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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830.

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Zustand seiner Toilette zu kehren, von oben bis un-
ten mit durchdringenden Blicken maß, und dann mit
bedächtiger und ernster Miene ironisch fragte: Eh
bien Monsieur, est ce que vous ne finirez point?
-- Monsieur, permettez moi de vous dire qu'on
ne p . . pas ainsi chez les personnes, on p . . . . dans
la raue Monsieur. "Vraiment, je crois, qu'il se mo-
que de nous Maman
-- unterbrach sie die Tochter
jetzt halb weinend, l'insolent il ne bouge pas. --
Was weiter daraus geworden ist, weiß ich nicht,
denn ich überließ, von Herzen lachend, den die beiden
Damen noch immer anstierenden Engländer seinem
Schicksal, und Jene den jetzt schwierig hergestammel-
ten Entschuldigungen des verblüfften Sünders.



Der erste Morgen-Spaziergang in Frankreich be-
hagte mir köstlich. Dieser permanente Sonnenschein,
der klare Himmel, den ich lange nicht mehr gesehen,
und endlich wieder eine Stadt, deren Häuser und
Dächer man von keinem Nebel und Kohlenrauch ge-
trübt, klar in der Luft sich abschneiden sehen konnte.
-- Alles wurde von mir wahrhaft angestaunt. Ich
fühlte mich wieder zu Haus, und wandelte jetzt nach
dem Hafen, um den letzten Abschied vom Meere zu
nehmen. Da lags vor mir, spiegelglatt und blau,

Zuſtand ſeiner Toilette zu kehren, von oben bis un-
ten mit durchdringenden Blicken maß, und dann mit
bedächtiger und ernſter Miene ironiſch fragte: Eh
bien Monsieur, est ce que vous ne finirez point?
— Monsieur, permettez moi de vous dire qu’on
ne p . . pas ainsi chez les personnes, on p . . . . dans
la rûe Monsieur. „Vraiment, je crois, qu’il se mo-
que de nous Maman
— unterbrach ſie die Tochter
jetzt halb weinend, l’insolent il ne bouge pas. —
Was weiter daraus geworden iſt, weiß ich nicht,
denn ich überließ, von Herzen lachend, den die beiden
Damen noch immer anſtierenden Engländer ſeinem
Schickſal, und Jene den jetzt ſchwierig hergeſtammel-
ten Entſchuldigungen des verblüfften Sünders.



Der erſte Morgen-Spaziergang in Frankreich be-
hagte mir köſtlich. Dieſer permanente Sonnenſchein,
der klare Himmel, den ich lange nicht mehr geſehen,
und endlich wieder eine Stadt, deren Häuſer und
Dächer man von keinem Nebel und Kohlenrauch ge-
trübt, klar in der Luft ſich abſchneiden ſehen konnte.
— Alles wurde von mir wahrhaft angeſtaunt. Ich
fühlte mich wieder zu Haus, und wandelte jetzt nach
dem Hafen, um den letzten Abſchied vom Meere zu
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[311/0333] Zuſtand ſeiner Toilette zu kehren, von oben bis un- ten mit durchdringenden Blicken maß, und dann mit bedächtiger und ernſter Miene ironiſch fragte: Eh bien Monsieur, est ce que vous ne finirez point? — Monsieur, permettez moi de vous dire qu’on ne p . . pas ainsi chez les personnes, on p . . . . dans la rûe Monsieur. „Vraiment, je crois, qu’il se mo- que de nous Maman — unterbrach ſie die Tochter jetzt halb weinend, l’insolent il ne bouge pas. — Was weiter daraus geworden iſt, weiß ich nicht, denn ich überließ, von Herzen lachend, den die beiden Damen noch immer anſtierenden Engländer ſeinem Schickſal, und Jene den jetzt ſchwierig hergeſtammel- ten Entſchuldigungen des verblüfften Sünders. Den 3ten. Der erſte Morgen-Spaziergang in Frankreich be- hagte mir köſtlich. Dieſer permanente Sonnenſchein, der klare Himmel, den ich lange nicht mehr geſehen, und endlich wieder eine Stadt, deren Häuſer und Dächer man von keinem Nebel und Kohlenrauch ge- trübt, klar in der Luft ſich abſchneiden ſehen konnte. — Alles wurde von mir wahrhaft angeſtaunt. Ich fühlte mich wieder zu Haus, und wandelte jetzt nach dem Hafen, um den letzten Abſchied vom Meere zu nehmen. Da lags vor mir, ſpiegelglatt und blau,

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe02_1830/333>, abgerufen am 28.03.2024.