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Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.

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Wasser und Salz. Ein ledernes Gefäß für Wasser, ein Pfännchen zum Kochen, eine Handvoll Salz und etwas Reis und Brod, war alles, was ich mit mir führte.

15. Februar. Spät des Abends kam ich in Nurankura an, einem Oertchen, das von niedern Gebirgen umgeben ist. Ich traf hier einige Zelte des Kapitän Burdon, eine Magd und einen Diener. Unendlich ermüdet zog ich mich alsogleich in eines der Zelte zurück, um mich zur Ruhe zu begeben. Kaum hatte ich einen Divan eingenommen, als die Magd in das Zelt trat und mich, ohne zu fragen, abzukneten anfing. Ich wollte es ihr verwehren; allein sie erklärte mir, daß dies, wenn man so ermüdet sei, sehr gut thue, drückte meinen Körper eine Viertelstunde lang von oben bis unten tüchtig durch, und die Wirkung war wahrhaftig von großem Erfolge, -- ich fand mich sehr erleichtert und gestärkt. Dieses Drücken und Kneten des Körpers ist in Indien, wie im ganzen Orient, besonders nach dem Bade, sehr gebräuchlich; auch die Europäer lassen diese Operation gerne mit sich vornehmen.

Die Magd erklärte mir halb mit Zeichen, halb mit Worten, daß man mich schon des Mittags hier erwartet hätte, daß ein Palankin für mich bereit stände und daß ich im Palankine so gut schlafen könnte, wie im Zelte. Ich war damit einverstanden und setzte des Nachts um eilf Uhr meine Reise wieder fort. Die Gegend war zwar, wie ich wußte, von Tigern belebt; allein da mehrere Fackelträger mitgingen und die Tiger geschworne Feinde des Lichtes sind, so konnte ich meine unterbrochene Schlafpartie ruhig fortsetzen.

Wasser und Salz. Ein ledernes Gefäß für Wasser, ein Pfännchen zum Kochen, eine Handvoll Salz und etwas Reis und Brod, war alles, was ich mit mir führte.

15. Februar. Spät des Abends kam ich in Nurankura an, einem Oertchen, das von niedern Gebirgen umgeben ist. Ich traf hier einige Zelte des Kapitän Burdon, eine Magd und einen Diener. Unendlich ermüdet zog ich mich alsogleich in eines der Zelte zurück, um mich zur Ruhe zu begeben. Kaum hatte ich einen Divan eingenommen, als die Magd in das Zelt trat und mich, ohne zu fragen, abzukneten anfing. Ich wollte es ihr verwehren; allein sie erklärte mir, daß dies, wenn man so ermüdet sei, sehr gut thue, drückte meinen Körper eine Viertelstunde lang von oben bis unten tüchtig durch, und die Wirkung war wahrhaftig von großem Erfolge, — ich fand mich sehr erleichtert und gestärkt. Dieses Drücken und Kneten des Körpers ist in Indien, wie im ganzen Orient, besonders nach dem Bade, sehr gebräuchlich; auch die Europäer lassen diese Operation gerne mit sich vornehmen.

Die Magd erklärte mir halb mit Zeichen, halb mit Worten, daß man mich schon des Mittags hier erwartet hätte, daß ein Palankin für mich bereit stände und daß ich im Palankine so gut schlafen könnte, wie im Zelte. Ich war damit einverstanden und setzte des Nachts um eilf Uhr meine Reise wieder fort. Die Gegend war zwar, wie ich wußte, von Tigern belebt; allein da mehrere Fackelträger mitgingen und die Tiger geschworne Feinde des Lichtes sind, so konnte ich meine unterbrochene Schlafpartie ruhig fortsetzen.

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[34/0042] Wasser und Salz. Ein ledernes Gefäß für Wasser, ein Pfännchen zum Kochen, eine Handvoll Salz und etwas Reis und Brod, war alles, was ich mit mir führte. 15. Februar. Spät des Abends kam ich in Nurankura an, einem Oertchen, das von niedern Gebirgen umgeben ist. Ich traf hier einige Zelte des Kapitän Burdon, eine Magd und einen Diener. Unendlich ermüdet zog ich mich alsogleich in eines der Zelte zurück, um mich zur Ruhe zu begeben. Kaum hatte ich einen Divan eingenommen, als die Magd in das Zelt trat und mich, ohne zu fragen, abzukneten anfing. Ich wollte es ihr verwehren; allein sie erklärte mir, daß dies, wenn man so ermüdet sei, sehr gut thue, drückte meinen Körper eine Viertelstunde lang von oben bis unten tüchtig durch, und die Wirkung war wahrhaftig von großem Erfolge, — ich fand mich sehr erleichtert und gestärkt. Dieses Drücken und Kneten des Körpers ist in Indien, wie im ganzen Orient, besonders nach dem Bade, sehr gebräuchlich; auch die Europäer lassen diese Operation gerne mit sich vornehmen. Die Magd erklärte mir halb mit Zeichen, halb mit Worten, daß man mich schon des Mittags hier erwartet hätte, daß ein Palankin für mich bereit stände und daß ich im Palankine so gut schlafen könnte, wie im Zelte. Ich war damit einverstanden und setzte des Nachts um eilf Uhr meine Reise wieder fort. Die Gegend war zwar, wie ich wußte, von Tigern belebt; allein da mehrere Fackelträger mitgingen und die Tiger geschworne Feinde des Lichtes sind, so konnte ich meine unterbrochene Schlafpartie ruhig fortsetzen.

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Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/42>, abgerufen am 29.03.2024.