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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] und pestilentzialischen Kranckheiten be-
haftet sind, sehr dienet. Er wird auch
wider den Schwindel trefflich gut
und dienlich erachtet, desgleichen wider
die schwere Noth und Hertzklopfen/
die gelbe Sucht, Colica/ rothe Ruhr
und den Stein: nicht weniger wider
die Würme/ giftige Fieber und Gift;
wie auch zu Beförderung der Ge-
burt.
Die dosis ist von vier bis auf
sechs und zwölff Gran, gestossen, in ei-
nem zur Kranckheit dienlichen liquor
genommen. Die herrlichen Tugen-
den dieses Steines haben verursachet,
daß ihn die Ebräer Bel Zaard, das ist,
einen Meister oder Bezwinger des Gif-
tes genennet.

Vom Occidentalischen Bezoar.

Der Occidentalische Bezoar ist
darinne von dem Orientalischen unter-
schieden, daß er gemeiniglich viel dicker
ist, indem er oftermahls so dicke als ein
kleines Hünerey gefunden wird. So
hat er auch unterschiedene Farben, doch
meistentheils ist er weiß und graulicht.
Er ist zwar eben als wie der vorige for-
miret, und wie Blättlein oder Schup-
pen auf einander geleget, doch sind die-
se Schuppen weit dicker, und wenn er
[Spaltenumbruch] zerbrochen worden, sieht er nicht an-
ders aus, als wenn er sublimiret wäre;
denn inwendig erblicket man ein Hauf-
fen kleine Spitzlein, als wie am Bley-
saltze: aussenher aber ist er glatt, und
sehr dichte, von Farbe röthlicht grau.

Dieser Bezoar wird auch aus Pe-
ru
gebracht, woselbst es Ziegen, Hirsche
und andere Bezoar tragende Thiere
mehr giebet: weil man sie aber gar sel-
ten in den Bäuchen dieser Thiere findet,
deshalben sind sie auch in Franckreich
so gar rar. Er hat gleichfalls einen
lieblichen, und fast stärckern Geruch
denn der Orientalische. Dieweil dann
dieser Bezoar so gar seltsam ist, dero-
wegen machen ihn die Holländer und
andere Völcker nach, aus einem grau-
en Teige, den sie zu runden Ballen
machen, so dicke als ihnen beliebig: wie
ich denn versichern kan, daß ich einen
gesehen, der so groß als eine Kugel, die
man zum Maillespiel gebrauchet, und
in eine vergoldete Schale veste gema-
chet war, daß er sich nicht bewegen
kunte, und dergestalt von dem Geträn-
cke, das man dareingiessen wolte, be-
decket wurde, welches dann ein wenig
stehen bliebe, ehe man es truncke.

[Ende Spaltensatz]
Das vierdte Capitel.
Vom Muscus oder Bisam-Thier.
[Beginn Spaltensatz] Siehe Fig. 334.

DAs Bisamthier kommt einem Re-
he an Farbe und Gestalt so ziemlich
nahe, ohne daß es einen viel längern
Leib hat, wie an dem Felle zu ersehen,
welches ich zu Rouan bey dem Herrn
Roudeau gesehen. Jn den König-
reichen Tunquin und Boutan giebt
es dieser Thiere die Menge.

Was wir aber Mosch/ oder Bisam
zu nennen pflegen, solches ist verdorben
Blut, welches sich unten an dem Bau-
che dieses Thierleins, wie ein Geschwü-
re zusammen setzet: wenn es denn zei-
tig worden, gehet dieses Thier, von der
Natur dazu angetrieben, an einen
Baum, und reibt sich so lange gegen
denselben, bis es aufgehet; alsdann
überkommt dieses Blut, von der Son-
ne getrocknet, den so starcken und ziem-
lich unangenehmen Geruch, welchen es
haben muß, wenn es rein seyn soll, und
noch nicht in Holland oder anderer Or-
[Spaltenumbruch] ten durch der Juden und anderer Leute
Hände gegangen ist, welche es mit Er-
de, gedörrten Blute und anderem Lum-
penzeuge zu verfälschen gewohnet sind.

Darum darff niemand glauben, daß
es die Nieren dieses Thieres sind, wie
ihrer etliche vorgeben; noch auch, daß
dises Thier sich selbst castrire, wenn es
verfolget wird, indem ihm wohl bewust,
daß man es alleine wegen seiner Geilen
zu fahen trachte. Dieses aber kommt
daher, daß diejenigen, die es in die Bla-
sen thun, dieselben in Gestalt der Nie-
ren zurichten. Andere wollen, der Bi-
sam
sey das geronnene Geblüte, wel-
ches über den gantzen Leib zusammen-
gelauffen, nachdem es mit Prügeln
wohl zuschlagen worden: drauf würde
es in Stücke seines Fells gethan, wel-
che sie als wie Nieren zuschnitten und
zusammen näheten. Allein, weil mir
diese beyde Arten des Ursprungs des

Bisams

Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] und peſtilentzialiſchen Kranckheiten be-
haftet ſind, ſehr dienet. Er wird auch
wider den Schwindel trefflich gut
und dienlich erachtet, desgleichen wider
die ſchwere Noth und Hertzklopfen/
die gelbe Sucht, Colica/ rothe Ruhr
und den Stein: nicht weniger wider
die Wuͤrme/ giftige Fieber und Gift;
wie auch zu Befoͤrderung der Ge-
burt.
Die doſis iſt von vier bis auf
ſechs und zwoͤlff Gran, geſtoſſen, in ei-
nem zur Kranckheit dienlichen liquor
genommen. Die herrlichen Tugen-
den dieſes Steines haben verurſachet,
daß ihn die Ebraͤer Bel Zaard, das iſt,
einen Meiſter oder Bezwinger des Gif-
tes genennet.

Vom Occidentaliſchen Bezoar.

Der Occidentaliſche Bezoar iſt
darinne von dem Orientaliſchen unter-
ſchieden, daß er gemeiniglich viel dicker
iſt, indem er oftermahls ſo dicke als ein
kleines Huͤnerey gefunden wird. So
hat er auch unterſchiedene Farben, doch
meiſtentheils iſt er weiß und graulicht.
Er iſt zwar eben als wie der vorige for-
miret, und wie Blaͤttlein oder Schup-
pen auf einander geleget, doch ſind die-
ſe Schuppen weit dicker, und wenn er
[Spaltenumbruch] zerbrochen worden, ſieht er nicht an-
ders aus, als wenn er ſublimiret waͤre;
denn inwendig erblicket man ein Hauf-
fen kleine Spitzlein, als wie am Bley-
ſaltze: auſſenher aber iſt er glatt, und
ſehr dichte, von Farbe roͤthlicht grau.

Dieſer Bezoar wird auch aus Pe-
ru
gebracht, woſelbſt es Ziegen, Hirſche
und andere Bezoar tragende Thiere
mehr giebet: weil man ſie aber gar ſel-
ten in den Baͤuchen dieſer Thiere findet,
deshalben ſind ſie auch in Franckreich
ſo gar rar. Er hat gleichfalls einen
lieblichen, und faſt ſtaͤrckern Geruch
denn der Orientaliſche. Dieweil dann
dieſer Bezoar ſo gar ſeltſam iſt, dero-
wegen machen ihn die Hollaͤnder und
andere Voͤlcker nach, aus einem grau-
en Teige, den ſie zu runden Ballen
machen, ſo dicke als ihnen beliebig: wie
ich denn verſichern kan, daß ich einen
geſehen, der ſo groß als eine Kugel, die
man zum Mailleſpiel gebrauchet, und
in eine vergoldete Schale veſte gema-
chet war, daß er ſich nicht bewegen
kunte, und dergeſtalt von dem Getraͤn-
cke, das man dareingieſſen wolte, be-
decket wurde, welches dann ein wenig
ſtehen bliebe, ehe man es truncke.

[Ende Spaltensatz]
Das vierdte Capitel.
Vom Muſcus oder Biſam-Thier.
[Beginn Spaltensatz] Siehe Fig. 334.

DAs Biſamthier kommt einem Re-
he an Farbe und Geſtalt ſo ziemlich
nahe, ohne daß es einen viel laͤngern
Leib hat, wie an dem Felle zu erſehen,
welches ich zu Rouan bey dem Herrn
Roudeau geſehen. Jn den Koͤnig-
reichen Tunquin und Boutan giebt
es dieſer Thiere die Menge.

Was wir aber Moſch/ oder Biſam
zu nennen pflegen, ſolches iſt verdorben
Blut, welches ſich unten an dem Bau-
che dieſes Thierleins, wie ein Geſchwuͤ-
re zuſammen ſetzet: wenn es denn zei-
tig worden, gehet dieſes Thier, von der
Natur dazu angetrieben, an einen
Baum, und reibt ſich ſo lange gegen
denſelben, bis es aufgehet; alsdann
uͤberkommt dieſes Blut, von der Son-
ne getrocknet, den ſo ſtarcken und ziem-
lich unangenehmen Geruch, welchen es
haben muß, wenn es rein ſeyn ſoll, und
noch nicht in Holland oder anderer Or-
[Spaltenumbruch] ten durch der Juden und anderer Leute
Haͤnde gegangen iſt, welche es mit Er-
de, gedoͤrrten Blute und anderem Lum-
penzeuge zu verfaͤlſchen gewohnet ſind.

Darum darff niemand glauben, daß
es die Nieren dieſes Thieres ſind, wie
ihrer etliche vorgeben; noch auch, daß
diſes Thier ſich ſelbſt caſtrire, wenn es
verfolget wird, indem ihm wohl bewuſt,
daß man es alleine wegen ſeiner Geilen
zu fahen trachte. Dieſes aber kommt
daher, daß diejenigen, die es in die Bla-
ſen thun, dieſelben in Geſtalt der Nie-
ren zurichten. Andere wollen, der Bi-
ſam
ſey das geronnene Gebluͤte, wel-
ches uͤber den gantzen Leib zuſammen-
gelauffen, nachdem es mit Pruͤgeln
wohl zuſchlagen worden: drauf wuͤrde
es in Stuͤcke ſeines Fells gethan, wel-
che ſie als wie Nieren zuſchnitten und
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dieſe beyde Arten des Urſprungs des

Biſams
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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/368>, abgerufen am 28.03.2024.