Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.

Bild:
<< vorherige Seite

auch das Tuch (Isar) trug ich so ungeschickt, daß meine europäischen Kleider überall heraussahen. Dessen ungeachtet beleidigte mich niemand.

Am 16. Mai kam der Dampfer Nitocris. Er war klein (40 Pferdekraft), aber sehr niedlich und schmuck; der Kapitän, Herr Johns, erklärte sich bereit, mich mitzunehmen, und der erste Offizier, Herr Holland, überließ mir sogar seine Kajüte. Man nahm keine Vergütung, weder für Fahrt noch Kost.

Die Reise von Bassora nach Bagdad wäre, wenn ich nicht diese Gelegenheit gefunden hätte, die mühsamste und beschwerlichste gewesen. Mit einem Boote währt sie 40 bis 50 Tage, da die Entfernung 500 englische Meilen beträgt und das Boot größtentheils von Menschen gezogen werden muß. Zu Lande beträgt die Entfernung nur 390 Meilen; allein der Weg führt durch Wüsten, welche von Räuberhorden und nomadisirenden Beduinen-Stämmen bewohnt und durchzogen werden, deren Schutz man theuer erkaufen muß.

17. Mai. Vormittags 11 Uhr lichteten wir die Anker und benützten die Fluth, die sich von der Mündung 120 Meilen stromaufwärts erstreckt.

Des Nachmittags erreichten wir die Spitze Korne, auch das Delta genannt (43 Meilen von Bassora). Hier vereinigen sich der Euphrat und der Tigirs, -- beide Ströme sind gleich groß, gleich mächtig, und da man wahrscheinlich nicht wußte, welchem man den Namen lassen sollte, so entzog man ihn beiden und taufte sie Schatel-Arab.

Noch merkwürdiger wird dieser Ort durch die Behauptungen

auch das Tuch (Isar) trug ich so ungeschickt, daß meine europäischen Kleider überall heraussahen. Dessen ungeachtet beleidigte mich niemand.

Am 16. Mai kam der Dampfer Nitocris. Er war klein (40 Pferdekraft), aber sehr niedlich und schmuck; der Kapitän, Herr Johns, erklärte sich bereit, mich mitzunehmen, und der erste Offizier, Herr Holland, überließ mir sogar seine Kajüte. Man nahm keine Vergütung, weder für Fahrt noch Kost.

Die Reise von Bassora nach Bagdad wäre, wenn ich nicht diese Gelegenheit gefunden hätte, die mühsamste und beschwerlichste gewesen. Mit einem Boote währt sie 40 bis 50 Tage, da die Entfernung 500 englische Meilen beträgt und das Boot größtentheils von Menschen gezogen werden muß. Zu Lande beträgt die Entfernung nur 390 Meilen; allein der Weg führt durch Wüsten, welche von Räuberhorden und nomadisirenden Beduinen-Stämmen bewohnt und durchzogen werden, deren Schutz man theuer erkaufen muß.

17. Mai. Vormittags 11 Uhr lichteten wir die Anker und benützten die Fluth, die sich von der Mündung 120 Meilen stromaufwärts erstreckt.

Des Nachmittags erreichten wir die Spitze Korne, auch das Delta genannt (43 Meilen von Bassora). Hier vereinigen sich der Euphrat und der Tigirs, — beide Ströme sind gleich groß, gleich mächtig, und da man wahrscheinlich nicht wußte, welchem man den Namen lassen sollte, so entzog man ihn beiden und taufte sie Schatel-Arab.

Noch merkwürdiger wird dieser Ort durch die Behauptungen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0118" n="110"/>
auch das Tuch (Isar) trug ich so ungeschickt, daß meine europäischen Kleider überall heraussahen. Dessen ungeachtet beleidigte mich niemand.</p>
        <p>Am 16. Mai kam der Dampfer Nitocris. Er war klein (40 Pferdekraft), aber sehr niedlich und schmuck; der Kapitän, Herr Johns, erklärte sich bereit, mich mitzunehmen, und der erste Offizier, Herr Holland, überließ mir sogar seine Kajüte. Man nahm keine Vergütung, weder für Fahrt noch Kost.</p>
        <p>Die Reise von <hi rendition="#aq">Bassora</hi> nach <hi rendition="#aq">Bagdad</hi> wäre, wenn ich nicht diese Gelegenheit gefunden hätte, die mühsamste und beschwerlichste gewesen. Mit einem Boote währt sie 40 bis 50 Tage, da die Entfernung 500 englische Meilen beträgt und das Boot größtentheils von Menschen gezogen werden muß. Zu Lande beträgt die Entfernung nur 390 Meilen; allein der Weg führt durch Wüsten, welche von Räuberhorden und nomadisirenden Beduinen-Stämmen bewohnt und durchzogen werden, deren Schutz man theuer erkaufen muß.</p>
        <p>17. Mai. Vormittags 11 Uhr lichteten wir die Anker und benützten die Fluth, die sich von der Mündung 120 Meilen stromaufwärts erstreckt.</p>
        <p>Des Nachmittags erreichten wir die Spitze Korne, auch das Delta genannt (43 Meilen von <hi rendition="#aq">Bassora</hi>). Hier vereinigen sich der Euphrat und der Tigirs, &#x2014; beide Ströme sind gleich groß, gleich mächtig, und da man wahrscheinlich nicht wußte, welchem man den Namen lassen sollte, so entzog man ihn beiden und taufte sie Schatel-Arab.</p>
        <p>Noch merkwürdiger wird dieser Ort durch die Behauptungen
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[110/0118] auch das Tuch (Isar) trug ich so ungeschickt, daß meine europäischen Kleider überall heraussahen. Dessen ungeachtet beleidigte mich niemand. Am 16. Mai kam der Dampfer Nitocris. Er war klein (40 Pferdekraft), aber sehr niedlich und schmuck; der Kapitän, Herr Johns, erklärte sich bereit, mich mitzunehmen, und der erste Offizier, Herr Holland, überließ mir sogar seine Kajüte. Man nahm keine Vergütung, weder für Fahrt noch Kost. Die Reise von Bassora nach Bagdad wäre, wenn ich nicht diese Gelegenheit gefunden hätte, die mühsamste und beschwerlichste gewesen. Mit einem Boote währt sie 40 bis 50 Tage, da die Entfernung 500 englische Meilen beträgt und das Boot größtentheils von Menschen gezogen werden muß. Zu Lande beträgt die Entfernung nur 390 Meilen; allein der Weg führt durch Wüsten, welche von Räuberhorden und nomadisirenden Beduinen-Stämmen bewohnt und durchzogen werden, deren Schutz man theuer erkaufen muß. 17. Mai. Vormittags 11 Uhr lichteten wir die Anker und benützten die Fluth, die sich von der Mündung 120 Meilen stromaufwärts erstreckt. Des Nachmittags erreichten wir die Spitze Korne, auch das Delta genannt (43 Meilen von Bassora). Hier vereinigen sich der Euphrat und der Tigirs, — beide Ströme sind gleich groß, gleich mächtig, und da man wahrscheinlich nicht wußte, welchem man den Namen lassen sollte, so entzog man ihn beiden und taufte sie Schatel-Arab. Noch merkwürdiger wird dieser Ort durch die Behauptungen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sophie: A digital library of works by german-speaking women: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-06-28T07:11:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition (2013-06-28T07:11:29Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-06-28T07:11:29Z)

Weitere Informationen:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.) sind nicht konsequent wie in der Vorlage gekennzeichnet



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/118
Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/118>, abgerufen am 23.04.2024.