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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781.

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an Joseph? du machst dich doppelt unglücklich,
wenn du's nicht sagst; der Junker ist zornig.

Da bekannte der Vogt dem Pfarrer mit Thrä-
nen alle Umstände mit Joseph und mit dem Gelde.

Und der Pfarrer eilte schnell wieder zu Arner,
und sagte ihm alles, und wie wehmüthig der Vogt
es ihm gestanden hätte. Er bat auch den Junker
noch einmal um Gnad und Barmherzigkeit für den
armen Mann.

Sorgen Sie nicht, Herr Pfarrer! Sie werden
mich gewiß menschlich und mitleidend finden, sagt
Arner.

Er ließ hierauf den Joseph gebunden und ge-
fangen von der Arbeit wegnehmen, und ihn mit
dem Wüst und dem Vogt herbringen.

Der Vogt zitterte wie ein Laub der großblät-
terigten Aspe. Der Wüst schien in stiller Weh-
muth in sich selbst gekehrt, und von Herzen ge-
duldig.

Der Joseph aber knirschte mit den Zähnen,
und sagte zum Vogt: Du Donnersbub, du bist an
[verlorenes Material - Zeichen fehlt]em schuldig!

Arner ließ die Gefangenen einen nach dem an-
dern in die untere Stube des Pfarrhauses füh-
ren, wo er sie in Gegenwart des Meyers, des
Aebis, und des Weibels verhörte.

Und nachdem der Schreiber alle ihre Aussagen
von Wort zu Wort niedergeschrieben, und sie den

Ge-

an Joſeph? du machſt dich doppelt ungluͤcklich,
wenn du’s nicht ſagſt; der Junker iſt zornig.

Da bekannte der Vogt dem Pfarrer mit Thraͤ-
nen alle Umſtaͤnde mit Joſeph und mit dem Gelde.

Und der Pfarrer eilte ſchnell wieder zu Arner,
und ſagte ihm alles, und wie wehmuͤthig der Vogt
es ihm geſtanden haͤtte. Er bat auch den Junker
noch einmal um Gnad und Barmherzigkeit fuͤr den
armen Mann.

Sorgen Sie nicht, Herr Pfarrer! Sie werden
mich gewiß menſchlich und mitleidend finden, ſagt
Arner.

Er ließ hierauf den Joſeph gebunden und ge-
fangen von der Arbeit wegnehmen, und ihn mit
dem Wuͤſt und dem Vogt herbringen.

Der Vogt zitterte wie ein Laub der großblaͤt-
terigten Aſpe. Der Wuͤſt ſchien in ſtiller Weh-
muth in ſich ſelbſt gekehrt, und von Herzen ge-
duldig.

Der Joſeph aber knirſchte mit den Zaͤhnen,
und ſagte zum Vogt: Du Donnersbub, du biſt an
[verlorenes Material – Zeichen fehlt]em ſchuldig!

Arner ließ die Gefangenen einen nach dem an-
dern in die untere Stube des Pfarrhauſes fuͤh-
ren, wo er ſie in Gegenwart des Meyers, des
Aebis, und des Weibels verhoͤrte.

Und nachdem der Schreiber alle ihre Ausſagen
von Wort zu Wort niedergeſchrieben, und ſie den

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[334/0359] an Joſeph? du machſt dich doppelt ungluͤcklich, wenn du’s nicht ſagſt; der Junker iſt zornig. Da bekannte der Vogt dem Pfarrer mit Thraͤ- nen alle Umſtaͤnde mit Joſeph und mit dem Gelde. Und der Pfarrer eilte ſchnell wieder zu Arner, und ſagte ihm alles, und wie wehmuͤthig der Vogt es ihm geſtanden haͤtte. Er bat auch den Junker noch einmal um Gnad und Barmherzigkeit fuͤr den armen Mann. Sorgen Sie nicht, Herr Pfarrer! Sie werden mich gewiß menſchlich und mitleidend finden, ſagt Arner. Er ließ hierauf den Joſeph gebunden und ge- fangen von der Arbeit wegnehmen, und ihn mit dem Wuͤſt und dem Vogt herbringen. Der Vogt zitterte wie ein Laub der großblaͤt- terigten Aſpe. Der Wuͤſt ſchien in ſtiller Weh- muth in ſich ſelbſt gekehrt, und von Herzen ge- duldig. Der Joſeph aber knirſchte mit den Zaͤhnen, und ſagte zum Vogt: Du Donnersbub, du biſt an _ em ſchuldig! Arner ließ die Gefangenen einen nach dem an- dern in die untere Stube des Pfarrhauſes fuͤh- ren, wo er ſie in Gegenwart des Meyers, des Aebis, und des Weibels verhoͤrte. Und nachdem der Schreiber alle ihre Ausſagen von Wort zu Wort niedergeſchrieben, und ſie den Ge-

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/359>, abgerufen am 20.04.2024.