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Peschel, Oscar: Völkerkunde. Leipzig, 1874.

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Das menschliche Gehirn.

Geräumigkeit des weiblichen Hirnschädels im Vergleich zum männ-
lichen, wenn der letztere = 1000 gesetzt wird.

Beobachter.
bei Negern984B. Davis.
" Hindu944"
" Negern932Tiedemann.
" Malayen923"
" Holländern919"
" Irländern912B. Davis.
" Kanaken906"
" Slaven903Weisbach.
" Marquesas-Insul.902B. Davis.
" Deutschen897Welcker.
" Holländern883B. Davis.
" Deutschen878Weisbach.
" Javanen874B. Davis.
" Deutschen864Tiedemann.
" Engländern860B. Davis.
" Deutschen838Huschke.

Lehrreich ist an diesen Werthen vorzüglich, dass bei den hochge-
sitteten Völkern, wie sich dies auch bei andern Körpermerkmalen
wiederholt, die Geschlechtsverschiedenheiten stärker hervortreten.

Auch andere überraschende Aufschlüsse über die Gewichts-
verhältnisse erhielten wir durch die Untersuchungen A. Weisbachs,
die sich zwar nur über 429 Gehirne von Bewohnern Oesterreichs
erstreckten, dagegen aber ausschliesslich geistesgesunden Personen
angehört hatten 1). Stets wurde zunächst das Gesammtgewicht,
dann aber wiederum das Gewicht des grossen sowie des kleinen
Hirns und der Brücke besonders festgestellt. Belehrend war vor
allem die Thatsache, dass das Gehirn zwischen dem 20. und 30.
Lebensjahre sein höchstes Gewicht erreicht und dann bis zum 80. Jahre
einen Verlust erleidet, der bis zu 10 Proc. anwächst. Dieser Verlust er-
streckt sich gleichzeitig auf alle Abschnitte des Gehirns mit Ausnahme
der Brücke, die noch bis in das 50. Lebensjahr zunimmt 2). Daraus
muss die Lehre gezogen werden, dass nur das Gewicht der Ge-
hirne bei gleichem Lebensalter verglichen werden darf. Ferner
sind die Untersuchungen einer älteren Vermuthung günstig gewesen,
dass nämlich die specifische Schwere der Gehirne verschieden sei,

1) Die Gewichtsverhältnisse der Gehirne österreichischer Völker, im Archiv
für Anthropologie. Braunschw. 1866. Bd. 1. S. 190.
2) a. a. O. S. 299.
Das menschliche Gehirn.

Geräumigkeit des weiblichen Hirnschädels im Vergleich zum männ-
lichen, wenn der letztere = 1000 gesetzt wird.

Beobachter.
bei Negern984B. Davis.
„ Hindu944
„ Negern932Tiedemann.
„ Malayen923
„ Holländern919
„ Irländern912B. Davis.
„ Kanaken906
„ Slaven903Weisbach.
„ Marquesas-Insul.902B. Davis.
„ Deutschen897Welcker.
„ Holländern883B. Davis.
„ Deutschen878Weisbach.
„ Javanen874B. Davis.
„ Deutschen864Tiedemann.
„ Engländern860B. Davis.
„ Deutschen838Huschke.

Lehrreich ist an diesen Werthen vorzüglich, dass bei den hochge-
sitteten Völkern, wie sich dies auch bei andern Körpermerkmalen
wiederholt, die Geschlechtsverschiedenheiten stärker hervortreten.

Auch andere überraschende Aufschlüsse über die Gewichts-
verhältnisse erhielten wir durch die Untersuchungen A. Weisbachs,
die sich zwar nur über 429 Gehirne von Bewohnern Oesterreichs
erstreckten, dagegen aber ausschliesslich geistesgesunden Personen
angehört hatten 1). Stets wurde zunächst das Gesammtgewicht,
dann aber wiederum das Gewicht des grossen sowie des kleinen
Hirns und der Brücke besonders festgestellt. Belehrend war vor
allem die Thatsache, dass das Gehirn zwischen dem 20. und 30.
Lebensjahre sein höchstes Gewicht erreicht und dann bis zum 80. Jahre
einen Verlust erleidet, der bis zu 10 Proc. anwächst. Dieser Verlust er-
streckt sich gleichzeitig auf alle Abschnitte des Gehirns mit Ausnahme
der Brücke, die noch bis in das 50. Lebensjahr zunimmt 2). Daraus
muss die Lehre gezogen werden, dass nur das Gewicht der Ge-
hirne bei gleichem Lebensalter verglichen werden darf. Ferner
sind die Untersuchungen einer älteren Vermuthung günstig gewesen,
dass nämlich die specifische Schwere der Gehirne verschieden sei,

1) Die Gewichtsverhältnisse der Gehirne österreichischer Völker, im Archiv
für Anthropologie. Braunschw. 1866. Bd. 1. S. 190.
2) a. a. O. S. 299.
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[72/0090] Das menschliche Gehirn. Geräumigkeit des weiblichen Hirnschädels im Vergleich zum männ- lichen, wenn der letztere = 1000 gesetzt wird. Beobachter. bei Negern 984 B. Davis. „ Hindu 944 „ „ Negern 932 Tiedemann. „ Malayen 923 „ „ Holländern 919 „ „ Irländern 912 B. Davis. „ Kanaken 906 „ „ Slaven 903 Weisbach. „ Marquesas-Insul. 902 B. Davis. „ Deutschen 897 Welcker. „ Holländern 883 B. Davis. „ Deutschen 878 Weisbach. „ Javanen 874 B. Davis. „ Deutschen 864 Tiedemann. „ Engländern 860 B. Davis. „ Deutschen 838 Huschke. Lehrreich ist an diesen Werthen vorzüglich, dass bei den hochge- sitteten Völkern, wie sich dies auch bei andern Körpermerkmalen wiederholt, die Geschlechtsverschiedenheiten stärker hervortreten. Auch andere überraschende Aufschlüsse über die Gewichts- verhältnisse erhielten wir durch die Untersuchungen A. Weisbachs, die sich zwar nur über 429 Gehirne von Bewohnern Oesterreichs erstreckten, dagegen aber ausschliesslich geistesgesunden Personen angehört hatten 1). Stets wurde zunächst das Gesammtgewicht, dann aber wiederum das Gewicht des grossen sowie des kleinen Hirns und der Brücke besonders festgestellt. Belehrend war vor allem die Thatsache, dass das Gehirn zwischen dem 20. und 30. Lebensjahre sein höchstes Gewicht erreicht und dann bis zum 80. Jahre einen Verlust erleidet, der bis zu 10 Proc. anwächst. Dieser Verlust er- streckt sich gleichzeitig auf alle Abschnitte des Gehirns mit Ausnahme der Brücke, die noch bis in das 50. Lebensjahr zunimmt 2). Daraus muss die Lehre gezogen werden, dass nur das Gewicht der Ge- hirne bei gleichem Lebensalter verglichen werden darf. Ferner sind die Untersuchungen einer älteren Vermuthung günstig gewesen, dass nämlich die specifische Schwere der Gehirne verschieden sei, 1) Die Gewichtsverhältnisse der Gehirne österreichischer Völker, im Archiv für Anthropologie. Braunschw. 1866. Bd. 1. S. 190. 2) a. a. O. S. 299.

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Zitationshilfe: Peschel, Oscar: Völkerkunde. Leipzig, 1874, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/peschel_voelkerkunde_1874/90>, abgerufen am 29.03.2024.