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Pflüger, Eduard Friedrich Wilhelm: Die sensorischen Functionen des Rückenmarks der Wirbelthiere. Berlin, 1853.

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Physiologisches Resultat: Gesetz der gleichseitigen
Leitung. (Gesetz I. und V. A.)

Beobachtung XXXV.

Dieffenbach, Operative Chirurgie. I. p. 852.

Eine junge Frau, bei der nach einem Aderlasse am Arm
sich heftige Schmerzen eingefunden hatten, litt an Mitempfin¬
dungen, welche sich abwärts zur Hand, aufwärts zur Achsel
und dann wieder abwärts an derselben Seite bis zum Unter¬
schenkel und Fuss erstreckten. Man schnitt die Narbe mit vor¬
übergehender Besserung aus. Nach einem neuen Aderlass am
Fusse entstanden Convulsionen, die sich längs der verwundeten
Extremität ausdehnten und dann auf den Körper übergingen.

Physiologisches Resultat: Gesetz der gleichseitigen
Leitung des Reflexes. (Gesetz I. und V. A. und C.)

Beobachtung XXXVI.

Dr. Michaelis, Ueber Gesichtsschmerz in Gräfe's und Walther's
Journal. Bd IV. p. 689.

Ein Soldat, Namens Lesueur, 55 Jahre alt, erhielt in der
Schlacht bei Wagram einen Schuss in die äussere Seite des
oberen Theiles des linken Crus. Die Kugel, welche in der
Wunde stecken geblieben war, konnte erst nach drei Monaten
aus derselben entfernt werden. Kurze Zeit nach der Heilung
des Schusskanals bildete sich auf der Narbe eine Geschwulst
von der Grösse eines Hühnereies, welche beim Druck empfindlich
war. Das ganze linke Bein wurde blau und das Gehen unsicher.
Später entstanden täglich zu unbestimmten Stunden Zuckungen,
die von der Narbe ihren Ursprung nahmen, zuerst die linke,
dann die rechte Körperhälfte und zuletzt auch Brust- und
Halsmuskeln ergriffen. Am meisten litten die unteren Extremi¬
täten. Während des Anfalls schrie der Kranke sehr laut vor
Schmerzen, es war ihm: als wenn alle seine Knochen zerbro¬
chen und seine Haut gebrannt würde. Hierbei ausserordentlich

Physiologisches Resultat: Gesetz der gleichseitigen
Leitung. (Gesetz I. und V. A.)

Beobachtung XXXV.

Dieffenbach, Operative Chirurgie. I. p. 852.

Eine junge Frau, bei der nach einem Aderlasse am Arm
sich heftige Schmerzen eingefunden hatten, litt an Mitempfin¬
dungen, welche sich abwärts zur Hand, aufwärts zur Achsel
und dann wieder abwärts an derselben Seite bis zum Unter¬
schenkel und Fuss erstreckten. Man schnitt die Narbe mit vor¬
übergehender Besserung aus. Nach einem neuen Aderlass am
Fusse entstanden Convulsionen, die sich längs der verwundeten
Extremität ausdehnten und dann auf den Körper übergingen.

Physiologisches Resultat: Gesetz der gleichseitigen
Leitung des Reflexes. (Gesetz I. und V. A. und C.)

Beobachtung XXXVI.

Dr. Michaelis, Ueber Gesichtsschmerz in Gräfe's und Walther's
Journal. Bd IV. p. 689.

Ein Soldat, Namens Lesueur, 55 Jahre alt, erhielt in der
Schlacht bei Wagram einen Schuss in die äussere Seite des
oberen Theiles des linken Crus. Die Kugel, welche in der
Wunde stecken geblieben war, konnte erst nach drei Monaten
aus derselben entfernt werden. Kurze Zeit nach der Heilung
des Schusskanals bildete sich auf der Narbe eine Geschwulst
von der Grösse eines Hühnereies, welche beim Druck empfindlich
war. Das ganze linke Bein wurde blau und das Gehen unsicher.
Später entstanden täglich zu unbestimmten Stunden Zuckungen,
die von der Narbe ihren Ursprung nahmen, zuerst die linke,
dann die rechte Körperhälfte und zuletzt auch Brust- und
Halsmuskeln ergriffen. Am meisten litten die unteren Extremi¬
täten. Während des Anfalls schrie der Kranke sehr laut vor
Schmerzen, es war ihm: als wenn alle seine Knochen zerbro¬
chen und seine Haut gebrannt würde. Hierbei ausserordentlich

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[102/0124] Physiologisches Resultat: Gesetz der gleichseitigen Leitung. (Gesetz I. und V. A.) Beobachtung XXXV. Dieffenbach, Operative Chirurgie. I. p. 852. Eine junge Frau, bei der nach einem Aderlasse am Arm sich heftige Schmerzen eingefunden hatten, litt an Mitempfin¬ dungen, welche sich abwärts zur Hand, aufwärts zur Achsel und dann wieder abwärts an derselben Seite bis zum Unter¬ schenkel und Fuss erstreckten. Man schnitt die Narbe mit vor¬ übergehender Besserung aus. Nach einem neuen Aderlass am Fusse entstanden Convulsionen, die sich längs der verwundeten Extremität ausdehnten und dann auf den Körper übergingen. Physiologisches Resultat: Gesetz der gleichseitigen Leitung des Reflexes. (Gesetz I. und V. A. und C.) Beobachtung XXXVI. Dr. Michaelis, Ueber Gesichtsschmerz in Gräfe's und Walther's Journal. Bd IV. p. 689. Ein Soldat, Namens Lesueur, 55 Jahre alt, erhielt in der Schlacht bei Wagram einen Schuss in die äussere Seite des oberen Theiles des linken Crus. Die Kugel, welche in der Wunde stecken geblieben war, konnte erst nach drei Monaten aus derselben entfernt werden. Kurze Zeit nach der Heilung des Schusskanals bildete sich auf der Narbe eine Geschwulst von der Grösse eines Hühnereies, welche beim Druck empfindlich war. Das ganze linke Bein wurde blau und das Gehen unsicher. Später entstanden täglich zu unbestimmten Stunden Zuckungen, die von der Narbe ihren Ursprung nahmen, zuerst die linke, dann die rechte Körperhälfte und zuletzt auch Brust- und Halsmuskeln ergriffen. Am meisten litten die unteren Extremi¬ täten. Während des Anfalls schrie der Kranke sehr laut vor Schmerzen, es war ihm: als wenn alle seine Knochen zerbro¬ chen und seine Haut gebrannt würde. Hierbei ausserordentlich

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Zitationshilfe: Pflüger, Eduard Friedrich Wilhelm: Die sensorischen Functionen des Rückenmarks der Wirbelthiere. Berlin, 1853, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pflueger_rueckenmark_1853/124>, abgerufen am 20.04.2024.