Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781.

Bild:
<< vorherige Seite

§. 36.
Noch mehr Mutterlehren. Reine An-
dacht und Emporhebung der Seele
zu Gott.

Lise unterbrach diese Stille -- Du zeigest uns jezt
die neuen Batzen, sagte sie zur Mutter -- Ja, ich
will sie euch zeigen, antwortete die Mutter.

Aber, Lise! du bist immer das, so zuerst
redet.

Niclas juckt jezt vom Ort auf, wo er saß, drängt
sich hinter dem Grütli hervor, daß er näher beym
Licht sey, um die Batzen zu sehen, und stößt denn
das Kleine, daß es laut weint.

Da sagte die Mutter: Niclas! es ist nicht Recht;
in eben der Viertelstunde versprachst du, sorgfälti-
ger zu seyn, und jezt thnst du das.

Niclas. Ach Mutter! es ist mir leid; ich
will's in meinem Lebe nicht mehr thun.

Mutter. Das sagtest du eben jezt zu deinem
lieben Gott, und thatst es wieder; es ist dir nicht
Ernst.

Niclas. Ach ja, Mutter! Es ist mir gewiß
Ernst. Verzeih mir, es ist mir gewiß Ernst und
recht leid.

Mut-

§. 36.
Noch mehr Mutterlehren. Reine An-
dacht und Emporhebung der Seele
zu Gott.

Liſe unterbrach dieſe Stille — Du zeigeſt uns jezt
die neuen Batzen, ſagte ſie zur Mutter — Ja, ich
will ſie euch zeigen, antwortete die Mutter.

Aber, Liſe! du biſt immer das, ſo zuerſt
redet.

Niclas juckt jezt vom Ort auf, wo er ſaß, draͤngt
ſich hinter dem Gruͤtli hervor, daß er naͤher beym
Licht ſey, um die Batzen zu ſehen, und ſtoͤßt denn
das Kleine, daß es laut weint.

Da ſagte die Mutter: Niclas! es iſt nicht Recht;
in eben der Viertelſtunde verſprachſt du, ſorgfaͤlti-
ger zu ſeyn, und jezt thnſt du das.

Niclas. Ach Mutter! es iſt mir leid; ich
will’s in meinem Lebe nicht mehr thun.

Mutter. Das ſagteſt du eben jezt zu deinem
lieben Gott, und thatſt es wieder; es iſt dir nicht
Ernſt.

Niclas. Ach ja, Mutter! Es iſt mir gewiß
Ernſt. Verzeih mir, es iſt mir gewiß Ernſt und
recht leid.

Mut-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0207" n="182"/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>§. 36.<lb/><hi rendition="#b">Noch mehr Mutterlehren. Reine An-<lb/>
dacht und Emporhebung der Seele<lb/>
zu Gott.</hi></head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">L</hi>i&#x017F;e unterbrach die&#x017F;e Stille &#x2014; Du zeige&#x017F;t uns jezt<lb/>
die neuen Batzen, &#x017F;agte &#x017F;ie zur Mutter &#x2014; Ja, ich<lb/>
will &#x017F;ie euch zeigen, antwortete die Mutter.</p><lb/>
          <p>Aber, Li&#x017F;e! du bi&#x017F;t immer das, &#x017F;o zuer&#x017F;t<lb/>
redet.</p><lb/>
          <p>Niclas juckt jezt vom Ort auf, wo er &#x017F;aß, dra&#x0364;ngt<lb/>
&#x017F;ich hinter dem Gru&#x0364;tli hervor, daß er na&#x0364;her beym<lb/>
Licht &#x017F;ey, um die Batzen zu &#x017F;ehen, und &#x017F;to&#x0364;ßt denn<lb/>
das Kleine, daß es laut weint.</p><lb/>
          <p>Da &#x017F;agte die Mutter: Niclas! es i&#x017F;t nicht Recht;<lb/>
in eben der Viertel&#x017F;tunde ver&#x017F;prach&#x017F;t du, &#x017F;orgfa&#x0364;lti-<lb/>
ger zu &#x017F;eyn, und jezt thn&#x017F;t du das.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Niclas.</hi> Ach Mutter! es i&#x017F;t mir leid; ich<lb/>
will&#x2019;s in meinem Lebe nicht mehr thun.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Mutter.</hi> Das &#x017F;agte&#x017F;t du eben jezt zu deinem<lb/>
lieben Gott, und that&#x017F;t es wieder; es i&#x017F;t dir nicht<lb/>
Ern&#x017F;t.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Niclas.</hi> Ach ja, Mutter! Es i&#x017F;t mir gewiß<lb/>
Ern&#x017F;t. Verzeih mir, es i&#x017F;t mir gewiß Ern&#x017F;t und<lb/>
recht leid.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Mut-</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[182/0207] §. 36. Noch mehr Mutterlehren. Reine An- dacht und Emporhebung der Seele zu Gott. Liſe unterbrach dieſe Stille — Du zeigeſt uns jezt die neuen Batzen, ſagte ſie zur Mutter — Ja, ich will ſie euch zeigen, antwortete die Mutter. Aber, Liſe! du biſt immer das, ſo zuerſt redet. Niclas juckt jezt vom Ort auf, wo er ſaß, draͤngt ſich hinter dem Gruͤtli hervor, daß er naͤher beym Licht ſey, um die Batzen zu ſehen, und ſtoͤßt denn das Kleine, daß es laut weint. Da ſagte die Mutter: Niclas! es iſt nicht Recht; in eben der Viertelſtunde verſprachſt du, ſorgfaͤlti- ger zu ſeyn, und jezt thnſt du das. Niclas. Ach Mutter! es iſt mir leid; ich will’s in meinem Lebe nicht mehr thun. Mutter. Das ſagteſt du eben jezt zu deinem lieben Gott, und thatſt es wieder; es iſt dir nicht Ernſt. Niclas. Ach ja, Mutter! Es iſt mir gewiß Ernſt. Verzeih mir, es iſt mir gewiß Ernſt und recht leid. Mut-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/207
Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/207>, abgerufen am 19.04.2024.