Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.

Bild:
<< vorherige Seite

Reisende angefallen werden, und daß die Zahl der Tuggs ungemein abgenommen habe. An Europäer wagen sie sich überdieß nicht, da die englische Regierung die strengsten Nachforschungen nach den Thätern anstellen läßt.

Ueber die Gefahren war ich also ziemlich beruhigt, doch mußte ich auf zahllose Entbehrungen und Mühseligkeiten gefaßt sein.

Die Reise ging erstlich nach Kottah (290 engl. Meilen). Man hat die Wahl dreier Gelegenheiten: Palankine, Kameele oder Ochsenbaili's. Mit keiner geht es schnell; es gibt keine Poststraßen und keine eingerichteten Reisegelegenheiten, man muß dieselben Menschen oder Thiere bis an das Ende der Reise behalten und macht des Tages höchstens zwanzig bis zweiundzwanzig engl. Meilen. Für den Palankin muß man acht Träger miethen, außerdem noch einige für das Gepäck; obwohl jeder nicht mehr als acht Rupien per Monat bekommt, wobei er sich selbst verköstiget, so kommen die Kosten doch hoch, weil man ihrer viele braucht und ihnen auch die Rückreise zahlen muß. Die Reise auf Kameelen kommt ebenfalls hoch und ist die unbequemste. Ich hielt mich daher bescheidentlich an das weniger kostspielige Ochsenfuhrwerk.

Da ich die Reise allein *) machte, war Dr. Sprenger so gefällig, Alles für mich zu besorgen; er schloß mit dem Tschaudrie (Fuhrmann) einen schriftlichen Contract in hindostanischer Sprache ab, dem zu folge ich ihm die Hälfte des Fuhrlohnes, fünfzehn Rupien, gleich bezahlte, die andere Hälfte sollte er in Kottah bekommen, wohin

*) Herr Lau ging von hier nach Calcutta zurück.

Reisende angefallen werden, und daß die Zahl der Tuggs ungemein abgenommen habe. An Europäer wagen sie sich überdieß nicht, da die englische Regierung die strengsten Nachforschungen nach den Thätern anstellen läßt.

Ueber die Gefahren war ich also ziemlich beruhigt, doch mußte ich auf zahllose Entbehrungen und Mühseligkeiten gefaßt sein.

Die Reise ging erstlich nach Kottah (290 engl. Meilen). Man hat die Wahl dreier Gelegenheiten: Palankine, Kameele oder Ochsenbaili’s. Mit keiner geht es schnell; es gibt keine Poststraßen und keine eingerichteten Reisegelegenheiten, man muß dieselben Menschen oder Thiere bis an das Ende der Reise behalten und macht des Tages höchstens zwanzig bis zweiundzwanzig engl. Meilen. Für den Palankin muß man acht Träger miethen, außerdem noch einige für das Gepäck; obwohl jeder nicht mehr als acht Rupien per Monat bekommt, wobei er sich selbst verköstiget, so kommen die Kosten doch hoch, weil man ihrer viele braucht und ihnen auch die Rückreise zahlen muß. Die Reise auf Kameelen kommt ebenfalls hoch und ist die unbequemste. Ich hielt mich daher bescheidentlich an das weniger kostspielige Ochsenfuhrwerk.

Da ich die Reise allein *) machte, war Dr. Sprenger so gefällig, Alles für mich zu besorgen; er schloß mit dem Tschaudrie (Fuhrmann) einen schriftlichen Contract in hindostanischer Sprache ab, dem zu folge ich ihm die Hälfte des Fuhrlohnes, fünfzehn Rupien, gleich bezahlte, die andere Hälfte sollte er in Kottah bekommen, wohin

*) Herr Lau ging von hier nach Calcutta zurück.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0011" n="3"/>
Reisende angefallen werden, und daß die Zahl der Tuggs ungemein abgenommen habe. An Europäer wagen sie sich überdieß nicht, da die englische Regierung die strengsten Nachforschungen nach den Thätern anstellen läßt.</p>
        <p>Ueber die Gefahren war ich also ziemlich beruhigt, doch mußte ich auf zahllose Entbehrungen und Mühseligkeiten gefaßt sein.</p>
        <p>Die Reise ging erstlich nach <hi rendition="#aq">Kottah</hi> (290 engl. Meilen). Man hat die Wahl dreier Gelegenheiten: Palankine, Kameele oder Ochsenbaili&#x2019;s. Mit keiner geht es schnell; es gibt keine Poststraßen und keine eingerichteten Reisegelegenheiten, man muß dieselben Menschen oder Thiere bis an das Ende der Reise behalten und macht des Tages höchstens zwanzig bis zweiundzwanzig engl. Meilen. Für den Palankin muß man acht Träger miethen, außerdem noch einige für das Gepäck; obwohl jeder nicht mehr als acht Rupien per Monat bekommt, wobei er sich selbst verköstiget, so kommen die Kosten doch hoch, weil man ihrer viele braucht und ihnen auch die Rückreise zahlen muß. Die Reise auf Kameelen kommt ebenfalls hoch und ist die unbequemste. Ich hielt mich daher bescheidentlich an das weniger kostspielige Ochsenfuhrwerk.</p>
        <p>Da ich die Reise allein <note place="foot" n="*)">Herr <hi rendition="#aq">Lau</hi> ging von hier nach <hi rendition="#aq">Calcutta</hi> zurück.</note> machte, war <hi rendition="#aq">Dr. Sprenger</hi> so gefällig, Alles für mich zu besorgen; er schloß mit dem <hi rendition="#aq">Tschaudrie</hi> (Fuhrmann) einen schriftlichen Contract in hindostanischer Sprache ab, dem zu folge ich ihm die Hälfte des Fuhrlohnes, fünfzehn Rupien, gleich bezahlte, die andere Hälfte sollte er in <hi rendition="#aq">Kottah</hi> bekommen, wohin
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[3/0011] Reisende angefallen werden, und daß die Zahl der Tuggs ungemein abgenommen habe. An Europäer wagen sie sich überdieß nicht, da die englische Regierung die strengsten Nachforschungen nach den Thätern anstellen läßt. Ueber die Gefahren war ich also ziemlich beruhigt, doch mußte ich auf zahllose Entbehrungen und Mühseligkeiten gefaßt sein. Die Reise ging erstlich nach Kottah (290 engl. Meilen). Man hat die Wahl dreier Gelegenheiten: Palankine, Kameele oder Ochsenbaili’s. Mit keiner geht es schnell; es gibt keine Poststraßen und keine eingerichteten Reisegelegenheiten, man muß dieselben Menschen oder Thiere bis an das Ende der Reise behalten und macht des Tages höchstens zwanzig bis zweiundzwanzig engl. Meilen. Für den Palankin muß man acht Träger miethen, außerdem noch einige für das Gepäck; obwohl jeder nicht mehr als acht Rupien per Monat bekommt, wobei er sich selbst verköstiget, so kommen die Kosten doch hoch, weil man ihrer viele braucht und ihnen auch die Rückreise zahlen muß. Die Reise auf Kameelen kommt ebenfalls hoch und ist die unbequemste. Ich hielt mich daher bescheidentlich an das weniger kostspielige Ochsenfuhrwerk. Da ich die Reise allein *) machte, war Dr. Sprenger so gefällig, Alles für mich zu besorgen; er schloß mit dem Tschaudrie (Fuhrmann) einen schriftlichen Contract in hindostanischer Sprache ab, dem zu folge ich ihm die Hälfte des Fuhrlohnes, fünfzehn Rupien, gleich bezahlte, die andere Hälfte sollte er in Kottah bekommen, wohin *) Herr Lau ging von hier nach Calcutta zurück.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sophie: A digital library of works by german-speaking women: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-06-28T07:11:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition (2013-06-28T07:11:29Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-06-28T07:11:29Z)

Weitere Informationen:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.) sind nicht konsequent wie in der Vorlage gekennzeichnet



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/11
Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/11>, abgerufen am 25.04.2024.