Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Zweyter Theil: Aesthetik der Liebe. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite
Zwölftes Buch.


Veredelte Dauer und Beendigung der Liebe.


Erstes Kapitel.

Einleitung.

Gehört die Dauer der Liebe zu ihrem Wesen und zu ihrem Adel? Diese Frage hat von jeher Anlaß zu vielen Streitigkeiten gegeben. Einige haben die Flatterhaftigkeit derjenigen in Schutz genommen, die sich in der Dauer ihrer Anhänglichkeit durch die bloßen Launen des Geschmacks und der Sinnlichkeit bestimmen lassen: andere stellen die Schäfer am Ufer des Lignons zum Muster dar, die ihr Leben um spröde Schäferinnen verseufzen, und noch als Gatten die Rollen schmelzender Liebhaber bis ans Ende ihres Daseyns fortspielen. Jene verlachen den Werth, der auf die Dauer der Liebe gesetzt wird, wie ein Vorurtheil, und verspotten die Erzählungen von ewiger Liebe entweder als Mährchen, oder als Beyspiele einer seltenen Verrückung des Gemüths. Diese appellieren an unsere Imagination und

Zwölftes Buch.


Veredelte Dauer und Beendigung der Liebe.


Erstes Kapitel.

Einleitung.

Gehört die Dauer der Liebe zu ihrem Wesen und zu ihrem Adel? Diese Frage hat von jeher Anlaß zu vielen Streitigkeiten gegeben. Einige haben die Flatterhaftigkeit derjenigen in Schutz genommen, die sich in der Dauer ihrer Anhänglichkeit durch die bloßen Launen des Geschmacks und der Sinnlichkeit bestimmen lassen: andere stellen die Schäfer am Ufer des Lignons zum Muster dar, die ihr Leben um spröde Schäferinnen verseufzen, und noch als Gatten die Rollen schmelzender Liebhaber bis ans Ende ihres Daseyns fortspielen. Jene verlachen den Werth, der auf die Dauer der Liebe gesetzt wird, wie ein Vorurtheil, und verspotten die Erzählungen von ewiger Liebe entweder als Mährchen, oder als Beyspiele einer seltenen Verrückung des Gemüths. Diese appellieren an unsere Imagination und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0342" n="342"/>
      <div n="1">
        <head>Zwölftes Buch.<lb/></head>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <head>Veredelte Dauer und Beendigung der Liebe.<lb/></head>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head>Erstes Kapitel.<lb/></head>
          <argument>
            <p>Einleitung.<lb/></p>
          </argument>
          <p>Gehört die Dauer der Liebe zu ihrem Wesen und zu ihrem Adel? Diese Frage hat von jeher Anlaß zu vielen Streitigkeiten gegeben. Einige haben die Flatterhaftigkeit derjenigen in Schutz genommen, die sich in der Dauer ihrer Anhänglichkeit durch die bloßen Launen des Geschmacks und der Sinnlichkeit bestimmen lassen: andere stellen die Schäfer am Ufer des Lignons zum Muster dar, die ihr Leben um spröde Schäferinnen verseufzen, und noch als Gatten die Rollen schmelzender Liebhaber bis ans Ende ihres Daseyns fortspielen. Jene verlachen den Werth, der auf die Dauer der Liebe gesetzt wird, wie ein Vorurtheil, und verspotten die Erzählungen von ewiger Liebe entweder als Mährchen, oder als Beyspiele einer seltenen Verrückung des Gemüths. Diese appellieren an unsere Imagination und
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[342/0342] Zwölftes Buch. Veredelte Dauer und Beendigung der Liebe. Erstes Kapitel. Einleitung. Gehört die Dauer der Liebe zu ihrem Wesen und zu ihrem Adel? Diese Frage hat von jeher Anlaß zu vielen Streitigkeiten gegeben. Einige haben die Flatterhaftigkeit derjenigen in Schutz genommen, die sich in der Dauer ihrer Anhänglichkeit durch die bloßen Launen des Geschmacks und der Sinnlichkeit bestimmen lassen: andere stellen die Schäfer am Ufer des Lignons zum Muster dar, die ihr Leben um spröde Schäferinnen verseufzen, und noch als Gatten die Rollen schmelzender Liebhaber bis ans Ende ihres Daseyns fortspielen. Jene verlachen den Werth, der auf die Dauer der Liebe gesetzt wird, wie ein Vorurtheil, und verspotten die Erzählungen von ewiger Liebe entweder als Mährchen, oder als Beyspiele einer seltenen Verrückung des Gemüths. Diese appellieren an unsere Imagination und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-11-20T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-11-20T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-11-20T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als moderner Umlaut (ä, ö, ü) transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus02_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus02_1798/342
Zitationshilfe: Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Zweyter Theil: Aesthetik der Liebe. Leipzig, 1798, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus02_1798/342>, abgerufen am 28.03.2024.