Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Patzig, Gotthilf: Vorträge über physische Geographie des Freiherrn Alexander von Humbold: gehalten im großen Hörsaale des Universitäts-Gebäudes zu Berlin im Wintersemester 1827/28 vom 3ten Novbr. 1827. bis 26 April 1828. Aus schriftlichen Notizen nach jedem Vortrage zusammengestellt vom Rechnungsrath Gotthilf Friedrich Patzig. Berlin, 1827/28. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

Bild:
<< vorherige Seite

der von Eyckschen Schule. Als die histo-
rischen Figuren verkleinert wurden, war
dies zugleich der Anfang u. beginn der Land-
schaftsmalerei, wenigstens wurde sie da-
durch vorbereitet. Tizian, Bassano u.
Carragio waren weniger treu u. Nach-
ahnung exotischen Formen. Erst um die Mitte
des 17 Jahrhdts wurde diese mit mehr
Wahrheit nachgebildet. Jm J. 1647.
ging der holländische Maler
mit Graf Nassau nach Brasilien, er sehe
die gewaltigen Ufer des Amazonenflüsses
u. treffend sind seine in Schleicheim
befindlichen Gemählde; aber so wahr
sind die Abbildungen der Ufer des Ganges
von Hagges. Die Physiognomik der
Welt malerisch darzustellen ist nicht un-
wichtig gewesen, die Lust an Reisen zu
erwecken u. dadurch zur Vermehrung
u. Erweiterung der Weltansicht zu ge-
Veranlassung
der Reisen des
Herrn etc. v Humbold

langen. Wenn ich mich selbst frage, was
mich zuerst bewog fremde Länder u.
die Tropenwelt zu besuchen,
so waren
dies zunächst Georg Forsters Beschreibung
der Südsee-Jnseln, u. der Anblick der
wunderbaren Formen des Drachenbau-
mes in dem hiesigen botanischen Garten.

Uebersicht
der Propedeutik

Die Propedeutik der Natur-Wissenschaft
will ich hiemit schließen.
Wir haben uns

1., mit einer Uebersicht der Natur-Erschei-
nungen im Weltraume

2., mit [unleserliches Material]der Definition der Wissenschaft

3.,

der von Eyckſchen Schule. Als die hiſto-
riſchen Figuren verkleinert wurden, war
dies zugleich der Anfang u. begiñ der Land-
ſchaftsmalerei, wenigſtens wurde ſie da-
durch vorbereitet. Tizian, Bassano u.
Carragio waren weniger treu u. Nach-
ahnung exotiſchen Formen. Erſt um die Mitte
des 17 Jahrhdts wurde dieſe mit mehr
Wahrheit nachgebildet. Jm J. 1647.
ging der holländiſche Maler
mit Graf Nassau nach Braſilien, er ſehe
die gewaltigen Ufer des Amazonenflüſſes
u. treffend ſind ſeine in Schleicheim
befindlichen Gemählde; aber ſo wahr
ſind die Abbildungen der Ufer des Ganges
von Hagges. Die Phÿſiognomik der
Welt maleriſch darzuſtellen iſt nicht un-
wichtig geweſen, die Luſt an Reiſen zu
erwecken u. dadurch zur Vermehrung
u. Erweiterung der Weltanſicht zu ge-
Veranlaſſung
der Reiſen des
Herrn etc. v Humbold

langen. Weñ ich mich ſelbſt frage, was
mich zuerſt bewog fremde Länder u.
die Tropenwelt zu beſuchen,
ſo waren
dies zunächſt Georg Forſters Beſchreibung
der Südſee-Jnſeln, u. der Anblick der
wunderbaren Formen des Drachenbau-
mes in dem hieſigen botaniſchen Garten.

Ueberſicht
der Propedeutik

Die Propedeutik der Natur-Wiſſenſchaft
will ich hiemit ſchließen.
Wir haben uns

1., mit einer Ueberſicht der Natur-Erſchei-
nungen im Weltraume

2., mit [unleserliches Material]der Definition der Wiſſenſchaft

3.,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div xml:id="Ms_germ_fol_841" next="#Ms_germ_fol_842">
        <div type="session" n="9">
          <p><pb facs="#f0067" n="[63]."/>
der von Eyck&#x017F;chen Schule. Als die hi&#x017F;to-<lb/>
ri&#x017F;chen Figuren verkleinert wurden, war<lb/>
dies zugleich der Anfang u. begin&#x0303; der Land-<lb/>
&#x017F;chaftsmalerei, wenig&#x017F;tens wurde &#x017F;ie da-<lb/>
durch vorbereitet. <hi rendition="#aq"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118622994 http://d-nb.info/gnd/118622994">Tizian</persName></hi>, <hi rendition="#aq"><persName resp="#BF" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-11865750X http://d-nb.info/gnd/11865750X">Bassano</persName></hi> u.<lb/><hi rendition="#aq"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118519255 http://d-nb.info/gnd/118519255">Carragio</persName></hi> waren weniger treu u. Nach-<lb/>
ahnung exoti&#x017F;chen Formen. Er&#x017F;t um die Mitte<lb/>
des 17 Jahrhdts wurde die&#x017F;e mit mehr<lb/>
Wahrheit nachgebildet. Jm J. 1647.<lb/>
ging der holländi&#x017F;che Maler <metamark><space dim="horizontal"/></metamark><lb/>
mit Graf <hi rendition="#aq"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118738097 http://d-nb.info/gnd/118738097">Nassau</persName></hi> nach Bra&#x017F;ilien, er &#x017F;ehe<lb/>
die gewaltigen Ufer des Amazonenflü&#x017F;&#x017F;es<lb/>
u. treffend &#x017F;ind &#x017F;eine in <hi rendition="#aq">Schleicheim</hi><lb/>
befindlichen Gemählde; aber &#x017F;o wahr<lb/>
&#x017F;ind die Abbildungen der Ufer des Ganges<lb/>
von <hi rendition="#aq"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-123488893 http://d-nb.info/gnd/123488893">Hagges</persName></hi>. Die Phÿ&#x017F;iognomik der<lb/>
Welt maleri&#x017F;ch darzu&#x017F;tellen i&#x017F;t nicht un-<lb/>
wichtig gewe&#x017F;en, die Lu&#x017F;t an Rei&#x017F;en zu<lb/>
erwecken u. dadurch zur Ver<unclear reason="illegible" cert="high" resp="#BF">m</unclear>ehrung<lb/>
u. Erweiterung der Weltan&#x017F;icht zu ge-<lb/><note place="left"><hi rendition="#u">Veranla&#x017F;&#x017F;ung<lb/>
der Rei&#x017F;en des<lb/><choice><abbr>H&#xFFFC;.</abbr><expan resp="#BF">Herrn</expan></choice> <choice><orig><hi rendition="#aq">p</hi></orig><reg resp="#BF"><hi rendition="#aq">etc</hi>.</reg></choice> <persName resp="#BF" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118554700 http://d-nb.info/gnd/118554700">v Humbold</persName></hi><lb/></note>langen. <hi rendition="#u">Wen&#x0303; ich mich &#x017F;elb&#x017F;t frage, was<lb/>
mich zuer&#x017F;t bewog fremde Länder u.<lb/>
die Tropenwelt zu be&#x017F;uchen,</hi> &#x017F;o waren<lb/>
dies zunäch&#x017F;t <hi rendition="#aq"><persName resp="#BF" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118534416 http://d-nb.info/gnd/118534416">Georg For&#x017F;ter</persName>s</hi> Be&#x017F;chreibung<lb/>
der Süd&#x017F;ee-Jn&#x017F;eln, u. der Anblick der<lb/>
wunderbaren Formen des Drachenbau-<lb/>
mes in dem hie&#x017F;igen botani&#x017F;chen Garten.</p><lb/>
          <p><note place="left"><hi rendition="#u">Ueber&#x017F;icht<lb/>
der Propedeutik</hi><lb/></note><hi rendition="#u">Die Propedeutik der</hi><add place="superlinear"><metamark/><hi rendition="#u">Natur-</hi></add><hi rendition="#u">Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft<lb/>
will ich hiemit &#x017F;chließen.</hi> Wir haben uns<lb/><list><item>1., mit einer Ueber&#x017F;icht der Natur-Er&#x017F;chei-<lb/>
nungen im Weltraume</item><lb/><item>2., mit <subst><del rendition="#ow"><gap reason="illegible"/></del><add place="across">d</add></subst>er <choice><orig>Definition<unclear reason="illegible" cert="low" resp="#BF">e</unclear></orig><reg resp="#CT">Definition</reg></choice> der Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft</item><lb/>
<fw type="catch" place="bottom">3.,</fw><lb/></list></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[63]./0067] der von Eyckſchen Schule. Als die hiſto- riſchen Figuren verkleinert wurden, war dies zugleich der Anfang u. begiñ der Land- ſchaftsmalerei, wenigſtens wurde ſie da- durch vorbereitet. Tizian, Bassano u. Carragio waren weniger treu u. Nach- ahnung exotiſchen Formen. Erſt um die Mitte des 17 Jahrhdts wurde dieſe mit mehr Wahrheit nachgebildet. Jm J. 1647. ging der holländiſche Maler mit Graf Nassau nach Braſilien, er ſehe die gewaltigen Ufer des Amazonenflüſſes u. treffend ſind ſeine in Schleicheim befindlichen Gemählde; aber ſo wahr ſind die Abbildungen der Ufer des Ganges von Hagges. Die Phÿſiognomik der Welt maleriſch darzuſtellen iſt nicht un- wichtig geweſen, die Luſt an Reiſen zu erwecken u. dadurch zur Vermehrung u. Erweiterung der Weltanſicht zu ge- langen. Weñ ich mich ſelbſt frage, was mich zuerſt bewog fremde Länder u. die Tropenwelt zu beſuchen, ſo waren dies zunächſt Georg Forſters Beſchreibung der Südſee-Jnſeln, u. der Anblick der wunderbaren Formen des Drachenbau- mes in dem hieſigen botaniſchen Garten. Veranlaſſung der Reiſen des H. p v Humbold Die Propedeutik der Natur-Wiſſenſchaft will ich hiemit ſchließen. Wir haben uns 1., mit einer Ueberſicht der Natur-Erſchei- nungen im Weltraume 2., mit _ der Definitione der Wiſſenſchaft 3., Ueberſicht der Propedeutik

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/patzig_msgermfol841842_1828
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/patzig_msgermfol841842_1828/67
Zitationshilfe: Patzig, Gotthilf: Vorträge über physische Geographie des Freiherrn Alexander von Humbold: gehalten im großen Hörsaale des Universitäts-Gebäudes zu Berlin im Wintersemester 1827/28 vom 3ten Novbr. 1827. bis 26 April 1828. Aus schriftlichen Notizen nach jedem Vortrage zusammengestellt vom Rechnungsrath Gotthilf Friedrich Patzig. Berlin, 1827/28. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. [63].. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/patzig_msgermfol841842_1828/67>, abgerufen am 19.04.2024.