Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855.

Bild:
<< vorherige Seite

Dreigliedriges System: Zwillinge.
Der Nenner von je zwei einem a anliegenden b ist stets 1/3 der Summe,
also n = 1/3 (m + n + 2n -- m), n -- m = 1/3 (2n -- m + n -- 2m),
m = 1/3 (m + n -- (n -- 2m)). Die Nenner von b finden sich durch Ad-
dition der Nenner von den anliegenden a. Es ist die Folge des Kanten-
zonengesetzes pag. 43.

Das allgemeine Mohs'sche Zeichen ist (P+/-n)m, und wenn man
dieses auf unser Zeichen zurückführen will, so findet der Zusammenhang
Statt: [Formel 1] . Aus dem gegebenen
c und beiden b kann man dann das volle Weiß'sche Zeichen leicht ent-
wickeln.

Beispiel. Im Dreikantner des Kalkspathes b3 = (P -- 2)3 ist
n = -- 2 und m = 3, gibt
[Formel 2] .
Zwischen den beiden b muß [Formel 3] liegen, folglich muß vor 1/8 b
ein 1/2 a stehen, weil 6 + 2 = 8 ist, also folgt das Zeichen
[Formel 4] .
Für e2 = (P--1)3 ist n = -- 1 und m = 3, also 1/2 (--2)--1 c = -- 1/4c,
daher ist der Dreikantner 1/4c : 1/8 b : b zweiter Ordnung. Auf dieses Vor-
zeichen muß man deßhalb sehr achten. Wenn also n = o ist, wie in den
Zeichen (P)3 = 1/2c : 1/8 b : b, so muß die Ordnung noch durch ein beson-
deres Vorzeichen angedeutet werden, es ist daher -- (P)3 der Gegendrei-
kantner von denselben Axenausdrücken.

Zwillinge.

Nimmt man zwei gleiche dreigliedrige Oktaeder pag. 24 und legt sie
mit ihrem gleichseitigen Dreieck auf einander, so gibt das das erste
Hauptzwillingsgesetz
. Die Rhomboeder haben in dieser Weise die
Hauptaxe c gemein, und sind gegen einander um 60° im Azimuth ver-
dreht. Beim Kalkspath sind die beiden Zwillingsindividuen über einander
gewachsen: es korrespondiren dann beim Rhomboeder Flächen und Kanten
an beiden Enden mit einander; beim Dreikantner die stumpfen mit den
stumpfen, die scharfen mit den scharfen Endkanten. In den meisten
Fällen verrathen auch einspringende Winkel die
Zwillingsgränze. Durchwachsen sich die Rhom-
boeder, so stehen die Zickzackkanten des einen
über die Flächen des andern hervor, die Kanten
werden im Verhältniß 1 : 1 : 2 geschnitten, und
das gemeinsame Kernstück ist ein Dihexaeder.
Würden sich zwei Dreikantner durchwachsen
(Dreikantner und Gegendreikantner), so entstünde
ein 6+6 Kantner. Legen wir obige dreigliedri-
gen Oktaeder mit ihren gleichschenkligen Dreiecken
an einander, so kommt das 2te Zwillings-

[Abbildung]

6*

Dreigliedriges Syſtem: Zwillinge.
Der Nenner von je zwei einem a anliegenden b iſt ſtets ⅓ der Summe,
alſo ν = ⅓ (μ + ν + 2ν — μ), ν — μ = ⅓ (2ν — μ + ν — 2μ),
μ = ⅓ (μ + ν — (ν — 2μ)). Die Nenner von b finden ſich durch Ad-
dition der Nenner von den anliegenden a. Es iſt die Folge des Kanten-
zonengeſetzes pag. 43.

Das allgemeine Mohs’ſche Zeichen iſt (P±n)m, und wenn man
dieſes auf unſer Zeichen zurückführen will, ſo findet der Zuſammenhang
Statt: [Formel 1] . Aus dem gegebenen
c und beiden b kann man dann das volle Weiß’ſche Zeichen leicht ent-
wickeln.

Beiſpiel. Im Dreikantner des Kalkſpathes b3 = (P — 2)3 iſt
n = — 2 und m = 3, gibt
[Formel 2] .
Zwiſchen den beiden b muß [Formel 3] liegen, folglich muß vor ⅛b
ein ½ a ſtehen, weil 6 + 2 = 8 iſt, alſo folgt das Zeichen
[Formel 4] .
Für e2 = (P—1)3 iſt n = — 1 und m = 3, alſo ½ (—2)—1 c = — ¼c,
daher iſt der Dreikantner ¼c : ⅛b : b zweiter Ordnung. Auf dieſes Vor-
zeichen muß man deßhalb ſehr achten. Wenn alſo n = o iſt, wie in den
Zeichen (P)3 = ½c : ⅛b : b, ſo muß die Ordnung noch durch ein beſon-
deres Vorzeichen angedeutet werden, es iſt daher — (P)3 der Gegendrei-
kantner von denſelben Axenausdrücken.

Zwillinge.

Nimmt man zwei gleiche dreigliedrige Oktaeder pag. 24 und legt ſie
mit ihrem gleichſeitigen Dreieck auf einander, ſo gibt das das erſte
Hauptzwillingsgeſetz
. Die Rhomboeder haben in dieſer Weiſe die
Hauptaxe c gemein, und ſind gegen einander um 60° im Azimuth ver-
dreht. Beim Kalkſpath ſind die beiden Zwillingsindividuen über einander
gewachſen: es korreſpondiren dann beim Rhomboeder Flächen und Kanten
an beiden Enden mit einander; beim Dreikantner die ſtumpfen mit den
ſtumpfen, die ſcharfen mit den ſcharfen Endkanten. In den meiſten
Fällen verrathen auch einſpringende Winkel die
Zwillingsgränze. Durchwachſen ſich die Rhom-
boeder, ſo ſtehen die Zickzackkanten des einen
über die Flächen des andern hervor, die Kanten
werden im Verhältniß 1 : 1 : 2 geſchnitten, und
das gemeinſame Kernſtück iſt ein Dihexaeder.
Würden ſich zwei Dreikantner durchwachſen
(Dreikantner und Gegendreikantner), ſo entſtünde
ein 6+6 Kantner. Legen wir obige dreigliedri-
gen Oktaeder mit ihren gleichſchenkligen Dreiecken
an einander, ſo kommt das 2te Zwillings-

[Abbildung]

6*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0095" n="83"/><fw place="top" type="header">Dreigliedriges Sy&#x017F;tem: Zwillinge.</fw><lb/>
Der Nenner von je zwei einem <hi rendition="#aq">a</hi> anliegenden <hi rendition="#aq">b</hi> i&#x017F;t &#x017F;tets &#x2153; der Summe,<lb/>
al&#x017F;o &#x03BD; = &#x2153; (&#x03BC; + &#x03BD; + 2&#x03BD; &#x2014; &#x03BC;), &#x03BD; &#x2014; &#x03BC; = &#x2153; (2&#x03BD; &#x2014; &#x03BC; + &#x03BD; &#x2014; 2&#x03BC;),<lb/><hi rendition="#et">&#x03BC; = &#x2153; (&#x03BC; + &#x03BD; &#x2014; (&#x03BD; &#x2014; 2&#x03BC;)). Die Nenner von <hi rendition="#aq">b</hi> finden &#x017F;ich durch Ad-</hi><lb/>
dition der Nenner von den anliegenden <hi rendition="#aq">a.</hi> Es i&#x017F;t die Folge des Kanten-<lb/>
zonenge&#x017F;etzes <hi rendition="#aq">pag.</hi> 43.</p><lb/>
              <p>Das allgemeine Mohs&#x2019;&#x017F;che Zeichen i&#x017F;t <hi rendition="#aq">(P±n)<hi rendition="#sup">m</hi></hi>, und wenn man<lb/>
die&#x017F;es auf un&#x017F;er Zeichen zurückführen will, &#x017F;o findet der Zu&#x017F;ammenhang<lb/>
Statt: <formula/>. Aus dem gegebenen<lb/><hi rendition="#aq">c</hi> und beiden <hi rendition="#aq">b</hi> kann man dann das volle Weiß&#x2019;&#x017F;che Zeichen leicht ent-<lb/>
wickeln.</p><lb/>
              <p><hi rendition="#g">Bei&#x017F;piel</hi>. Im Dreikantner des Kalk&#x017F;pathes <hi rendition="#aq">b</hi><hi rendition="#sup">3</hi> = (<hi rendition="#aq">P</hi> &#x2014; 2)<hi rendition="#sup">3</hi> i&#x017F;t<lb/><hi rendition="#aq">n</hi> = &#x2014; 2 und <hi rendition="#aq">m</hi> = 3, gibt<lb/><hi rendition="#c"><formula/>.</hi><lb/>
Zwi&#x017F;chen den beiden <hi rendition="#aq">b</hi> muß <formula/> liegen, folglich muß vor &#x215B;<hi rendition="#aq">b</hi><lb/>
ein ½ <hi rendition="#aq">a</hi> &#x017F;tehen, weil 6 + 2 = 8 i&#x017F;t, al&#x017F;o folgt das Zeichen<lb/><hi rendition="#c"><formula/>.</hi><lb/>
Für <hi rendition="#aq">e</hi><hi rendition="#sub">2</hi> = (<hi rendition="#aq">P</hi>&#x2014;1)<hi rendition="#sup">3</hi> i&#x017F;t <hi rendition="#aq">n</hi> = &#x2014; 1 und <hi rendition="#aq">m</hi> = 3, al&#x017F;o ½ (&#x2014;2)<hi rendition="#sup">&#x2014;1</hi> <hi rendition="#aq">c</hi> = &#x2014; ¼<hi rendition="#aq">c</hi>,<lb/>
daher i&#x017F;t der Dreikantner ¼<hi rendition="#aq">c</hi> : &#x215B;<hi rendition="#aq">b</hi> : <formula notation="TeX">\frac{1}{10}</formula><hi rendition="#aq">b</hi> zweiter Ordnung. Auf die&#x017F;es Vor-<lb/>
zeichen muß man deßhalb &#x017F;ehr achten. Wenn al&#x017F;o <hi rendition="#aq">n = o</hi> i&#x017F;t, wie in den<lb/>
Zeichen (<hi rendition="#aq">P</hi>)<hi rendition="#sup">3</hi> = ½<hi rendition="#aq">c</hi> : &#x215B;<hi rendition="#aq">b</hi> : <formula notation="TeX">\frac{1}{10}</formula><hi rendition="#aq">b</hi>, &#x017F;o muß die Ordnung noch durch ein be&#x017F;on-<lb/>
deres Vorzeichen angedeutet werden, es i&#x017F;t daher &#x2014; (<hi rendition="#aq">P</hi>)<hi rendition="#sup">3</hi> der Gegendrei-<lb/>
kantner von den&#x017F;elben Axenausdrücken.</p>
            </div>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Zwillinge.</hi> </head><lb/>
            <p>Nimmt man zwei gleiche dreigliedrige Oktaeder <hi rendition="#aq">pag.</hi> 24 und legt &#x017F;ie<lb/>
mit ihrem gleich&#x017F;eitigen Dreieck auf einander, &#x017F;o gibt das <hi rendition="#g">das er&#x017F;te<lb/>
Hauptzwillingsge&#x017F;etz</hi>. Die Rhomboeder haben in die&#x017F;er Wei&#x017F;e die<lb/>
Hauptaxe <hi rendition="#aq">c</hi> gemein, und &#x017F;ind gegen einander um 60° im Azimuth ver-<lb/>
dreht. Beim Kalk&#x017F;path &#x017F;ind die beiden Zwillingsindividuen über einander<lb/>
gewach&#x017F;en: es korre&#x017F;pondiren dann beim Rhomboeder Flächen und Kanten<lb/>
an beiden Enden mit einander; beim Dreikantner die &#x017F;tumpfen mit den<lb/>
&#x017F;tumpfen, die &#x017F;charfen mit den &#x017F;charfen Endkanten. In den mei&#x017F;ten<lb/>
Fällen verrathen auch ein&#x017F;pringende Winkel die<lb/>
Zwillingsgränze. Durchwach&#x017F;en &#x017F;ich die Rhom-<lb/>
boeder, &#x017F;o &#x017F;tehen die Zickzackkanten des einen<lb/>
über die Flächen des andern hervor, die Kanten<lb/>
werden im Verhältniß 1 : 1 : 2 ge&#x017F;chnitten, und<lb/>
das gemein&#x017F;ame Kern&#x017F;tück i&#x017F;t ein Dihexaeder.<lb/>
Würden &#x017F;ich zwei Dreikantner durchwach&#x017F;en<lb/>
(Dreikantner und Gegendreikantner), &#x017F;o ent&#x017F;tünde<lb/>
ein 6+6 Kantner. Legen wir obige dreigliedri-<lb/>
gen Oktaeder mit ihren gleich&#x017F;chenkligen Dreiecken<lb/>
an einander, &#x017F;o kommt das <hi rendition="#g">2te Zwillings-</hi><lb/><figure/> <fw place="bottom" type="sig">6*</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[83/0095] Dreigliedriges Syſtem: Zwillinge. Der Nenner von je zwei einem a anliegenden b iſt ſtets ⅓ der Summe, alſo ν = ⅓ (μ + ν + 2ν — μ), ν — μ = ⅓ (2ν — μ + ν — 2μ), μ = ⅓ (μ + ν — (ν — 2μ)). Die Nenner von b finden ſich durch Ad- dition der Nenner von den anliegenden a. Es iſt die Folge des Kanten- zonengeſetzes pag. 43. Das allgemeine Mohs’ſche Zeichen iſt (P±n)m, und wenn man dieſes auf unſer Zeichen zurückführen will, ſo findet der Zuſammenhang Statt: [FORMEL]. Aus dem gegebenen c und beiden b kann man dann das volle Weiß’ſche Zeichen leicht ent- wickeln. Beiſpiel. Im Dreikantner des Kalkſpathes b3 = (P — 2)3 iſt n = — 2 und m = 3, gibt [FORMEL]. Zwiſchen den beiden b muß [FORMEL] liegen, folglich muß vor ⅛b ein ½ a ſtehen, weil 6 + 2 = 8 iſt, alſo folgt das Zeichen [FORMEL]. Für e2 = (P—1)3 iſt n = — 1 und m = 3, alſo ½ (—2)—1 c = — ¼c, daher iſt der Dreikantner ¼c : ⅛b : [FORMEL]b zweiter Ordnung. Auf dieſes Vor- zeichen muß man deßhalb ſehr achten. Wenn alſo n = o iſt, wie in den Zeichen (P)3 = ½c : ⅛b : [FORMEL]b, ſo muß die Ordnung noch durch ein beſon- deres Vorzeichen angedeutet werden, es iſt daher — (P)3 der Gegendrei- kantner von denſelben Axenausdrücken. Zwillinge. Nimmt man zwei gleiche dreigliedrige Oktaeder pag. 24 und legt ſie mit ihrem gleichſeitigen Dreieck auf einander, ſo gibt das das erſte Hauptzwillingsgeſetz. Die Rhomboeder haben in dieſer Weiſe die Hauptaxe c gemein, und ſind gegen einander um 60° im Azimuth ver- dreht. Beim Kalkſpath ſind die beiden Zwillingsindividuen über einander gewachſen: es korreſpondiren dann beim Rhomboeder Flächen und Kanten an beiden Enden mit einander; beim Dreikantner die ſtumpfen mit den ſtumpfen, die ſcharfen mit den ſcharfen Endkanten. In den meiſten Fällen verrathen auch einſpringende Winkel die Zwillingsgränze. Durchwachſen ſich die Rhom- boeder, ſo ſtehen die Zickzackkanten des einen über die Flächen des andern hervor, die Kanten werden im Verhältniß 1 : 1 : 2 geſchnitten, und das gemeinſame Kernſtück iſt ein Dihexaeder. Würden ſich zwei Dreikantner durchwachſen (Dreikantner und Gegendreikantner), ſo entſtünde ein 6+6 Kantner. Legen wir obige dreigliedri- gen Oktaeder mit ihren gleichſchenkligen Dreiecken an einander, ſo kommt das 2te Zwillings- [Abbildung] 6*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/95
Zitationshilfe: Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/95>, abgerufen am 24.04.2024.