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Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Erster Theil: Naturkunde der Liebe. Leipzig, 1798.

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in beyden Personen in seiner Blöße zeigt! Und so mit den Gemüthern in einander greifen, sich absondern zusammen von der übrigen Welt, und sich besitzen, und sich wechselseitig einlagern! Nein! Nein! Die geistreichste Unterhaltung mit dem Manne kommt der Wonne nicht gleich, welche das Geschwätz mit dem verständigen Weibe giebt, das uns wohl will und uns zart behandelt.



III.

Es ist ein wonnevolles Gefühl für den Mann, wenn er bey dem Bewußtseyn der Oberaufsicht, die er über seine Gattin führt, diese dazu nutzen kann, sie durch die nachgiebigste Gefälligkeit gegen ihre Launen und Eigenheiten, und durch die aufmerksamste Zuvorkommung ihrer vorübergehenden Wünsche zur Dankbarkeit zu verpflichten: nicht anders wie zu zärtliche Eltern oder zu gütige Patronen ihre Kinder und Clienten verziehen. Es ist aber auch ein wonnevolles Gefühl für das Weib, bey Anerkennung der Superiorität des Mannes diesem durch die sorgsamste Pflege und eine oft übertriebene Aufmerksamkeit auf jedes seiner kleinsten Bedürfnisse seine Dankbarkeit ganz zu erkennen zu geben, und ihm fühlen zu lassen, daß es ihm gleichfalls etwas werth sey: nicht anders wie gutgesinnte Kinder und Clienten ihre Eltern und Patronen oft verzärteln.

Hierauf beruht ein Verhältniß, das oft mit allen Charakteren der Ueppigkeit und der Geschlechtssympathie gefühlt wird. Der Mann überläßt sich gern der verzärtelnden Pflege der Gattin, und findet sich dadurch und durch das Gefühl seiner hingebenden Geschmeidigkeit in

in beyden Personen in seiner Blöße zeigt! Und so mit den Gemüthern in einander greifen, sich absondern zusammen von der übrigen Welt, und sich besitzen, und sich wechselseitig einlagern! Nein! Nein! Die geistreichste Unterhaltung mit dem Manne kommt der Wonne nicht gleich, welche das Geschwätz mit dem verständigen Weibe giebt, das uns wohl will und uns zart behandelt.



III.

Es ist ein wonnevolles Gefühl für den Mann, wenn er bey dem Bewußtseyn der Oberaufsicht, die er über seine Gattin führt, diese dazu nutzen kann, sie durch die nachgiebigste Gefälligkeit gegen ihre Launen und Eigenheiten, und durch die aufmerksamste Zuvorkommung ihrer vorübergehenden Wünsche zur Dankbarkeit zu verpflichten: nicht anders wie zu zärtliche Eltern oder zu gütige Patronen ihre Kinder und Clienten verziehen. Es ist aber auch ein wonnevolles Gefühl für das Weib, bey Anerkennung der Superiorität des Mannes diesem durch die sorgsamste Pflege und eine oft übertriebene Aufmerksamkeit auf jedes seiner kleinsten Bedürfnisse seine Dankbarkeit ganz zu erkennen zu geben, und ihm fühlen zu lassen, daß es ihm gleichfalls etwas werth sey: nicht anders wie gutgesinnte Kinder und Clienten ihre Eltern und Patronen oft verzärteln.

Hierauf beruht ein Verhältniß, das oft mit allen Charakteren der Ueppigkeit und der Geschlechtssympathie gefühlt wird. Der Mann überläßt sich gern der verzärtelnden Pflege der Gattin, und findet sich dadurch und durch das Gefühl seiner hingebenden Geschmeidigkeit in

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[178/0178] in beyden Personen in seiner Blöße zeigt! Und so mit den Gemüthern in einander greifen, sich absondern zusammen von der übrigen Welt, und sich besitzen, und sich wechselseitig einlagern! Nein! Nein! Die geistreichste Unterhaltung mit dem Manne kommt der Wonne nicht gleich, welche das Geschwätz mit dem verständigen Weibe giebt, das uns wohl will und uns zart behandelt. III. Es ist ein wonnevolles Gefühl für den Mann, wenn er bey dem Bewußtseyn der Oberaufsicht, die er über seine Gattin führt, diese dazu nutzen kann, sie durch die nachgiebigste Gefälligkeit gegen ihre Launen und Eigenheiten, und durch die aufmerksamste Zuvorkommung ihrer vorübergehenden Wünsche zur Dankbarkeit zu verpflichten: nicht anders wie zu zärtliche Eltern oder zu gütige Patronen ihre Kinder und Clienten verziehen. Es ist aber auch ein wonnevolles Gefühl für das Weib, bey Anerkennung der Superiorität des Mannes diesem durch die sorgsamste Pflege und eine oft übertriebene Aufmerksamkeit auf jedes seiner kleinsten Bedürfnisse seine Dankbarkeit ganz zu erkennen zu geben, und ihm fühlen zu lassen, daß es ihm gleichfalls etwas werth sey: nicht anders wie gutgesinnte Kinder und Clienten ihre Eltern und Patronen oft verzärteln. Hierauf beruht ein Verhältniß, das oft mit allen Charakteren der Ueppigkeit und der Geschlechtssympathie gefühlt wird. Der Mann überläßt sich gern der verzärtelnden Pflege der Gattin, und findet sich dadurch und durch das Gefühl seiner hingebenden Geschmeidigkeit in

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Zitationshilfe: Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Erster Theil: Naturkunde der Liebe. Leipzig, 1798, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus01_1798/178>, abgerufen am 23.04.2024.