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Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

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vom Pabst.
Pabst zuwider seyn/ wenn Franckreich
einen solchen festen Fuß in Jtalien setzen
solte/ daß es die Sachen allda nach seinem
Gefallen stimmen könte; welches auch
dem Pabst zu verhindern oblieget. Von
den andern Staaten in Jtalien hat der
Pabst sich wenig zu befahren. Denn
wiewohl sie ihme innerlich gram sind/
weil seine Geistliche Gewalt ihnen formi-
dabel
ist/ auch einige vom Päbstlichen
Stuhl übel tractiret worden; müssen sie
doch zum Schein ihn veneriren/ und
dürffen nicht in Sinn fassen ihme etwas
zunehmen. Solten aber hingegen auch
nicht leyden/ daß der Pabst einen unter
ihnen übern Hauffen würffe/ und sein
Gebiete erweiterte; weil selbige kluge Na-
tion
sehr jaloux ist ihre inwendige Kräff-
te wohl zu balanciren.

§. 30.

Wenn wir aber den PabstPabstums
sonderba-
re Eigen-
schafft.

auf die zweite Art betrachten/ als einen
Geistlichen souverainen der Christenheit/
und Stadhalter Jesu Christi auf Erden;
so finden wir bey dessen Staat so subtile
Stück/ daß man wohl sagen kan/ es sey/
weil die Welt gestanden/ kein künstlicher
Corpus zusammen geschmiedet worden/
als eben das Pabstthum ist: welches auf-
zurichten und zuerhalten desto mehr
Verschlagenheit gekostet/ je mehr dessen

Zweck
G g g

vom Pabſt.
Pabſt zuwider ſeyn/ wenn Franckreich
einen ſolchen feſten Fuß in Jtalien ſetzen
ſolte/ daß es die Sachen allda nach ſeinem
Gefallen ſtimmen koͤnte; welches auch
dem Pabſt zu verhindern oblieget. Von
den andern Staaten in Jtalien hat der
Pabſt ſich wenig zu befahren. Denn
wiewohl ſie ihme innerlich gram ſind/
weil ſeine Geiſtliche Gewalt ihnen formi-
dabel
iſt/ auch einige vom Paͤbſtlichen
Stuhl uͤbel tractiret worden; muͤſſen ſie
doch zum Schein ihn veneriren/ und
duͤrffen nicht in Sinn faſſen ihme etwas
zunehmen. Solten aber hingegen auch
nicht leyden/ daß der Pabſt einen unter
ihnen uͤbern Hauffen wuͤrffe/ und ſein
Gebiete erweiterte; weil ſelbige kluge Na-
tion
ſehr jaloux iſt ihre inwendige Kraͤff-
te wohl zu balanciren.

§. 30.

Wenn wir aber den PabſtPabſtums
ſonderba-
re Eigen-
ſchafft.

auf die zweite Art betrachten/ als einen
Geiſtlichen ſouverainen der Chriſtenheit/
und Stadhalter Jeſu Chriſti auf Erden;
ſo finden wir bey deſſen Staat ſo ſubtile
Stuͤck/ daß man wohl ſagen kan/ es ſey/
weil die Welt geſtanden/ kein kuͤnſtlicher
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als eben das Pabſtthum iſt: welches auf-
zurichten und zuerhalten deſto mehr
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Zweck
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[833/0863] vom Pabſt. Pabſt zuwider ſeyn/ wenn Franckreich einen ſolchen feſten Fuß in Jtalien ſetzen ſolte/ daß es die Sachen allda nach ſeinem Gefallen ſtimmen koͤnte; welches auch dem Pabſt zu verhindern oblieget. Von den andern Staaten in Jtalien hat der Pabſt ſich wenig zu befahren. Denn wiewohl ſie ihme innerlich gram ſind/ weil ſeine Geiſtliche Gewalt ihnen formi- dabel iſt/ auch einige vom Paͤbſtlichen Stuhl uͤbel tractiret worden; muͤſſen ſie doch zum Schein ihn veneriren/ und duͤrffen nicht in Sinn faſſen ihme etwas zunehmen. Solten aber hingegen auch nicht leyden/ daß der Pabſt einen unter ihnen uͤbern Hauffen wuͤrffe/ und ſein Gebiete erweiterte; weil ſelbige kluge Na- tion ſehr jaloux iſt ihre inwendige Kraͤff- te wohl zu balanciren. §. 30. Wenn wir aber den Pabſt auf die zweite Art betrachten/ als einen Geiſtlichen ſouverainen der Chriſtenheit/ und Stadhalter Jeſu Chriſti auf Erden; ſo finden wir bey deſſen Staat ſo ſubtile Stuͤck/ daß man wohl ſagen kan/ es ſey/ weil die Welt geſtanden/ kein kuͤnſtlicher Corpus zuſammen geſchmiedet worden/ als eben das Pabſtthum iſt: welches auf- zurichten und zuerhalten deſto mehr Verſchlagenheit gekoſtet/ je mehr deſſen Zweck Pabſtums ſonderba- re Eigen- ſchafft. G g g

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Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 833. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/863>, abgerufen am 25.04.2024.