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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787.

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Der Vaticanische Pallast.

Die dritte Abtheilung stellt die Wächter vor, die
durch einen ihrer Cameraden, der die Flucht gemerkt
hat, aus dem Schlafe geweckt werden. Der Aus-
druck dieser Schlaftrunkenen, vorzüglich desjenigen,
der sich die Augen bedeckt, weil er den Schein des
Lichts nicht vertragen kann, ist unvergleichlich. Hier
hat der Mahler ein doppeltes Licht auf sehr gute Art
benutzt, denn der weckende Wächter, der die Fackel
trägt, erleuchtet die Körper von vorn, und hinten hebt
der Mond, der etwas mit Wolken bedeckt ist, durch
die Strahlen, welche durchbrechen, die Figuren von
dem dunkeln Grunde ab.

In Vergleichung mit den übrigen Gemählden
Raphaels liegt das eigenthümliche Hauptverdienst des
gegenwärtigen in der Behandlung des Helldunkeln.

An der Decke dieses Zimmers hat Raphael
noch vier Süjets gemahlt: Noah, der nach über-
standner Sündfluth dem Himmel dankt,
Isaacs Opfer, Moses vor dem brennenden
Busche,
und Jacobs Traum.


Drittes Zimmer.
Camera di Segnatura
.

Als Raphael den Auftrag erhielt, das Zimmer
di Segnatura zu mahlen, so wurden ihm zu gleicher
Zeit die Gegenstände angezeigt, die er behandeln sollte.
Man gab ihm auf, die vier vornehmsten Wissenschaften
seines Jahrhunderts darzustellen, die Theologie, die
Philosophie, die Dichtkunst und die Jurisprudenz.

Er
Der Vaticaniſche Pallaſt.

Die dritte Abtheilung ſtellt die Waͤchter vor, die
durch einen ihrer Cameraden, der die Flucht gemerkt
hat, aus dem Schlafe geweckt werden. Der Aus-
druck dieſer Schlaftrunkenen, vorzuͤglich desjenigen,
der ſich die Augen bedeckt, weil er den Schein des
Lichts nicht vertragen kann, iſt unvergleichlich. Hier
hat der Mahler ein doppeltes Licht auf ſehr gute Art
benutzt, denn der weckende Waͤchter, der die Fackel
traͤgt, erleuchtet die Koͤrper von vorn, und hinten hebt
der Mond, der etwas mit Wolken bedeckt iſt, durch
die Strahlen, welche durchbrechen, die Figuren von
dem dunkeln Grunde ab.

In Vergleichung mit den uͤbrigen Gemaͤhlden
Raphaels liegt das eigenthuͤmliche Hauptverdienſt des
gegenwaͤrtigen in der Behandlung des Helldunkeln.

An der Decke dieſes Zimmers hat Raphael
noch vier Suͤjets gemahlt: Noah, der nach uͤber-
ſtandner Suͤndfluth dem Himmel dankt,
Iſaacs Opfer, Moſes vor dem brennenden
Buſche,
und Jacobs Traum.


Drittes Zimmer.
Camera di Segnatura
.

Als Raphael den Auftrag erhielt, das Zimmer
di Segnatura zu mahlen, ſo wurden ihm zu gleicher
Zeit die Gegenſtaͤnde angezeigt, die er behandeln ſollte.
Man gab ihm auf, die vier vornehmſten Wiſſenſchaften
ſeines Jahrhunderts darzuſtellen, die Theologie, die
Philoſophie, die Dichtkunſt und die Jurisprudenz.

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[158/0180] Der Vaticaniſche Pallaſt. Die dritte Abtheilung ſtellt die Waͤchter vor, die durch einen ihrer Cameraden, der die Flucht gemerkt hat, aus dem Schlafe geweckt werden. Der Aus- druck dieſer Schlaftrunkenen, vorzuͤglich desjenigen, der ſich die Augen bedeckt, weil er den Schein des Lichts nicht vertragen kann, iſt unvergleichlich. Hier hat der Mahler ein doppeltes Licht auf ſehr gute Art benutzt, denn der weckende Waͤchter, der die Fackel traͤgt, erleuchtet die Koͤrper von vorn, und hinten hebt der Mond, der etwas mit Wolken bedeckt iſt, durch die Strahlen, welche durchbrechen, die Figuren von dem dunkeln Grunde ab. In Vergleichung mit den uͤbrigen Gemaͤhlden Raphaels liegt das eigenthuͤmliche Hauptverdienſt des gegenwaͤrtigen in der Behandlung des Helldunkeln. An der Decke dieſes Zimmers hat Raphael noch vier Suͤjets gemahlt: Noah, der nach uͤber- ſtandner Suͤndfluth dem Himmel dankt, Iſaacs Opfer, Moſes vor dem brennenden Buſche, und Jacobs Traum. Drittes Zimmer. Camera di Segnatura. Als Raphael den Auftrag erhielt, das Zimmer di Segnatura zu mahlen, ſo wurden ihm zu gleicher Zeit die Gegenſtaͤnde angezeigt, die er behandeln ſollte. Man gab ihm auf, die vier vornehmſten Wiſſenſchaften ſeines Jahrhunderts darzuſtellen, die Theologie, die Philoſophie, die Dichtkunſt und die Jurisprudenz. Er

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Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei01_1787/180>, abgerufen am 28.03.2024.