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Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 3. München, 1869.

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Katharine (zum Fenster heraus.)
Wer ist da?
Kasperl.
Bitt gar schön, ein wandernder Schneiderg'sell;
bitt gar schön, an Kreuzer Almosen oder was z'
essen. Ein Stückl Brod und a Dutzend Bratwürsteln,
mehr verlang ich nit. Bitt gar schön und a guts
Bett mit einer Couvertdecken und a par Maßl Bier,
wenns möglich wär!
Professor Fleischmann (auch zum Fenster heraus sehend.)
Bravo, bravo! nur herein da, guter Freund!
Jhr seid mir willkommen; könnt mir meine Garde-
robe etwas in Stand setzen und dann gibts einen
guten Bissen.
Kasperl.
Juhe! einen guten Bissen. Juhe! laßt mich
nur hinein.
(ab ins Haus.)
Nun schwebt die Frau Nacht über die Bühne. (Schwarzes Schleppkleid mit
Silbersternen gestickt, schwarzen Schleier) und spricht:

Jch bin die Nacht, vor der die Sonne flieht,
Wenn sie des Abends in die Tiefe zieht.
Mit schwarzem Schleier deck ich Alles zu
Und wiege Jung und Alt in süße Ruh.
2*
Katharine (zum Fenſter heraus.)
Wer iſt da?
Kasperl.
Bitt gar ſchön, ein wandernder Schneiderg’ſell;
bitt gar ſchön, an Kreuzer Almoſen oder was z’
eſſen. Ein Stückl Brod und a Dutzend Bratwürſteln,
mehr verlang ich nit. Bitt gar ſchön und a guts
Bett mit einer Couvertdecken und a par Maßl Bier,
wenns möglich wär!
Profeſſor Fleiſchmann (auch zum Fenſter heraus ſehend.)
Bravo, bravo! nur herein da, guter Freund!
Jhr ſeid mir willkommen; könnt mir meine Garde-
robe etwas in Stand ſetzen und dann gibts einen
guten Biſſen.
Kasperl.
Juhe! einen guten Biſſen. Juhe! laßt mich
nur hinein.
(ab ins Haus.)
Nun ſchwebt die Frau Nacht über die Bühne. (Schwarzes Schleppkleid mit
Silberſternen geſtickt, ſchwarzen Schleier) und ſpricht:

Jch bin die Nacht, vor der die Sonne flieht,
Wenn ſie des Abends in die Tiefe zieht.
Mit ſchwarzem Schleier deck ich Alles zu
Und wiege Jung und Alt in ſüße Ruh.
2*
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[19/0023] Katharine (zum Fenſter heraus.) Wer iſt da? Kasperl. Bitt gar ſchön, ein wandernder Schneiderg’ſell; bitt gar ſchön, an Kreuzer Almoſen oder was z’ eſſen. Ein Stückl Brod und a Dutzend Bratwürſteln, mehr verlang ich nit. Bitt gar ſchön und a guts Bett mit einer Couvertdecken und a par Maßl Bier, wenns möglich wär! Profeſſor Fleiſchmann (auch zum Fenſter heraus ſehend.) Bravo, bravo! nur herein da, guter Freund! Jhr ſeid mir willkommen; könnt mir meine Garde- robe etwas in Stand ſetzen und dann gibts einen guten Biſſen. Kasperl. Juhe! einen guten Biſſen. Juhe! laßt mich nur hinein. (ab ins Haus.) Nun ſchwebt die Frau Nacht über die Bühne. (Schwarzes Schleppkleid mit Silberſternen geſtickt, ſchwarzen Schleier) und ſpricht: Jch bin die Nacht, vor der die Sonne flieht, Wenn ſie des Abends in die Tiefe zieht. Mit ſchwarzem Schleier deck ich Alles zu Und wiege Jung und Alt in ſüße Ruh. 2*

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Zitationshilfe: Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 3. München, 1869, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein03_1869/23>, abgerufen am 29.03.2024.