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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809.

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nach der entfernten Thüre des Mißgeburten-Ka-
binettes aus: "da drinn ist mein Vater, der sich
freuen wird."

Er fuhr fort: er wünsche eben ihn mehr
kennen zu lernen, da er dessen treffliche Werke,
wie wohl als Laie, gelesen. Sie sprang nach
der Thüre. "Sie hörten mich nicht aus -- sagte
er lächelnd --; Da ich nun im Wochenblatte
die schöne Möglichkeit gelesen, zugleich mit einer
Freundin meines Freundes, und mit einem gro-
ßen Gelehrten zu reisen": Hier aber setzte sie
ins Kabinet hinein und zog den räuchernden Kat-
zenberger mit einem ausgestopften Säbelschnäb-
ler in der Hand ins Zimmer. Sie selber ent-
lief ohne Schaul über die Gasse, um ihrer
schwangern Freundin Bona die schönste Neu-
igkeit und Abschied zu sagen.

Sie mußte aber jubeln und stürmen. Denn
sie hatte vor einiger Zeit an den großen Büh-
nendichter Theudobach -- der bekanntlich mit
Schiller und Kotzebue die drey deutschen Hora-
zier ausmacht, die wir den drey tragischen Ku-
riaziern Frankreichs und Griechenlands entgegen-

nach der entfernten Thuͤre des Mißgeburten-Ka-
binettes aus: „da drinn iſt mein Vater, der ſich
freuen wird.”

Er fuhr fort: er wuͤnſche eben ihn mehr
kennen zu lernen, da er deſſen treffliche Werke,
wie wohl als Laie, geleſen. Sie ſprang nach
der Thuͤre. „Sie hörten mich nicht aus — ſagte
er laͤchelnd —; Da ich nun im Wochenblatte
die ſchöne Möglichkeit geleſen, zugleich mit einer
Freundin meines Freundes, und mit einem gro-
ßen Gelehrten zu reiſen”: Hier aber ſetzte ſie
ins Kabinet hinein und zog den raͤuchernden Kat-
zenberger mit einem ausgeſtopften Saͤbelſchnaͤb-
ler in der Hand ins Zimmer. Sie ſelber ent-
lief ohne Schaul uͤber die Gaſſe, um ihrer
ſchwangern Freundin Bona die ſchönſte Neu-
igkeit und Abſchied zu ſagen.

Sie mußte aber jubeln und ſtuͤrmen. Denn
ſie hatte vor einiger Zeit an den großen Buͤh-
nendichter Theudobach — der bekanntlich mit
Schiller und Kotzebue die drey deutſchen Hora-
zier ausmacht, die wir den drey tragiſchen Ku-
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[10/0028] nach der entfernten Thuͤre des Mißgeburten-Ka- binettes aus: „da drinn iſt mein Vater, der ſich freuen wird.” Er fuhr fort: er wuͤnſche eben ihn mehr kennen zu lernen, da er deſſen treffliche Werke, wie wohl als Laie, geleſen. Sie ſprang nach der Thuͤre. „Sie hörten mich nicht aus — ſagte er laͤchelnd —; Da ich nun im Wochenblatte die ſchöne Möglichkeit geleſen, zugleich mit einer Freundin meines Freundes, und mit einem gro- ßen Gelehrten zu reiſen”: Hier aber ſetzte ſie ins Kabinet hinein und zog den raͤuchernden Kat- zenberger mit einem ausgeſtopften Saͤbelſchnaͤb- ler in der Hand ins Zimmer. Sie ſelber ent- lief ohne Schaul uͤber die Gaſſe, um ihrer ſchwangern Freundin Bona die ſchönſte Neu- igkeit und Abſchied zu ſagen. Sie mußte aber jubeln und ſtuͤrmen. Denn ſie hatte vor einiger Zeit an den großen Buͤh- nendichter Theudobach — der bekanntlich mit Schiller und Kotzebue die drey deutſchen Hora- zier ausmacht, die wir den drey tragiſchen Ku- riaziern Frankreichs und Griechenlands entgegen-

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Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger01_1809/28>, abgerufen am 28.03.2024.