takomben begegnen -- und vor dem Auge, das verarmt und verlassen ist und das kein Mensch mehr erfreuen will -- und vor dem stolzen Göttersohne, den sein Unglaube und seine ein¬ same, menschenleere Brust an einen ewigen unverrückten Schmerz anschmieden -- -- vor allen diesen bleibst du, erquickende Natur mit deinen Blumen und Gebirgen und Katarakten treu und tröstend stehen, und der blutende Göt¬ tersohn wirft stumm und kalt den Tropfen der Pein aus den Augen, damit sie hell und weit auf deinen Vulkanen und auf deinen Frühlin¬ gen und auf deinen Sonnen liegen! -- --
2. Zykel.
Ich wüßte einem Menschen, den ich lieb habe, nichts schöneres zu wünschen als eine Mutter -- eine Schwester -- drei Jahre Bei¬ sammenleben auf Isola bella -- und dann im zwanzigsten eine Morgenstunde, wo er auf dem Eden-Eiland aussteigt und alles dieses mit dem Auge und der Erinnerung auf einmal, genies¬ send umfängt und in die offne Seele drückt -- -- O du allzuglücklicher Albano auf dem Ro¬
takomben begegnen — und vor dem Auge, das verarmt und verlaſſen iſt und das kein Menſch mehr erfreuen will — und vor dem ſtolzen Götterſohne, den ſein Unglaube und ſeine ein¬ ſame, menſchenleere Bruſt an einen ewigen unverrückten Schmerz anſchmieden — — vor allen dieſen bleibſt du, erquickende Natur mit deinen Blumen und Gebirgen und Katarakten treu und tröſtend ſtehen, und der blutende Göt¬ terſohn wirft ſtumm und kalt den Tropfen der Pein aus den Augen, damit ſie hell und weit auf deinen Vulkanen und auf deinen Frühlin¬ gen und auf deinen Sonnen liegen! — —
2. Zykel.
Ich wüßte einem Menſchen, den ich lieb habe, nichts ſchöneres zu wünſchen als eine Mutter — eine Schweſter — drei Jahre Bei¬ ſammenleben auf Isola bella — und dann im zwanzigſten eine Morgenſtunde, wo er auf dem Eden-Eiland ausſteigt und alles dieſes mit dem Auge und der Erinnerung auf einmal, genieſ¬ ſend umfängt und in die offne Seele drückt — — O du allzuglücklicher Albano auf dem Ro¬
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takomben begegnen — und vor dem Auge, das
verarmt und verlaſſen iſt und das kein Menſch
mehr erfreuen will — und vor dem ſtolzen
Götterſohne, den ſein Unglaube und ſeine ein¬
ſame, menſchenleere Bruſt an einen ewigen
unverrückten Schmerz anſchmieden — — vor
allen dieſen bleibſt du, erquickende Natur mit
deinen Blumen und Gebirgen und Katarakten
treu und tröſtend ſtehen, und der blutende Göt¬
terſohn wirft ſtumm und kalt den Tropfen der
Pein aus den Augen, damit ſie hell und weit
auf deinen Vulkanen und auf deinen Frühlin¬
gen und auf deinen Sonnen liegen! — —
2. Zykel.
Ich wüßte einem Menſchen, den ich lieb
habe, nichts ſchöneres zu wünſchen als eine
Mutter — eine Schweſter — drei Jahre Bei¬
ſammenleben auf Isola bella — und dann im
zwanzigſten eine Morgenſtunde, wo er auf dem
Eden-Eiland ausſteigt und alles dieſes mit dem
Auge und der Erinnerung auf einmal, genieſ¬
ſend umfängt und in die offne Seele drückt —
— O du allzuglücklicher Albano auf dem Ro¬
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Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/43>, abgerufen am 28.03.2024.
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