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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830.

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Man könnte Cannondrum's davon machen, und ich
glaube fast, daß diese langweilige Spielerei sich von
dergleichen Examinirungen herschreibt. Viele Geist-
liche fragen jetzt wieder: Glauben Sie an den Teu-
fel? Ein mauvais plaisant, der sich vor dem Repuls
nicht eben allzusehr fürchtete, antwortete neulich:
Samiel hilf!



Gegen drei Uhr klärte sich der Himmel ein wenig
auf, und da ich nur darauf gewartet, eilte ich in
den, schon im Voraus besprochnen, Gig zu steigen,
und fuhr mit einem alten Hunter im Gallop nach
Stonehenge, dem großen Druidentempel, Grabmal,
oder Opferaltar. Die Gegend um Salisbury ist sehr
fruchtbar, aber leer von Bäumen, und in keiner Art
pittoresk. Auch das wunderbare Stonehenge steht
nur auf einem weit ausgedehnten kahlen Wiesenhü-
gel. Die feuerrothe Sonnenkugel ohne Wolken, be-
rührte in demselben Augenblick den Horizont, als ich,
erstaunt über das unerklärliche Denkmal, das vor
mir lag, an den ersten Druidenstein trat, den die
untergehenden Strahlen mit schönem Rosa färbten.
Kein Wunder ist es, daß dieses Monument vom
Volke dämonischen Kräften zugeschrieben wird, denn
kaum würde, selbst in unsern Zeiten, mit allen Hülfs-
mitteln der Mechanik, ein solches Werk zum zweiten-

Man könnte Cannondrum’s davon machen, und ich
glaube faſt, daß dieſe langweilige Spielerei ſich von
dergleichen Examinirungen herſchreibt. Viele Geiſt-
liche fragen jetzt wieder: Glauben Sie an den Teu-
fel? Ein mauvais plaisant, der ſich vor dem Repuls
nicht eben allzuſehr fürchtete, antwortete neulich:
Samiel hilf!



Gegen drei Uhr klärte ſich der Himmel ein wenig
auf, und da ich nur darauf gewartet, eilte ich in
den, ſchon im Voraus beſprochnen, Gig zu ſteigen,
und fuhr mit einem alten Hunter im Gallop nach
Stonehenge, dem großen Druidentempel, Grabmal,
oder Opferaltar. Die Gegend um Salisbury iſt ſehr
fruchtbar, aber leer von Bäumen, und in keiner Art
pittoresk. Auch das wunderbare Stonehenge ſteht
nur auf einem weit ausgedehnten kahlen Wieſenhü-
gel. Die feuerrothe Sonnenkugel ohne Wolken, be-
rührte in demſelben Augenblick den Horizont, als ich,
erſtaunt über das unerklärliche Denkmal, das vor
mir lag, an den erſten Druidenſtein trat, den die
untergehenden Strahlen mit ſchönem Roſa färbten.
Kein Wunder iſt es, daß dieſes Monument vom
Volke dämoniſchen Kräften zugeſchrieben wird, denn
kaum würde, ſelbſt in unſern Zeiten, mit allen Hülfs-
mitteln der Mechanik, ein ſolches Werk zum zweiten-

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[290/0312] Man könnte Cannondrum’s davon machen, und ich glaube faſt, daß dieſe langweilige Spielerei ſich von dergleichen Examinirungen herſchreibt. Viele Geiſt- liche fragen jetzt wieder: Glauben Sie an den Teu- fel? Ein mauvais plaisant, der ſich vor dem Repuls nicht eben allzuſehr fürchtete, antwortete neulich: Samiel hilf! Abends. Gegen drei Uhr klärte ſich der Himmel ein wenig auf, und da ich nur darauf gewartet, eilte ich in den, ſchon im Voraus beſprochnen, Gig zu ſteigen, und fuhr mit einem alten Hunter im Gallop nach Stonehenge, dem großen Druidentempel, Grabmal, oder Opferaltar. Die Gegend um Salisbury iſt ſehr fruchtbar, aber leer von Bäumen, und in keiner Art pittoresk. Auch das wunderbare Stonehenge ſteht nur auf einem weit ausgedehnten kahlen Wieſenhü- gel. Die feuerrothe Sonnenkugel ohne Wolken, be- rührte in demſelben Augenblick den Horizont, als ich, erſtaunt über das unerklärliche Denkmal, das vor mir lag, an den erſten Druidenſtein trat, den die untergehenden Strahlen mit ſchönem Roſa färbten. Kein Wunder iſt es, daß dieſes Monument vom Volke dämoniſchen Kräften zugeſchrieben wird, denn kaum würde, ſelbſt in unſern Zeiten, mit allen Hülfs- mitteln der Mechanik, ein ſolches Werk zum zweiten-

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe02_1830/312>, abgerufen am 28.03.2024.