Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831.

Bild:
<< vorherige Seite

auf widrige Art gemischt. Wenn man einmal solche
Comödien giebt, sollte man sie doch wenigstens eben
so hübsch wie bei Franconi einzurichten suchen.

Die Ruinen von Palmyra breiteten sich daneben
ganz schauerlich in der gränzenlosen Sandwüste aus,
welche in der Glühhitze, am fernen Horizont, lang-
sam eine Caravane durchzieht.

Am täuschendsten war der Brand von Edinburg. Es
brannte wirklich. Man sah bald die Flammen stärker
hervorlodern, bald Wolken schwarzen Rauchs empor-
steigen, und immer änderte sich der Anblick der gan-
zen Landschaft im Verhältniß dieser verschiednen Be-
leuchtung, wie es die reelle Feuersbrunst nicht anders
mit sich bringen würde. Wahrscheinlich befand sich
die Küche des Besitzers hinter dem Bilde, und dasselbe
Feuer, welches die Phantasie des gläubigen Zuschau-
ers erhitzte, machte zugleich die Schöpsenkeule gar, die
er mit dem Entreegelde bezahlt hatte.



Ich habe seit einigen Tagen zu sehr blos vegetirt,
um Dir viel schreiben zu können. Diesen Morgen
war ich indeß nicht wenig verwundert, R ...., den
ich fast schon bei Dir angelangt glaubte, wieder in
meine Stube treten zu sehen. Er hat auf dem hal-
ben Wege bis Hamburg halben Schiffbruch gelitten,
und vom Sturm zurückgetrieben im Eise bei Harwich

auf widrige Art gemiſcht. Wenn man einmal ſolche
Comödien giebt, ſollte man ſie doch wenigſtens eben
ſo hübſch wie bei Franconi einzurichten ſuchen.

Die Ruinen von Palmyra breiteten ſich daneben
ganz ſchauerlich in der gränzenloſen Sandwüſte aus,
welche in der Glühhitze, am fernen Horizont, lang-
ſam eine Caravane durchzieht.

Am täuſchendſten war der Brand von Edinburg. Es
brannte wirklich. Man ſah bald die Flammen ſtärker
hervorlodern, bald Wolken ſchwarzen Rauchs empor-
ſteigen, und immer änderte ſich der Anblick der gan-
zen Landſchaft im Verhältniß dieſer verſchiednen Be-
leuchtung, wie es die reelle Feuersbrunſt nicht anders
mit ſich bringen würde. Wahrſcheinlich befand ſich
die Küche des Beſitzers hinter dem Bilde, und daſſelbe
Feuer, welches die Phantaſie des gläubigen Zuſchau-
ers erhitzte, machte zugleich die Schöpſenkeule gar, die
er mit dem Entreegelde bezahlt hatte.



Ich habe ſeit einigen Tagen zu ſehr blos vegetirt,
um Dir viel ſchreiben zu können. Dieſen Morgen
war ich indeß nicht wenig verwundert, R ...., den
ich faſt ſchon bei Dir angelangt glaubte, wieder in
meine Stube treten zu ſehen. Er hat auf dem hal-
ben Wege bis Hamburg halben Schiffbruch gelitten,
und vom Sturm zurückgetrieben im Eiſe bei Harwich

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0378" n="332"/>
auf widrige Art gemi&#x017F;cht. Wenn man einmal &#x017F;olche<lb/>
Comödien giebt, &#x017F;ollte man &#x017F;ie doch wenig&#x017F;tens eben<lb/>
&#x017F;o hüb&#x017F;ch wie bei Franconi einzurichten &#x017F;uchen.</p><lb/>
          <p>Die Ruinen von Palmyra breiteten &#x017F;ich daneben<lb/>
ganz &#x017F;chauerlich in der gränzenlo&#x017F;en Sandwü&#x017F;te aus,<lb/>
welche in der Glühhitze, am fernen Horizont, lang-<lb/>
&#x017F;am eine Caravane durchzieht.</p><lb/>
          <p>Am täu&#x017F;chend&#x017F;ten war der Brand von Edinburg. Es<lb/>
brannte wirklich. Man &#x017F;ah bald die Flammen &#x017F;tärker<lb/>
hervorlodern, bald Wolken &#x017F;chwarzen Rauchs empor-<lb/>
&#x017F;teigen, und immer änderte &#x017F;ich der Anblick der gan-<lb/>
zen Land&#x017F;chaft im Verhältniß die&#x017F;er ver&#x017F;chiednen Be-<lb/>
leuchtung, wie es die reelle Feuersbrun&#x017F;t nicht anders<lb/>
mit &#x017F;ich bringen würde. Wahr&#x017F;cheinlich befand &#x017F;ich<lb/>
die Küche des Be&#x017F;itzers hinter dem Bilde, und da&#x017F;&#x017F;elbe<lb/>
Feuer, welches die Phanta&#x017F;ie des gläubigen Zu&#x017F;chau-<lb/>
ers erhitzte, machte zugleich die Schöp&#x017F;enkeule gar, die<lb/>
er mit dem Entreegelde bezahlt hatte.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <opener>
            <dateline> <hi rendition="#et">Den 28&#x017F;ten.</hi> </dateline>
          </opener><lb/>
          <p>Ich habe &#x017F;eit einigen Tagen zu &#x017F;ehr blos vegetirt,<lb/>
um Dir viel &#x017F;chreiben zu können. Die&#x017F;en Morgen<lb/>
war ich indeß nicht wenig verwundert, R ...., den<lb/>
ich fa&#x017F;t &#x017F;chon bei Dir angelangt glaubte, wieder in<lb/>
meine Stube treten zu &#x017F;ehen. Er hat auf dem hal-<lb/>
ben Wege bis Hamburg halben Schiffbruch gelitten,<lb/>
und vom Sturm zurückgetrieben im Ei&#x017F;e bei Harwich<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[332/0378] auf widrige Art gemiſcht. Wenn man einmal ſolche Comödien giebt, ſollte man ſie doch wenigſtens eben ſo hübſch wie bei Franconi einzurichten ſuchen. Die Ruinen von Palmyra breiteten ſich daneben ganz ſchauerlich in der gränzenloſen Sandwüſte aus, welche in der Glühhitze, am fernen Horizont, lang- ſam eine Caravane durchzieht. Am täuſchendſten war der Brand von Edinburg. Es brannte wirklich. Man ſah bald die Flammen ſtärker hervorlodern, bald Wolken ſchwarzen Rauchs empor- ſteigen, und immer änderte ſich der Anblick der gan- zen Landſchaft im Verhältniß dieſer verſchiednen Be- leuchtung, wie es die reelle Feuersbrunſt nicht anders mit ſich bringen würde. Wahrſcheinlich befand ſich die Küche des Beſitzers hinter dem Bilde, und daſſelbe Feuer, welches die Phantaſie des gläubigen Zuſchau- ers erhitzte, machte zugleich die Schöpſenkeule gar, die er mit dem Entreegelde bezahlt hatte. Den 28ſten. Ich habe ſeit einigen Tagen zu ſehr blos vegetirt, um Dir viel ſchreiben zu können. Dieſen Morgen war ich indeß nicht wenig verwundert, R ...., den ich faſt ſchon bei Dir angelangt glaubte, wieder in meine Stube treten zu ſehen. Er hat auf dem hal- ben Wege bis Hamburg halben Schiffbruch gelitten, und vom Sturm zurückgetrieben im Eiſe bei Harwich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/378
Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/378>, abgerufen am 28.03.2024.