der Schwefelkies darin unverändert sei: daher gehört die hohe Tempe- ratur nur der äusseren Masse an. Im Jahre 1810 fiel ein Meteor- stein auf ein amerikanisches Schiff; (wenn man die Ausdehnung des atlantischen Ozeans und die winzige Kleinheit des Schiffes bedenkt: so gehört dies zu den ungeheuersten Zufällen, die man sich denken kann;) schlug das Verdek durch, schwärzte aber nicht einmal das Holz, obgleich man ihn sehr heis fand. Ihr Vorkommen ist völlig unabhängig von den Jahreszeiten, auch ihre Richtung nicht bestimt: man hat nichts periodisches dabei finden können, eben so wenig hängen sie mit den Nordlich- tern und Sonnenflekken zusammen, wie man wohl sonst angenom- men hat. Schreibers in Wien warf die Frage auf, wie viel Steinfälle überhaupt vorkommen mögen, und fand nach der Wahrscheinlichkeits- rechnung, dass indem er, freilich unsicher genug, vom bekanten auf das unbekante schlos, dass in 2000 Jahren 100,000 Steine herab- gekommen sein mögen: aufin einem Jahre ungefähr 2500.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Abweichungen von den DTA-Richtlinien:

  • I/J: Lautwert transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/674
Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 335v. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/674>, abgerufen am 28.03.2024.