Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] eine Gießforme, und gießt das geschmol-
Dieses ist der
Zinngiesser
gröste Wissen-
schafft/ das
Zinn durch
diese Probe
zu erkennen.
tzene Zinn darein, und durch dieses
Mittel erkennen die Zinngiesser die Gü-
te des Zinnes, und solches zwar an den
kleinen Strahlen, die sich drauf sehen
lassen. Oder aber sie giessen Mußque-
tenkugelformen voll Zinn, und halten
alsdann das leichteste für das beste. Es
melden einige Scribenten, daß das
Zinn oder das weisse Bley an sandich-
ten Orten und in vertrockneten oder
versiegenen Flüssen gantz oben in der
Erde gefunden werde, als wie Körner
gestalt, welche dann von den Leuten ge-
waschen, geschmoltzen und in Formen
[Spaltenumbruch] gegossen werden, damit das Zinn die
Gestalt bekommen möge, in welcher
wir es zu sehen kriegen. Uber alle
denjenigen Nutzen, den wir davon er-
halten, werden auch noch allerley Chy-
mische Sachen daraus bereitet, gleich-
wie aus folgenden zu ersehen.

Wir bekommen auch bisweilen aus
Teutschland Zinn/ allein es ist nichts
dran, und blos der Uberschuß von dem-
jenigen Zinne, mit dem sie das Blech
verzinnet haben. So wird auch iezu-
weilen aus Lothringen Zinn ge-
bracht.

[Ende Spaltensatz]
Das neun und dreyßigste Capitel.
Vom geschlagenem Zinn oder Stanniol.
[Spaltenumbruch]

ETain en feuille, Zinn das wie Blät-
ter sieht/
ist geschlagen Zinn, wel-
ches die Holländer auf einer Seite mit
einem Verniß, nach ihrem Gefallen,
überziehen: und daher kommt es, daß
sie uns gelbes, rothes, schwartzes, weis-
ses, aurorfarbenes, und dergleichen
mehr übersenden.

Man muß aber dieses Zinn erweh-
len, wenn es fein an einem Stücke oder
gantz, wohl gevernisset, und soviel mög-
lich, fein sauber aufgerollet ist. Die
[Spaltenumbruch] Holländer senden es uns in kleinen
Büchsen und Schachteln, in denen ins-
gemein ein Groß, das ist zwölff Dutzent
Blätter liegen. Vor diesem war es
starck im Gebrauch, alldieweil sich die
Wachszieher desselben bedieneten, und
es um die Fackeln und andere Wachs-
arbeit legten, anietzo aber braucht man
es nicht mehr, als daß man die Wapen
damit beleget, wenn vornehme Leute
gestorben.

[Ende Spaltensatz]
Das viertzigste Capitel.
Von dem Zinnpulver.
[Spaltenumbruch]

DAs Zinn macht man auf zweyer-
ley Weise zu Pulver: nämlich,
entweder mit zerstossenen Kohlen, oder
mit Kreide, auf die Art, welche im Cap.
vom Bley soll gewiesen werden. Die-
jenigen, die in Zinn arbeiten, verbren-
nen es, an statt daß sie es zum Pulver
machen solten, das ist, sie calciniren es,
und machen ein graulichtes Pulver
draus, welches wir und die Zinngiesser
unter dem Titel der Zinnasche verkauf-
fen. Sie reiben ihre Hämmer damit,
andere aber poliren die Spiegel damit.
Wer diese Asche gantz weiß haben will,
der calcinire sie so lange, bis sie schön ge-
nug worden, welches auf diese Weise
Zinnkalch,
Spanisch
Weiß, oder
bezoardicum
joviale.
calcinirte Zinn, von denen Chymicis Ce-
russa
und Calx Stanni, Zinnkalch/ von
andern aber Spanisch Weiß/ oder
auch Bezoardicum Joviale genennet wird.

Es berichten einige Scribenten, daß
[Spaltenumbruch] man das Zinn mit Urine könne zu ei-
nem Kalche machen, denn der Urin ar-
beite oder zerfresse dasselbige, eben als
wie der Eßig das Bley. Dieses also
calcinirte Zinn, welches die Chymici auf
allerhand Weise zu Nutze zu machen
wissen, wird auch von den Töpfern,
die die blau und weissen Geschirre ma-
chen, gebraucht, und die irdenen Geschir-
re damit gevirnisset oder verglasuret.
Wobey dennoch dieses zu mercken ist,
daß dieser Kalch den Töpfern nicht die-
ne, wenn er nicht ein gantzes Jahr über
im Wind und Wetter gestanden, und
also von der Luft noch einmahl calcini-
ret worden; allein da muß man Ach-
tung geben, daß er nicht voll Unflat
oder sonsten unrein werde, sonst würde
es eitel Flecken auf den Geschirren
setzen.

[Ende Spaltensatz]
Das

Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] eine Gießforme, und gießt das geſchmol-
Dieſes iſt der
Zinngieſſer
groͤſte Wiſſen-
ſchafft/ das
Zinn durch
dieſe Probe
zu erkennen.
tzene Zinn darein, und durch dieſes
Mittel erkennen die Zinngieſſer die Guͤ-
te des Zinnes, und ſolches zwar an den
kleinen Strahlen, die ſich drauf ſehen
laſſen. Oder aber ſie gieſſen Mußque-
tenkugelformen voll Zinn, und halten
alsdann das leichteſte fuͤr das beſte. Es
melden einige Scribenten, daß das
Zinn oder das weiſſe Bley an ſandich-
ten Orten und in vertrockneten oder
verſiegenen Fluͤſſen gantz oben in der
Erde gefunden werde, als wie Koͤrner
geſtalt, welche dann von den Leuten ge-
waſchen, geſchmoltzen und in Formen
[Spaltenumbruch] gegoſſen werden, damit das Zinn die
Geſtalt bekommen moͤge, in welcher
wir es zu ſehen kriegen. Uber alle
denjenigen Nutzen, den wir davon er-
halten, werden auch noch allerley Chy-
miſche Sachen daraus bereitet, gleich-
wie aus folgenden zu erſehen.

Wir bekommen auch bisweilen aus
Teutſchland Zinn/ allein es iſt nichts
dran, und blos der Uberſchuß von dem-
jenigen Zinne, mit dem ſie das Blech
verzinnet haben. So wird auch iezu-
weilen aus Lothringen Zinn ge-
bracht.

[Ende Spaltensatz]
Das neun und dreyßigſte Capitel.
Vom geſchlagenem Zinn oder Stanniol.
[Spaltenumbruch]

ETain en feuille, Zinn das wie Blaͤt-
ter ſieht/
iſt geſchlagen Zinn, wel-
ches die Hollaͤnder auf einer Seite mit
einem Verniß, nach ihrem Gefallen,
uͤberziehen: und daher kommt es, daß
ſie uns gelbes, rothes, ſchwartzes, weiſ-
ſes, aurorfarbenes, und dergleichen
mehr uͤberſenden.

Man muß aber dieſes Zinn erweh-
len, wenn es fein an einem Stuͤcke oder
gantz, wohl geverniſſet, und ſoviel moͤg-
lich, fein ſauber aufgerollet iſt. Die
[Spaltenumbruch] Hollaͤnder ſenden es uns in kleinen
Buͤchſen und Schachteln, in denen ins-
gemein ein Groß, das iſt zwoͤlff Dutzent
Blaͤtter liegen. Vor dieſem war es
ſtarck im Gebrauch, alldieweil ſich die
Wachszieher deſſelben bedieneten, und
es um die Fackeln und andere Wachs-
arbeit legten, anietzo aber braucht man
es nicht mehr, als daß man die Wapen
damit beleget, wenn vornehme Leute
geſtorben.

[Ende Spaltensatz]
Das viertzigſte Capitel.
Von dem Zinnpulver.
[Spaltenumbruch]

DAs Zinn macht man auf zweyer-
ley Weiſe zu Pulver: naͤmlich,
entweder mit zerſtoſſenen Kohlen, oder
mit Kreide, auf die Art, welche im Cap.
vom Bley ſoll gewieſen werden. Die-
jenigen, die in Zinn arbeiten, verbren-
nen es, an ſtatt daß ſie es zum Pulver
machen ſolten, das iſt, ſie calciniren es,
und machen ein graulichtes Pulver
draus, welches wir und die Zinngieſſer
unter dem Titel der Zinnaſche verkauf-
fen. Sie reiben ihre Haͤmmer damit,
andere aber poliren die Spiegel damit.
Wer dieſe Aſche gantz weiß haben will,
der calcinire ſie ſo lange, bis ſie ſchoͤn ge-
nug worden, welches auf dieſe Weiſe
Zinnkalch,
Spaniſch
Weiß, oder
bezoardicum
joviale.
calcinirte Zinn, von denen Chymicis Ce-
ruſſa
und Calx Stanni, Zinnkalch/ von
andern aber Spaniſch Weiß/ oder
auch Bezoardicum Joviale genennet wird.

Es berichten einige Scribenten, daß
[Spaltenumbruch] man das Zinn mit Urine koͤnne zu ei-
nem Kalche machen, denn der Urin ar-
beite oder zerfreſſe daſſelbige, eben als
wie der Eßig das Bley. Dieſes alſo
calcinirte Zinn, welches die Chymici auf
allerhand Weiſe zu Nutze zu machen
wiſſen, wird auch von den Toͤpfern,
die die blau und weiſſen Geſchirre ma-
chen, gebraucht, und die irdenen Geſchir-
re damit gevirniſſet oder verglaſuret.
Wobey dennoch dieſes zu mercken iſt,
daß dieſer Kalch den Toͤpfern nicht die-
ne, wenn er nicht ein gantzes Jahr uͤber
im Wind und Wetter geſtanden, und
alſo von der Luft noch einmahl calcini-
ret worden; allein da muß man Ach-
tung geben, daß er nicht voll Unflat
oder ſonſten unrein werde, ſonſt wuͤrde
es eitel Flecken auf den Geſchirren
ſetzen.

[Ende Spaltensatz]
Das
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <p><pb facs="#f0490"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der Spezereyen und Materialien</hi></fw><lb/><cb n="677"/>
eine Gießforme, und gießt das ge&#x017F;chmol-<lb/><note place="left">Die&#x017F;es i&#x017F;t der<lb/>
Zinngie&#x017F;&#x017F;er<lb/>
gro&#x0364;&#x017F;te Wi&#x017F;&#x017F;en-<lb/>
&#x017F;chafft/ das<lb/>
Zinn durch<lb/>
die&#x017F;e Probe<lb/>
zu erkennen.</note>tzene Zinn darein, und durch die&#x017F;es<lb/>
Mittel erkennen die Zinngie&#x017F;&#x017F;er die Gu&#x0364;-<lb/>
te des Zinnes, und &#x017F;olches zwar an den<lb/>
kleinen Strahlen, die &#x017F;ich drauf &#x017F;ehen<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en. Oder aber &#x017F;ie gie&#x017F;&#x017F;en Mußque-<lb/>
tenkugelformen voll Zinn, und halten<lb/>
alsdann das leichte&#x017F;te fu&#x0364;r das be&#x017F;te. Es<lb/>
melden einige Scribenten, daß das<lb/><hi rendition="#fr">Zinn</hi> oder das wei&#x017F;&#x017F;e Bley an &#x017F;andich-<lb/>
ten Orten und in vertrockneten oder<lb/>
ver&#x017F;iegenen Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en gantz oben in der<lb/>
Erde gefunden werde, als wie Ko&#x0364;rner<lb/>
ge&#x017F;talt, welche dann von den Leuten ge-<lb/>
wa&#x017F;chen, ge&#x017F;chmoltzen und in Formen<lb/><cb n="678"/>
gego&#x017F;&#x017F;en werden, damit das Zinn die<lb/>
Ge&#x017F;talt bekommen mo&#x0364;ge, in welcher<lb/>
wir es zu &#x017F;ehen kriegen. Uber alle<lb/>
denjenigen Nutzen, den wir davon er-<lb/>
halten, werden auch noch allerley Chy-<lb/>
mi&#x017F;che Sachen daraus bereitet, gleich-<lb/>
wie aus folgenden zu er&#x017F;ehen.</p><lb/>
              <p>Wir bekommen auch bisweilen aus<lb/><hi rendition="#fr">Teut&#x017F;chland Zinn/</hi> allein es i&#x017F;t nichts<lb/>
dran, und blos der Uber&#x017F;chuß von dem-<lb/>
jenigen Zinne, mit dem &#x017F;ie das Blech<lb/>
verzinnet haben. So wird auch iezu-<lb/>
weilen aus <hi rendition="#fr">Lothringen Zinn</hi> ge-<lb/>
bracht.</p>
              <cb type="end"/>
            </div><lb/>
            <div n="3">
              <head> <hi rendition="#b">Das neun und dreyßig&#x017F;te Capitel.<lb/>
Vom ge&#x017F;chlagenem Zinn oder Stanniol.</hi> </head><lb/>
              <cb n="677"/>
              <p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#in">E</hi><hi rendition="#i">Tain en feuille</hi>,</hi><hi rendition="#fr">Zinn das wie Bla&#x0364;t-<lb/>
ter &#x017F;ieht/</hi> i&#x017F;t ge&#x017F;chlagen Zinn, wel-<lb/>
ches die Holla&#x0364;nder auf einer Seite mit<lb/>
einem Verniß, nach ihrem Gefallen,<lb/>
u&#x0364;berziehen: und daher kommt es, daß<lb/>
&#x017F;ie uns gelbes, rothes, &#x017F;chwartzes, wei&#x017F;-<lb/>
&#x017F;es, aurorfarbenes, und dergleichen<lb/>
mehr u&#x0364;ber&#x017F;enden.</p><lb/>
              <p>Man muß aber die&#x017F;es Zinn erweh-<lb/>
len, wenn es fein an einem Stu&#x0364;cke oder<lb/>
gantz, wohl geverni&#x017F;&#x017F;et, und &#x017F;oviel mo&#x0364;g-<lb/>
lich, fein &#x017F;auber aufgerollet i&#x017F;t. Die<lb/><cb n="678"/>
Holla&#x0364;nder &#x017F;enden es uns in kleinen<lb/>
Bu&#x0364;ch&#x017F;en und Schachteln, in denen ins-<lb/>
gemein ein Groß, das i&#x017F;t zwo&#x0364;lff Dutzent<lb/>
Bla&#x0364;tter liegen. Vor die&#x017F;em war es<lb/>
&#x017F;tarck im Gebrauch, alldieweil &#x017F;ich die<lb/>
Wachszieher de&#x017F;&#x017F;elben bedieneten, und<lb/>
es um die Fackeln und andere Wachs-<lb/>
arbeit legten, anietzo aber braucht man<lb/>
es nicht mehr, als daß man die Wapen<lb/>
damit beleget, wenn vornehme Leute<lb/>
ge&#x017F;torben.</p>
              <cb type="end"/>
            </div><lb/>
            <div n="3">
              <head> <hi rendition="#b">Das viertzig&#x017F;te Capitel.<lb/>
Von dem Zinnpulver.</hi> </head><lb/>
              <cb n="677"/>
              <p><hi rendition="#in">D</hi>As <hi rendition="#fr">Zinn</hi> macht man auf zweyer-<lb/>
ley Wei&#x017F;e zu Pulver: na&#x0364;mlich,<lb/>
entweder mit zer&#x017F;to&#x017F;&#x017F;enen Kohlen, oder<lb/>
mit Kreide, auf die Art, welche im Cap.<lb/>
vom Bley &#x017F;oll gewie&#x017F;en werden. Die-<lb/>
jenigen, die in Zinn arbeiten, verbren-<lb/>
nen es, an &#x017F;tatt daß &#x017F;ie es zum Pulver<lb/>
machen &#x017F;olten, das i&#x017F;t, &#x017F;ie <hi rendition="#aq">calcinir</hi>en es,<lb/>
und machen ein graulichtes Pulver<lb/>
draus, welches wir und die Zinngie&#x017F;&#x017F;er<lb/>
unter dem Titel der <hi rendition="#fr">Zinna&#x017F;che</hi> verkauf-<lb/>
fen. Sie reiben ihre Ha&#x0364;mmer damit,<lb/>
andere aber poliren die Spiegel damit.<lb/>
Wer die&#x017F;e A&#x017F;che gantz weiß haben will,<lb/>
der <hi rendition="#aq">calcini</hi>re &#x017F;ie &#x017F;o lange, bis &#x017F;ie &#x017F;cho&#x0364;n ge-<lb/>
nug worden, welches auf die&#x017F;e Wei&#x017F;e<lb/><note place="left">Zinnkalch,<lb/>
Spani&#x017F;ch<lb/>
Weiß, oder<lb/><hi rendition="#aq">bezoardicum<lb/>
joviale.</hi></note><hi rendition="#aq">calcinir</hi>te Zinn, von denen <hi rendition="#aq">Chymicis Ce-<lb/>
ru&#x017F;&#x017F;a</hi> und <hi rendition="#aq">Calx Stanni,</hi> <hi rendition="#fr">Zinnkalch/</hi> von<lb/>
andern aber <hi rendition="#fr">Spani&#x017F;ch Weiß/</hi> oder<lb/>
auch <hi rendition="#aq">Bezoardicum Joviale</hi> genennet wird.</p><lb/>
              <p>Es berichten einige Scribenten, daß<lb/><cb n="678"/>
man das <hi rendition="#fr">Zinn</hi> mit Urine ko&#x0364;nne zu ei-<lb/>
nem Kalche machen, denn der Urin ar-<lb/>
beite oder zerfre&#x017F;&#x017F;e da&#x017F;&#x017F;elbige, eben als<lb/>
wie der Eßig das Bley. Die&#x017F;es al&#x017F;o<lb/><hi rendition="#aq">calcinir</hi>te Zinn, welches die <hi rendition="#aq">Chymici</hi> auf<lb/>
allerhand Wei&#x017F;e zu Nutze zu machen<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en, wird auch von den To&#x0364;pfern,<lb/>
die die blau und wei&#x017F;&#x017F;en Ge&#x017F;chirre ma-<lb/>
chen, gebraucht, und die irdenen Ge&#x017F;chir-<lb/>
re damit gevirni&#x017F;&#x017F;et oder vergla&#x017F;uret.<lb/>
Wobey dennoch die&#x017F;es zu mercken i&#x017F;t,<lb/>
daß die&#x017F;er Kalch den To&#x0364;pfern nicht die-<lb/>
ne, wenn er nicht ein gantzes Jahr u&#x0364;ber<lb/>
im Wind und Wetter ge&#x017F;tanden, und<lb/>
al&#x017F;o von der Luft noch einmahl <hi rendition="#aq">calcini-</hi><lb/>
ret worden; allein da muß man Ach-<lb/>
tung geben, daß er nicht voll Unflat<lb/>
oder &#x017F;on&#x017F;ten unrein werde, &#x017F;on&#x017F;t wu&#x0364;rde<lb/>
es eitel Flecken auf den Ge&#x017F;chirren<lb/>
&#x017F;etzen.</p>
              <cb type="end"/>
            </div><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Das</hi> </fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0490] Der Spezereyen und Materialien eine Gießforme, und gießt das geſchmol- tzene Zinn darein, und durch dieſes Mittel erkennen die Zinngieſſer die Guͤ- te des Zinnes, und ſolches zwar an den kleinen Strahlen, die ſich drauf ſehen laſſen. Oder aber ſie gieſſen Mußque- tenkugelformen voll Zinn, und halten alsdann das leichteſte fuͤr das beſte. Es melden einige Scribenten, daß das Zinn oder das weiſſe Bley an ſandich- ten Orten und in vertrockneten oder verſiegenen Fluͤſſen gantz oben in der Erde gefunden werde, als wie Koͤrner geſtalt, welche dann von den Leuten ge- waſchen, geſchmoltzen und in Formen gegoſſen werden, damit das Zinn die Geſtalt bekommen moͤge, in welcher wir es zu ſehen kriegen. Uber alle denjenigen Nutzen, den wir davon er- halten, werden auch noch allerley Chy- miſche Sachen daraus bereitet, gleich- wie aus folgenden zu erſehen. Dieſes iſt der Zinngieſſer groͤſte Wiſſen- ſchafft/ das Zinn durch dieſe Probe zu erkennen. Wir bekommen auch bisweilen aus Teutſchland Zinn/ allein es iſt nichts dran, und blos der Uberſchuß von dem- jenigen Zinne, mit dem ſie das Blech verzinnet haben. So wird auch iezu- weilen aus Lothringen Zinn ge- bracht. Das neun und dreyßigſte Capitel. Vom geſchlagenem Zinn oder Stanniol. ETain en feuille, Zinn das wie Blaͤt- ter ſieht/ iſt geſchlagen Zinn, wel- ches die Hollaͤnder auf einer Seite mit einem Verniß, nach ihrem Gefallen, uͤberziehen: und daher kommt es, daß ſie uns gelbes, rothes, ſchwartzes, weiſ- ſes, aurorfarbenes, und dergleichen mehr uͤberſenden. Man muß aber dieſes Zinn erweh- len, wenn es fein an einem Stuͤcke oder gantz, wohl geverniſſet, und ſoviel moͤg- lich, fein ſauber aufgerollet iſt. Die Hollaͤnder ſenden es uns in kleinen Buͤchſen und Schachteln, in denen ins- gemein ein Groß, das iſt zwoͤlff Dutzent Blaͤtter liegen. Vor dieſem war es ſtarck im Gebrauch, alldieweil ſich die Wachszieher deſſelben bedieneten, und es um die Fackeln und andere Wachs- arbeit legten, anietzo aber braucht man es nicht mehr, als daß man die Wapen damit beleget, wenn vornehme Leute geſtorben. Das viertzigſte Capitel. Von dem Zinnpulver. DAs Zinn macht man auf zweyer- ley Weiſe zu Pulver: naͤmlich, entweder mit zerſtoſſenen Kohlen, oder mit Kreide, auf die Art, welche im Cap. vom Bley ſoll gewieſen werden. Die- jenigen, die in Zinn arbeiten, verbren- nen es, an ſtatt daß ſie es zum Pulver machen ſolten, das iſt, ſie calciniren es, und machen ein graulichtes Pulver draus, welches wir und die Zinngieſſer unter dem Titel der Zinnaſche verkauf- fen. Sie reiben ihre Haͤmmer damit, andere aber poliren die Spiegel damit. Wer dieſe Aſche gantz weiß haben will, der calcinire ſie ſo lange, bis ſie ſchoͤn ge- nug worden, welches auf dieſe Weiſe calcinirte Zinn, von denen Chymicis Ce- ruſſa und Calx Stanni, Zinnkalch/ von andern aber Spaniſch Weiß/ oder auch Bezoardicum Joviale genennet wird. Zinnkalch, Spaniſch Weiß, oder bezoardicum joviale. Es berichten einige Scribenten, daß man das Zinn mit Urine koͤnne zu ei- nem Kalche machen, denn der Urin ar- beite oder zerfreſſe daſſelbige, eben als wie der Eßig das Bley. Dieſes alſo calcinirte Zinn, welches die Chymici auf allerhand Weiſe zu Nutze zu machen wiſſen, wird auch von den Toͤpfern, die die blau und weiſſen Geſchirre ma- chen, gebraucht, und die irdenen Geſchir- re damit gevirniſſet oder verglaſuret. Wobey dennoch dieſes zu mercken iſt, daß dieſer Kalch den Toͤpfern nicht die- ne, wenn er nicht ein gantzes Jahr uͤber im Wind und Wetter geſtanden, und alſo von der Luft noch einmahl calcini- ret worden; allein da muß man Ach- tung geben, daß er nicht voll Unflat oder ſonſten unrein werde, ſonſt wuͤrde es eitel Flecken auf den Geſchirren ſetzen. Das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/490
Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/490>, abgerufen am 28.03.2024.