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Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.

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fünftes Capitel.
§. 19.

Haab und Gut kan man
in der Natürlichen Freyheit gar
wohl mit Vergiessung des feindli-
chen Blutes vertheidigen/ wann es
nur nicht von so wenigen Werthe ist/
daß man es leichte entbehren oder
vergessen können. Denn ohne zeitli-
che Güther kan man das Leben nicht
erhalten/ und derjenige/ der einen
unbefugter Weise darum zu bringen
suchet/ erkläret sich eben so wohl feind-
selig/ als wenn er das Leben selbst
meinete. Allein in den Republi-
qv
en/ allwo man dem Gestohlnen/
durch Hülffe der Obrigkeit/ wieder
beykommen kan/ ist dieses regula-
riter
nicht zugelassen; ausser nur in
den Fällen/ da man denjenigen/ der
uns um das Unsrige bringen wil/
nicht vor Gerichte ziehen mögte;
welchen nach es denn unverwehret
ist/ Räuber/ nächtliche Diebe/ und
dergl. auf der Stelle zu ermorden.

§. 20.
H
fuͤnftes Capitel.
§. 19.

Haab und Gut kan man
in der Natuͤrlichen Freyheit gar
wohl mit Vergieſſung des feindli-
chen Blutes vertheidigen/ wann es
nur nicht von ſo wenigen Werthe iſt/
daß man es leichte entbehren oder
vergeſſen koͤnnen. Denn ohne zeitli-
che Guͤther kan man das Leben nicht
erhalten/ und derjenige/ der einen
unbefugter Weiſe darum zu bringen
ſuchet/ erklaͤret ſich eben ſo wohl feind-
ſelig/ als wenn er das Leben ſelbſt
meinete. Allein in den Republi-
qv
en/ allwo man dem Geſtohlnen/
durch Huͤlffe der Obrigkeit/ wieder
beykommen kan/ iſt dieſes regula-
riter
nicht zugelaſſen; auſſer nur in
den Faͤllen/ da man denjenigen/ der
uns um das Unſrige bringen wil/
nicht vor Gerichte ziehen moͤgte;
welchen nach es denn unverwehret
iſt/ Raͤuber/ naͤchtliche Diebe/ und
dergl. auf der Stelle zu ermorden.

§. 20.
H
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[157/0221] fuͤnftes Capitel. §. 19. Haab und Gut kan man in der Natuͤrlichen Freyheit gar wohl mit Vergieſſung des feindli- chen Blutes vertheidigen/ wann es nur nicht von ſo wenigen Werthe iſt/ daß man es leichte entbehren oder vergeſſen koͤnnen. Denn ohne zeitli- che Guͤther kan man das Leben nicht erhalten/ und derjenige/ der einen unbefugter Weiſe darum zu bringen ſuchet/ erklaͤret ſich eben ſo wohl feind- ſelig/ als wenn er das Leben ſelbſt meinete. Allein in den Republi- qven/ allwo man dem Geſtohlnen/ durch Huͤlffe der Obrigkeit/ wieder beykommen kan/ iſt dieſes regula- riter nicht zugelaſſen; auſſer nur in den Faͤllen/ da man denjenigen/ der uns um das Unſrige bringen wil/ nicht vor Gerichte ziehen moͤgte; welchen nach es denn unverwehret iſt/ Raͤuber/ naͤchtliche Diebe/ und dergl. auf der Stelle zu ermorden. §. 20. H

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Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/221>, abgerufen am 29.03.2024.