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Philippi, Johann Ernst: Regeln und Maximen der edlen Reimschmiede-Kunst, auch kriechender Poesie. Altenburg, 1743.

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Funfzig Maximen
de euch sonst unter seinem harten Amboß, ver-
mittelst seines eisernen Schmiede-Hammers, so
breit schlagen, daß ihr wünschen würdet, euch
nie mit ihm aufgenommen zu haben.

43. Maxime.

Ein poetischer Klein-Schmied und poeti-
scher Jgel
sind solche zwey gewaltige Hudler und
lose Schälke, daß ihrs selber drauf wagen kön-
net, welcher unter beyden der gewandteste und
durchdringenste sey.

44. Maxime.

Wenn jemand, der in der Welt keine son-
derliche Figur gemacht, gern seinen Namen bey
der späten Nachwelt in ruhmvollem Andenken
erhalten wissen wollte: So darf er nur denen
poetischen Messer-Schmieden (2. Probestück,
§ 24,) etwas vermachen, die werden ihn schon
nach seinem Tode in einem Leichen-Gedichte so
herausstreichen, daß die Nachkommen das Wah-
re und Falsche nicht werden unterscheiden können.

45. Maxime.

Kehret euch nicht daran, wenn unsere poeti-
sche Gold-Schmiede
gleich anderer Gedichte ins
Kretz schlagen. Suchet das darunter steckende
Silber durch anderweitige Umschmelzung heraus:
So werdet ihr noch damit prangen, und es auf
den Messen in den Buchläden gut anwenden
können.

46. Maxime.

Wenn ihr Lust habt, jemanden ein Huf auf-

setzen

Funfzig Maximen
de euch ſonſt unter ſeinem harten Amboß, ver-
mittelſt ſeines eiſernen Schmiede-Hammers, ſo
breit ſchlagen, daß ihr wuͤnſchen wuͤrdet, euch
nie mit ihm aufgenommen zu haben.

43. Maxime.

Ein poetiſcher Klein-Schmied und poeti-
ſcher Jgel
ſind ſolche zwey gewaltige Hudler und
loſe Schaͤlke, daß ihrs ſelber drauf wagen koͤn-
net, welcher unter beyden der gewandteſte und
durchdringenſte ſey.

44. Maxime.

Wenn jemand, der in der Welt keine ſon-
derliche Figur gemacht, gern ſeinen Namen bey
der ſpaͤten Nachwelt in ruhmvollem Andenken
erhalten wiſſen wollte: So darf er nur denen
poetiſchen Meſſer-Schmieden (2. Probeſtuͤck,
§ 24,) etwas vermachen, die werden ihn ſchon
nach ſeinem Tode in einem Leichen-Gedichte ſo
herausſtreichen, daß die Nachkommen das Wah-
re und Falſche nicht werden unterſcheiden koͤnnen.

45. Maxime.

Kehret euch nicht daran, wenn unſere poeti-
ſche Gold-Schmiede
gleich anderer Gedichte ins
Kretz ſchlagen. Suchet das darunter ſteckende
Silber durch anderweitige Umſchmelzung heraus:
So werdet ihr noch damit prangen, und es auf
den Meſſen in den Buchlaͤden gut anwenden
koͤnnen.

46. Maxime.

Wenn ihr Luſt habt, jemanden ein Huf auf-

ſetzen
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[84/0092] Funfzig Maximen de euch ſonſt unter ſeinem harten Amboß, ver- mittelſt ſeines eiſernen Schmiede-Hammers, ſo breit ſchlagen, daß ihr wuͤnſchen wuͤrdet, euch nie mit ihm aufgenommen zu haben. 43. Maxime. Ein poetiſcher Klein-Schmied und poeti- ſcher Jgel ſind ſolche zwey gewaltige Hudler und loſe Schaͤlke, daß ihrs ſelber drauf wagen koͤn- net, welcher unter beyden der gewandteſte und durchdringenſte ſey. 44. Maxime. Wenn jemand, der in der Welt keine ſon- derliche Figur gemacht, gern ſeinen Namen bey der ſpaͤten Nachwelt in ruhmvollem Andenken erhalten wiſſen wollte: So darf er nur denen poetiſchen Meſſer-Schmieden (2. Probeſtuͤck, § 24,) etwas vermachen, die werden ihn ſchon nach ſeinem Tode in einem Leichen-Gedichte ſo herausſtreichen, daß die Nachkommen das Wah- re und Falſche nicht werden unterſcheiden koͤnnen. 45. Maxime. Kehret euch nicht daran, wenn unſere poeti- ſche Gold-Schmiede gleich anderer Gedichte ins Kretz ſchlagen. Suchet das darunter ſteckende Silber durch anderweitige Umſchmelzung heraus: So werdet ihr noch damit prangen, und es auf den Meſſen in den Buchlaͤden gut anwenden koͤnnen. 46. Maxime. Wenn ihr Luſt habt, jemanden ein Huf auf- ſetzen

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Zitationshilfe: Philippi, Johann Ernst: Regeln und Maximen der edlen Reimschmiede-Kunst, auch kriechender Poesie. Altenburg, 1743, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/philippi_reimschmiedekunst_1743/92>, abgerufen am 29.03.2024.