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Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 3. München, 1869.

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das heißt, er unter mir und ich auf ihm, da sind
wir gleich umanand kugelt; er hat mich packen wol-
len, aber ich hab'n beim Gnack g'habt; endlich spring
ich auf und zum Fenster naus, er will nach, fallt
aber auf d' Nasen; ich voraus im Wald hinaus, er
nach; ich kraxl gleich auf an Baum, daß er mich
nimmer sieht; er stolpert wüthend fort und will die
zwei Kinder fangen, ich nach und will'n bei der
Hosen packen; pumps dich, liegen wir alle zwei auf
der Nasen; unterdessen hat sich eine solche Monds-
finsterniß eingstellt, daß keiner nicht einmal seine
verkehrte Seiten gseh'n hat; -- jetzt bin ich da --
und --
(indem er den schlafenden Professor erblickt) potz Schlip-
perement, da oben liegt er ja wieder und schlaft!
Jetzt könnt ich'n erwischen den abscheulichen Men-
schenfresser. Nadel und Faden hab' ich bei mir, ich
näh ihm in der Mondbeleuchtung sein Hosen z'samm,
daß er d' Füß nimmer rühren kann, nacher kann
er uns nimmer auskommen.
(Er steigt auf den Hügel und näht.)
So jetzt steh auf, wenn'st kannst? -- Jch versteck
mich derweil in das Felsenloch da unten.

(Kriecht in die Höhle, in welcher bereits die Kinder sind.)
Fleischmann (erwachend.)
Wer hat mich da an den Beinen gekitzelt?
das heißt, er unter mir und ich auf ihm, da ſind
wir gleich umanand kugelt; er hat mich packen wol-
len, aber ich hab’n beim Gnack g’habt; endlich ſpring
ich auf und zum Fenſter naus, er will nach, fallt
aber auf d’ Naſen; ich voraus im Wald hinaus, er
nach; ich kraxl gleich auf an Baum, daß er mich
nimmer ſieht; er ſtolpert wüthend fort und will die
zwei Kinder fangen, ich nach und will’n bei der
Hoſen packen; pumps dich, liegen wir alle zwei auf
der Naſen; unterdeſſen hat ſich eine ſolche Monds-
finſterniß eingſtellt, daß keiner nicht einmal ſeine
verkehrte Seiten gſeh’n hat; — jetzt bin ich da —
und —
(indem er den ſchlafenden Profeſſor erblickt) potz Schlip-
perement, da oben liegt er ja wieder und ſchlaft!
Jetzt könnt ich’n erwiſchen den abſcheulichen Men-
ſchenfreſſer. Nadel und Faden hab’ ich bei mir, ich
näh ihm in der Mondbeleuchtung ſein Hoſen z’ſamm,
daß er d’ Füß nimmer rühren kann, nacher kann
er uns nimmer auskommen.
(Er ſteigt auf den Hügel und näht.)
So jetzt ſteh auf, wenn’ſt kannſt? — Jch verſteck
mich derweil in das Felſenloch da unten.

(Kriecht in die Höhle, in welcher bereits die Kinder ſind.)
Fleiſchmann (erwachend.)
Wer hat mich da an den Beinen gekitzelt?
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[39/0043] das heißt, er unter mir und ich auf ihm, da ſind wir gleich umanand kugelt; er hat mich packen wol- len, aber ich hab’n beim Gnack g’habt; endlich ſpring ich auf und zum Fenſter naus, er will nach, fallt aber auf d’ Naſen; ich voraus im Wald hinaus, er nach; ich kraxl gleich auf an Baum, daß er mich nimmer ſieht; er ſtolpert wüthend fort und will die zwei Kinder fangen, ich nach und will’n bei der Hoſen packen; pumps dich, liegen wir alle zwei auf der Naſen; unterdeſſen hat ſich eine ſolche Monds- finſterniß eingſtellt, daß keiner nicht einmal ſeine verkehrte Seiten gſeh’n hat; — jetzt bin ich da — und — (indem er den ſchlafenden Profeſſor erblickt) potz Schlip- perement, da oben liegt er ja wieder und ſchlaft! Jetzt könnt ich’n erwiſchen den abſcheulichen Men- ſchenfreſſer. Nadel und Faden hab’ ich bei mir, ich näh ihm in der Mondbeleuchtung ſein Hoſen z’ſamm, daß er d’ Füß nimmer rühren kann, nacher kann er uns nimmer auskommen. (Er ſteigt auf den Hügel und näht.) So jetzt ſteh auf, wenn’ſt kannſt? — Jch verſteck mich derweil in das Felſenloch da unten. (Kriecht in die Höhle, in welcher bereits die Kinder ſind.) Fleiſchmann (erwachend.) Wer hat mich da an den Beinen gekitzelt?

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Zitationshilfe: Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 3. München, 1869, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein03_1869/43>, abgerufen am 16.04.2024.