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Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

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von Engeland.
§. 8.

Richardus I. der seinem VaterRichar-
dus I.

Henrico im Regiment folgete/ nahm auß
unbesonnener Andacht selbiger Zeit in
Gesellschafft Philippi Augusti von Frank-
reich einen Zug in das Heilige Land für
mit 35000. Mann/ darinnen er zwar im
vorbeyziehen der Jnsel Cypern sich be-
mächtiget/ die er hernach an Guidonem
Lusignanum
für sein Recht an Jerusalem
vertauschete/ und halff An. 1192. Ptolo-
mais
erobern/ allwo Hertzog Leopoldi
von Oesterreich Fahne erst außgestecket
ward/ die aber Richardus herunter reis-
sen/ und seine an dero Stelle setzen ließ. A-
ber da gute Hoffnung war Jerusalem
bald zu bekommen/ kehrete der Frantzoß
wieder nach Hauß/ und schwur zuvor/ er
wolte Richardi Land nicht beschädigen;
dem auch hernach Odo oder Hugo Her-
tzog von Burgund folgete; wordurch
Saladino der Muth wieder wuchse. Und
als Richardus vernahm/ daß die Fran-
tzosen in Normandie waren eingefallen/
schloß er Frieden mit Saladino. Jndem
er aber den Landweg durch Oesterreich
incognito nahm/ ward er erkandt/ und
von Hertzogen Leopold wegen des zu
Ptolomais zugefügeten Schimpffs in
Hafft genommen/ und an den Key-
ser geliefert/ da er nach fünffzehen

Monat
von Engeland.
§. 8.

Richardus I. der ſeinem VaterRichar-
dus I.

Henrico im Regiment folgete/ nahm auß
unbeſonnener Andacht ſelbiger Zeit in
Geſellſchafft Philippi Auguſti von Frank-
reich einen Zug in das Heilige Land fuͤr
mit 35000. Mann/ darinnen er zwar im
vorbeyziehen der Jnſel Cypern ſich be-
maͤchtiget/ die er hernach an Guidonem
Luſignanum
fuͤr ſein Recht an Jeruſalem
vertauſchete/ und halff An. 1192. Ptolo-
mais
erobern/ allwo Hertzog Leopoldi
von Oeſterreich Fahne erſt außgeſtecket
ward/ die aber Richardus herunter reiſ-
ſen/ und ſeine an dero Stelle ſetzen ließ. A-
ber da gute Hoffnung war Jeruſalem
bald zu bekommen/ kehrete der Frantzoß
wieder nach Hauß/ und ſchwur zuvor/ er
wolte Richardi Land nicht beſchaͤdigen;
dem auch hernach Odo oder Hugo Her-
tzog von Burgund folgete; wordurch
Saladino der Muth wieder wuchſe. Und
als Richardus vernahm/ daß die Fran-
tzoſen in Normandie waren eingefallen/
ſchloß er Frieden mit Saladino. Jndem
er aber den Landweg durch Oeſterreich
incognito nahm/ ward er erkandt/ und
von Hertzogen Leopold wegen des zu
Ptolomais zugefuͤgeten Schimpffs in
Hafft genommen/ und an den Key-
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[207/0237] von Engeland. §. 8. Richardus I. der ſeinem Vater Henrico im Regiment folgete/ nahm auß unbeſonnener Andacht ſelbiger Zeit in Geſellſchafft Philippi Auguſti von Frank- reich einen Zug in das Heilige Land fuͤr mit 35000. Mann/ darinnen er zwar im vorbeyziehen der Jnſel Cypern ſich be- maͤchtiget/ die er hernach an Guidonem Luſignanum fuͤr ſein Recht an Jeruſalem vertauſchete/ und halff An. 1192. Ptolo- mais erobern/ allwo Hertzog Leopoldi von Oeſterreich Fahne erſt außgeſtecket ward/ die aber Richardus herunter reiſ- ſen/ und ſeine an dero Stelle ſetzen ließ. A- ber da gute Hoffnung war Jeruſalem bald zu bekommen/ kehrete der Frantzoß wieder nach Hauß/ und ſchwur zuvor/ er wolte Richardi Land nicht beſchaͤdigen; dem auch hernach Odo oder Hugo Her- tzog von Burgund folgete; wordurch Saladino der Muth wieder wuchſe. Und als Richardus vernahm/ daß die Fran- tzoſen in Normandie waren eingefallen/ ſchloß er Frieden mit Saladino. Jndem er aber den Landweg durch Oeſterreich incognito nahm/ ward er erkandt/ und von Hertzogen Leopold wegen des zu Ptolomais zugefuͤgeten Schimpffs in Hafft genommen/ und an den Key- ſer geliefert/ da er nach fuͤnffzehen Monat Richar- dus I.

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Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/237>, abgerufen am 28.03.2024.