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Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

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höhern Thierklassen ist das Gehirn zusammengedrängter, als bei
den niedern. Sömmering machte die schöne Entdekkung, dass die
geistigen Fähigkeiten nicht nach der Grösse des Gehirnes an sich beurtheilt
werden müssen: sondern nach seinem Verhältnis zu den übrigen
Nerven: in dieser Hinsicht ist es beim Menschen am grösten: bei
den Thieren dagegen sind die Nerven mehr ausgebildet; bei ihnen
wird der galvanische Prozes, der durch die Medullarsubstanz
und das arterielle Blut hervorgebracht wird, in jedem einzel-
nen Gliede bedingt: daher haben die Theile ein längeres par-
zielles Leben, wenn sie von dem Körper getrent werden.

Von den Thieren mit Rükkenwirbeln (animaux vertebres) giebt
es 11600, wovon 10/11 den flüssigen Umhüllungen angehören, wegen
der grossen Menge der Vögel und Fische. Bei den Vögeln finden
wir das maximum, bei den Fischen das minimum der Luftrespi-
razion: bei den Vögeln ist überdies die gröste Blutwärme: ein
Huhn hat 331/2° R. nach J. Davy, und 176 Pulsschläge in der
Minute. Ein Pferd dagegen 291/2° R. Blutwärme, und 56 bis
58 Pulsschläge. Die schwache Respirazion der Fische durch die
Kiemen, ist ein Prozes, durch den der Sauerstof aus dem Wasser

höhern Thierklassen ist das Gehirn zusammengedrängter, als bei
den niedern. Sömmering machte die schöne Entdekkung, dass die
geistigen Fähigkeiten nicht nach der Grösse des Gehirnes an sich beurtheilt
werden müssen: sondern nach seinem Verhältnis zu den übrigen
Nerven: in dieser Hinsicht ist es beim Menschen am grösten: bei
den Thieren dagegen sind die Nerven mehr ausgebildet; bei ihnen
wird der galvanische Prozes, der durch die Medullarsubstanz
und das arterielle Blut hervorgebracht wird, in jedem einzel-
nen Gliede bedingt: daher haben die Theile ein längeres par-
zielles Leben, wenn sie von dem Körper getrent werden.

Von den Thieren mit Rükkenwirbeln (animaux vertébrés) giebt
es 11600, wovon 10/11 den flüssigen Umhüllungen angehören, wegen
der grossen Menge der Vögel und Fische. Bei den Vögeln finden
wir das maximum, bei den Fischen das minimum der Luftrespi-
razion: bei den Vögeln ist überdies die gröste Blutwärme: ein
Huhn hat 33½° R. nach J. Davy, und 176 Pulsschläge in der
Minute. Ein Pferd dagegen 29½° R. Blutwärme, und 56 bis
58 Pulsschläge. Die schwache Respirazion der Fische durch die
Kiemen, ist ein Prozes, durch den der Sauerstof aus dem Wasser

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[369r/0741] höhern Thierklassen ist das Gehirn zusammengedrängter, als bei den niedern. Sömmering machte die schöne Entdekkung, dass die geistigen Fähigkeiten nicht nach der Grösse des Gehirnes an sich beurtheilt werden müssen: sondern nach seinem Verhältnis zu den übrigen Nerven: in dieser Hinsicht ist es beim Menschen am grösten: bei den Thieren dagegen sind die Nerven mehr ausgebildet; bei ihnen wird der galvanische Prozes, der durch die Medullarsubstanz und das arterielle Blut hervorgebracht wird, in jedem einzel- nen Gliede bedingt: daher haben die Theile ein längeres par- zielles Leben, wenn sie von dem Körper getrent werden. Von den Thieren mit Rükkenwirbeln (animaux vertébrés) giebt es 11600, wovon 10/11 den flüssigen Umhüllungen angehören, wegen der grossen Menge der Vögel und Fische. Bei den Vögeln finden wir das maximum, bei den Fischen das minimum der Luftrespi- razion: bei den Vögeln ist überdies die gröste Blutwärme: ein Huhn hat 33½° R. nach J. Davy, und 176 Pulsschläge in der Minute. Ein Pferd dagegen 29½° R. Blutwärme, und 56 bis 58 Pulsschläge. Die schwache Respirazion der Fische durch die Kiemen, ist ein Prozes, durch den der Sauerstof aus dem Wasser

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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 369r. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/741>, abgerufen am 19.04.2024.