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Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

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von der Schweitz.
der andern Seite der König von Enge-
land in Franckreich eingefallen war.
Anno 1515. griffen die Schweitzer Franci-
scum I.
in seinem Lager bey Marignano
an/ und währete selbiges Gefechte zwey
Tage/ jedoch daß nach beyderseits greuli-
chem Morden die Schweitzer endlich mit
geschlossenen Trouppen sich zu rück zogen.
Aber im folgenden Jahr vertrug sich
Franciscus mit ihnen/ und kaufte ihre
Freundschafft umb eine grosse Summa
Geldes; welche die folgende Könige all-
zeit unterhalten haben. Es hat aber
ihr alter Ruhm umb ein merckliches ab-
genommen/ theils weil ihre alte fierte
ziemlich erloschen/ theils weil die andere
Nationen ihre infanterie viel besser einge-
richtet/ und man nicht mehr mit Schlacht-
Schwerdtern fechtet/ mit welchen der
Schweitzer starcke Arme sich so wohl be-
helffen kunten.

§. 7.

Was sonsten die Natur desBeschaf-
fenheit
des Lan-
des.

Landes/ so die Schweitzer bewohnen/ an-
langet/ ist solches ungleich. Denn wo
die Gebirge sich erheben/ ist wenig anders
als Weide für das Vieh zu finden. Jn den
Thälern aber/ und auf der Ebne wächst
Wein und Frucht in ziemlicher Men-
ge/ jedoch daß wegen Vielheit der

Ein-

von der Schweitz.
der andern Seite der Koͤnig von Enge-
land in Franckreich eingefallen war.
Anno 1515. griffen die Schweitzer Franci-
ſcum I.
in ſeinem Lager bey Marignano
an/ und waͤhrete ſelbiges Gefechte zwey
Tage/ jedoch daß nach beyderſeits greuli-
chem Morden die Schweitzer endlich mit
geſchloſſenen Trouppen ſich zu ruͤck zogen.
Aber im folgenden Jahr vertrug ſich
Franciſcus mit ihnen/ und kaufte ihre
Freundſchafft umb eine groſſe Summa
Geldes; welche die folgende Koͤnige all-
zeit unterhalten haben. Es hat aber
ihr alter Ruhm umb ein merckliches ab-
genommen/ theils weil ihre alte fierté
ziemlich erloſchen/ theils weil die andere
Nationen ihre infanterie viel beſſer einge-
richtet/ uñ man nicht mehr mit Schlacht-
Schwerdtern fechtet/ mit welchen der
Schweitzer ſtarcke Arme ſich ſo wohl be-
helffen kunten.

§. 7.

Was ſonſten die Natur desBeſchaf-
fenheit
des Lan-
des.

Landes/ ſo die Schweitzer bewohnen/ an-
langet/ iſt ſolches ungleich. Denn wo
die Gebirge ſich erheben/ iſt wenig andeꝛs
als Weide fuͤr das Vieh zu findẽ. Jn den
Thaͤlern aber/ und auf der Ebne waͤchſt
Wein und Frucht in ziemlicher Men-
ge/ jedoch daß wegen Vielheit der

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[559/0589] von der Schweitz. der andern Seite der Koͤnig von Enge- land in Franckreich eingefallen war. Anno 1515. griffen die Schweitzer Franci- ſcum I. in ſeinem Lager bey Marignano an/ und waͤhrete ſelbiges Gefechte zwey Tage/ jedoch daß nach beyderſeits greuli- chem Morden die Schweitzer endlich mit geſchloſſenen Trouppen ſich zu ruͤck zogen. Aber im folgenden Jahr vertrug ſich Franciſcus mit ihnen/ und kaufte ihre Freundſchafft umb eine groſſe Summa Geldes; welche die folgende Koͤnige all- zeit unterhalten haben. Es hat aber ihr alter Ruhm umb ein merckliches ab- genommen/ theils weil ihre alte fierté ziemlich erloſchen/ theils weil die andere Nationen ihre infanterie viel beſſer einge- richtet/ uñ man nicht mehr mit Schlacht- Schwerdtern fechtet/ mit welchen der Schweitzer ſtarcke Arme ſich ſo wohl be- helffen kunten. §. 7. Was ſonſten die Natur des Landes/ ſo die Schweitzer bewohnen/ an- langet/ iſt ſolches ungleich. Denn wo die Gebirge ſich erheben/ iſt wenig andeꝛs als Weide fuͤr das Vieh zu findẽ. Jn den Thaͤlern aber/ und auf der Ebne waͤchſt Wein und Frucht in ziemlicher Men- ge/ jedoch daß wegen Vielheit der Ein- Beſchaf- fenheit des Lan- des.

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Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 559. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/589>, abgerufen am 29.03.2024.