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Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.

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Um drei Uhr des Morgens setzte man mich abermals in einem Zelte ab, das zu meiner Aufnahme bereit und mit allen Bequemlichkeiten versehen war.

16. Februar. Diesen Morgen lernte ich die liebenswürdige Familie Burdon kennen. Beide Ehegatten leben im Kreise von sieben Kindern, die sie größtentheils selbst unterrichten, vergnügt und zufrieden, obwohl sie ganz nur auf sich selbst angewiesen sind, da außer Dr. Rolland kein Europäer in Kottah lebt. Sie erhalten höchst selten Besuche durchreisender Officiere, und ich war seit vier Jahren die erste Europäerin, welche Madame Burdon zu Gesichte bekam.

Ich brachte den ganzen Tag höchst angenehm in dem Kreise dieser Familie zu. Nicht wenig war ich erstaunt, hier alle Bequemlichkeiten zu finden, wie sie nur ein sehr gut eingerichtetes Haus bieten kann, und ich will bei dieser Gelegenheit nur mit einigen Worten beschreiben, auf welche Art englische Officiere und Beamte in Indien reisen.

Vor allem besitzen sie Zelte, die so groß sind, daß sie zwei bis vier Zimmer enthalten (ich sah Zelte von mehr denn 800 Rup. im Werthe); sie nehmen die hierzu gehörigen Möbel, vom Fußteppich bis zum eleganten Divan, ja beinahe das ganze Haus- und Küchengeräthe mit. Dabei haben sie eine Unzahl Diener, von denen jeder seine eigene Beschäftigung hat, die er sehr genau kennt.

Die Herrenleute legen oder setzen sich, nachdem sie die Nacht in ihren Betten zugebracht, des Morgens um

Um drei Uhr des Morgens setzte man mich abermals in einem Zelte ab, das zu meiner Aufnahme bereit und mit allen Bequemlichkeiten versehen war.

16. Februar. Diesen Morgen lernte ich die liebenswürdige Familie Burdon kennen. Beide Ehegatten leben im Kreise von sieben Kindern, die sie größtentheils selbst unterrichten, vergnügt und zufrieden, obwohl sie ganz nur auf sich selbst angewiesen sind, da außer Dr. Rolland kein Europäer in Kottah lebt. Sie erhalten höchst selten Besuche durchreisender Officiere, und ich war seit vier Jahren die erste Europäerin, welche Madame Burdon zu Gesichte bekam.

Ich brachte den ganzen Tag höchst angenehm in dem Kreise dieser Familie zu. Nicht wenig war ich erstaunt, hier alle Bequemlichkeiten zu finden, wie sie nur ein sehr gut eingerichtetes Haus bieten kann, und ich will bei dieser Gelegenheit nur mit einigen Worten beschreiben, auf welche Art englische Officiere und Beamte in Indien reisen.

Vor allem besitzen sie Zelte, die so groß sind, daß sie zwei bis vier Zimmer enthalten (ich sah Zelte von mehr denn 800 Rup. im Werthe); sie nehmen die hierzu gehörigen Möbel, vom Fußteppich bis zum eleganten Divan, ja beinahe das ganze Haus- und Küchengeräthe mit. Dabei haben sie eine Unzahl Diener, von denen jeder seine eigene Beschäftigung hat, die er sehr genau kennt.

Die Herrenleute legen oder setzen sich, nachdem sie die Nacht in ihren Betten zugebracht, des Morgens um

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[35/0043] Um drei Uhr des Morgens setzte man mich abermals in einem Zelte ab, das zu meiner Aufnahme bereit und mit allen Bequemlichkeiten versehen war. 16. Februar. Diesen Morgen lernte ich die liebenswürdige Familie Burdon kennen. Beide Ehegatten leben im Kreise von sieben Kindern, die sie größtentheils selbst unterrichten, vergnügt und zufrieden, obwohl sie ganz nur auf sich selbst angewiesen sind, da außer Dr. Rolland kein Europäer in Kottah lebt. Sie erhalten höchst selten Besuche durchreisender Officiere, und ich war seit vier Jahren die erste Europäerin, welche Madame Burdon zu Gesichte bekam. Ich brachte den ganzen Tag höchst angenehm in dem Kreise dieser Familie zu. Nicht wenig war ich erstaunt, hier alle Bequemlichkeiten zu finden, wie sie nur ein sehr gut eingerichtetes Haus bieten kann, und ich will bei dieser Gelegenheit nur mit einigen Worten beschreiben, auf welche Art englische Officiere und Beamte in Indien reisen. Vor allem besitzen sie Zelte, die so groß sind, daß sie zwei bis vier Zimmer enthalten (ich sah Zelte von mehr denn 800 Rup. im Werthe); sie nehmen die hierzu gehörigen Möbel, vom Fußteppich bis zum eleganten Divan, ja beinahe das ganze Haus- und Küchengeräthe mit. Dabei haben sie eine Unzahl Diener, von denen jeder seine eigene Beschäftigung hat, die er sehr genau kennt. Die Herrenleute legen oder setzen sich, nachdem sie die Nacht in ihren Betten zugebracht, des Morgens um

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Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/43>, abgerufen am 29.03.2024.