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Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889.

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Poyanne da den Rückweg abzuschneiden. Wir selber,
lieber Westphalen, unter Gottes gnädigem Beistand mit
Conway, Kielmannsegge, Waldgrave und Howard,
zwischen Hastenbeck und Tundern über die Weser und
auf den Höhen, den Ith entlang gleichfalls nach Wicken¬
sen. Wenn Alles gut und vorzüglich Hardenberg nicht
fehl geht, würden wir wohl den Herrn Marquis von
Poyanne in der Falle haben und dem Herrn Herzog
und Marschall de France einen braven Strich durch die
Rechnung machen. Meinen Sie nicht auch, lieber West¬
phalen?"

Der damalige Geheimsecretär Seiner Durchlaucht
und spätere Canonicus am Dom Sanct Blasii zu Braun¬
schweig, ist ganz der Ansicht seines Herrn und Freundes
gewesen und hat auch das Seinige zur Ausführung des
guten Plans gethan. Den beiden Herren am Kloster¬
thor von Amelungsborn hat er freilich keine Mittheilung
von der Lage der Dinge zwischen Göttingen und Wolfen¬
büttel, zwischen der Weser und dem Harz machen können.
Sowohl der Klosteramtmann wie der Magister Buchius
mußten die Sachen nehmen, wie sie ihnen kamen, und Beide
hatten wohl eine Ahnung, daß der Invalide im Sack¬
tuch des Magisters, der schwarze Kämpfer mit dem ge¬
lähmten Fittich für den Augenblick wenigstens am be¬
haglichsten aus der Affaire heraus sei. Sie fanden
jedenfalls ihr Haus- und Heimwesen von Neuem in
einer erklecklichen Aufregung vor und hatten abermals
Mühe, im Elend der Zeit den Kopf oben zu behalten.

Poyanne da den Rückweg abzuſchneiden. Wir ſelber,
lieber Weſtphalen, unter Gottes gnädigem Beiſtand mit
Conway, Kielmannsegge, Waldgrave und Howard,
zwiſchen Haſtenbeck und Tundern über die Weſer und
auf den Höhen, den Ith entlang gleichfalls nach Wicken¬
ſen. Wenn Alles gut und vorzüglich Hardenberg nicht
fehl geht, würden wir wohl den Herrn Marquis von
Poyanne in der Falle haben und dem Herrn Herzog
und Marſchall de France einen braven Strich durch die
Rechnung machen. Meinen Sie nicht auch, lieber Weſt¬
phalen?“

Der damalige Geheimſecretär Seiner Durchlaucht
und ſpätere Canonicus am Dom Sanct Blaſii zu Braun¬
ſchweig, iſt ganz der Anſicht ſeines Herrn und Freundes
geweſen und hat auch das Seinige zur Ausführung des
guten Plans gethan. Den beiden Herren am Kloſter¬
thor von Amelungsborn hat er freilich keine Mittheilung
von der Lage der Dinge zwiſchen Göttingen und Wolfen¬
büttel, zwiſchen der Weſer und dem Harz machen können.
Sowohl der Kloſteramtmann wie der Magiſter Buchius
mußten die Sachen nehmen, wie ſie ihnen kamen, und Beide
hatten wohl eine Ahnung, daß der Invalide im Sack¬
tuch des Magiſters, der ſchwarze Kämpfer mit dem ge¬
lähmten Fittich für den Augenblick wenigſtens am be¬
haglichſten aus der Affaire heraus ſei. Sie fanden
jedenfalls ihr Haus- und Heimweſen von Neuem in
einer erklecklichen Aufregung vor und hatten abermals
Mühe, im Elend der Zeit den Kopf oben zu behalten.

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[42/0050] Poyanne da den Rückweg abzuſchneiden. Wir ſelber, lieber Weſtphalen, unter Gottes gnädigem Beiſtand mit Conway, Kielmannsegge, Waldgrave und Howard, zwiſchen Haſtenbeck und Tundern über die Weſer und auf den Höhen, den Ith entlang gleichfalls nach Wicken¬ ſen. Wenn Alles gut und vorzüglich Hardenberg nicht fehl geht, würden wir wohl den Herrn Marquis von Poyanne in der Falle haben und dem Herrn Herzog und Marſchall de France einen braven Strich durch die Rechnung machen. Meinen Sie nicht auch, lieber Weſt¬ phalen?“ Der damalige Geheimſecretär Seiner Durchlaucht und ſpätere Canonicus am Dom Sanct Blaſii zu Braun¬ ſchweig, iſt ganz der Anſicht ſeines Herrn und Freundes geweſen und hat auch das Seinige zur Ausführung des guten Plans gethan. Den beiden Herren am Kloſter¬ thor von Amelungsborn hat er freilich keine Mittheilung von der Lage der Dinge zwiſchen Göttingen und Wolfen¬ büttel, zwiſchen der Weſer und dem Harz machen können. Sowohl der Kloſteramtmann wie der Magiſter Buchius mußten die Sachen nehmen, wie ſie ihnen kamen, und Beide hatten wohl eine Ahnung, daß der Invalide im Sack¬ tuch des Magiſters, der ſchwarze Kämpfer mit dem ge¬ lähmten Fittich für den Augenblick wenigſtens am be¬ haglichſten aus der Affaire heraus ſei. Sie fanden jedenfalls ihr Haus- und Heimweſen von Neuem in einer erklecklichen Aufregung vor und hatten abermals Mühe, im Elend der Zeit den Kopf oben zu behalten.

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Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_odfeld_1889/50>, abgerufen am 25.04.2024.