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Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.

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Mein Führer schien auf dies Gartenwunder auch sehr stolz zu sein und frug mich, ob es in meinem Lande eben so schöne Gärten gäbe?! --

Die Weiber in Mascat tragen vor dem Gesichte eine Art Larve von blauem Zeuge, das über einige Spangen oder Drähte befestiget ist und vom Gesichte absteht; zwischen Stirne und Nase ist die Larve ausgeschnitten, so daß man etwas mehr als die Augen sieht. Diese Larve wird nur vorgenommen, wenn sie sich von dem Hause entfernen; in und vor ihren Hütten gehen sie unmaskirt. Alle, die ich sah, waren häßlich; auch die Männer hatten nicht die stolzen, feinen Züge, die man an den Arabern so häufig findet. -- Viele Neger dienen hier als Sclaven.

Ich machte diese Spaziergänge in der größten Sonnenhitze (41 G. Reaum. in der Sonne) und noch dazu von meiner Krankheit etwas erschöpft, ohne die geringsten üblen Folgen. Wiederholt hatte man mich gewarnt und mir gesagt, daß in den heißen Ländern die Sonnenhitze den Europäern, die an sie nicht gewohnt sind, sehr gefährlich sei, und nur zu häufig Fieber, ja selbst den Sonnenstich nach sich ziehe. Hätte ich aber alle Reden beachtet, so würde ich nicht viel gesehen haben. Ich ließ mich nicht beirren, ging bei Regen und Sonnenschein aus, wie es sich gerade fügte, sah aber auch immer mehr als meine Reisegefährten.

Am 2. Mai früh Morgens gingen wir wieder unter Segel.

3. Mai traten wir in den persischen Meerbusen und kamen dem Eilande Ormus ziemlich nahe. Die Gebirge desselben zeichnen sich durch mehrfaches Farbenspiel aus,

Mein Führer schien auf dies Gartenwunder auch sehr stolz zu sein und frug mich, ob es in meinem Lande eben so schöne Gärten gäbe?! —

Die Weiber in Mascat tragen vor dem Gesichte eine Art Larve von blauem Zeuge, das über einige Spangen oder Drähte befestiget ist und vom Gesichte absteht; zwischen Stirne und Nase ist die Larve ausgeschnitten, so daß man etwas mehr als die Augen sieht. Diese Larve wird nur vorgenommen, wenn sie sich von dem Hause entfernen; in und vor ihren Hütten gehen sie unmaskirt. Alle, die ich sah, waren häßlich; auch die Männer hatten nicht die stolzen, feinen Züge, die man an den Arabern so häufig findet. — Viele Neger dienen hier als Sclaven.

Ich machte diese Spaziergänge in der größten Sonnenhitze (41 G. Reaum. in der Sonne) und noch dazu von meiner Krankheit etwas erschöpft, ohne die geringsten üblen Folgen. Wiederholt hatte man mich gewarnt und mir gesagt, daß in den heißen Ländern die Sonnenhitze den Europäern, die an sie nicht gewohnt sind, sehr gefährlich sei, und nur zu häufig Fieber, ja selbst den Sonnenstich nach sich ziehe. Hätte ich aber alle Reden beachtet, so würde ich nicht viel gesehen haben. Ich ließ mich nicht beirren, ging bei Regen und Sonnenschein aus, wie es sich gerade fügte, sah aber auch immer mehr als meine Reisegefährten.

Am 2. Mai früh Morgens gingen wir wieder unter Segel.

3. Mai traten wir in den persischen Meerbusen und kamen dem Eilande Ormus ziemlich nahe. Die Gebirge desselben zeichnen sich durch mehrfaches Farbenspiel aus,

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[99/0107] Mein Führer schien auf dies Gartenwunder auch sehr stolz zu sein und frug mich, ob es in meinem Lande eben so schöne Gärten gäbe?! — Die Weiber in Mascat tragen vor dem Gesichte eine Art Larve von blauem Zeuge, das über einige Spangen oder Drähte befestiget ist und vom Gesichte absteht; zwischen Stirne und Nase ist die Larve ausgeschnitten, so daß man etwas mehr als die Augen sieht. Diese Larve wird nur vorgenommen, wenn sie sich von dem Hause entfernen; in und vor ihren Hütten gehen sie unmaskirt. Alle, die ich sah, waren häßlich; auch die Männer hatten nicht die stolzen, feinen Züge, die man an den Arabern so häufig findet. — Viele Neger dienen hier als Sclaven. Ich machte diese Spaziergänge in der größten Sonnenhitze (41 G. Reaum. in der Sonne) und noch dazu von meiner Krankheit etwas erschöpft, ohne die geringsten üblen Folgen. Wiederholt hatte man mich gewarnt und mir gesagt, daß in den heißen Ländern die Sonnenhitze den Europäern, die an sie nicht gewohnt sind, sehr gefährlich sei, und nur zu häufig Fieber, ja selbst den Sonnenstich nach sich ziehe. Hätte ich aber alle Reden beachtet, so würde ich nicht viel gesehen haben. Ich ließ mich nicht beirren, ging bei Regen und Sonnenschein aus, wie es sich gerade fügte, sah aber auch immer mehr als meine Reisegefährten. Am 2. Mai früh Morgens gingen wir wieder unter Segel. 3. Mai traten wir in den persischen Meerbusen und kamen dem Eilande Ormus ziemlich nahe. Die Gebirge desselben zeichnen sich durch mehrfaches Farbenspiel aus,

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Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/107>, abgerufen am 25.04.2024.