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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.

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Paul IV.
wesen, hätte es keine andere Reaction gegen die Unterneh-
mungen Pauls IV. erfahren.

Bemerkung über den Fortgang des Protestantismus
während dieser Regierung.

Wir sahen, wie jene frühere Entzweiung des Papst-
thums mit der kaiserlichen der spanischen Macht vielleicht
mehr als jedes andere äußere Ereigniß zur Gründung des
Protestantismus in Deutschland beitrug. Dennoch hatte
man eine zweite nicht vermieden, die nun noch umfassen-
dere Wirkungen in größeren Kreisen entwickelte.

Als ihren ersten Moment können wir jene Abberu-
fung der päpstlichen Truppen von dem kaiserlichen Heere,
die Translation des Conciliums betrachten. Gleich da er-
schien auch ihre Bedeutung. Der Unterdrückung der Pro-
testanten hat nichts ein so wesentliches Hinderniß in den
Weg gelegt, als das Thun und Lassen Pauls III. in je-
nem Zeitpunkt.

Ihre welthistorischen Erfolge hatten aber die Maaßre-
geln dieses Papstes erst nach seinem Tode. Die Verbin-
dung mit Frankreich, in die er seine Nepoten brachte, ver-
anlaßte einen allgemeinen Krieg.

Einen Krieg, in welchem nicht allein die deutschen
Protestanten einen ewig denkwürdigen Sieg erkämpften, durch
den sie vor Concilium, Kaiser und Papst auf immer ge-
sichert wurden, sondern in welchem auch, schon unmittel-
bar durch die deutschen Soldaten, die zu beiden Seiten
fochten, und von dem Kriegsgetümmel, das keine strenge

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Paul IV.
weſen, haͤtte es keine andere Reaction gegen die Unterneh-
mungen Pauls IV. erfahren.

Bemerkung über den Fortgang des Proteſtantismus
waͤhrend dieſer Regierung.

Wir ſahen, wie jene fruͤhere Entzweiung des Papſt-
thums mit der kaiſerlichen der ſpaniſchen Macht vielleicht
mehr als jedes andere aͤußere Ereigniß zur Gruͤndung des
Proteſtantismus in Deutſchland beitrug. Dennoch hatte
man eine zweite nicht vermieden, die nun noch umfaſſen-
dere Wirkungen in groͤßeren Kreiſen entwickelte.

Als ihren erſten Moment koͤnnen wir jene Abberu-
fung der paͤpſtlichen Truppen von dem kaiſerlichen Heere,
die Translation des Conciliums betrachten. Gleich da er-
ſchien auch ihre Bedeutung. Der Unterdruͤckung der Pro-
teſtanten hat nichts ein ſo weſentliches Hinderniß in den
Weg gelegt, als das Thun und Laſſen Pauls III. in je-
nem Zeitpunkt.

Ihre welthiſtoriſchen Erfolge hatten aber die Maaßre-
geln dieſes Papſtes erſt nach ſeinem Tode. Die Verbin-
dung mit Frankreich, in die er ſeine Nepoten brachte, ver-
anlaßte einen allgemeinen Krieg.

Einen Krieg, in welchem nicht allein die deutſchen
Proteſtanten einen ewig denkwuͤrdigen Sieg erkaͤmpften, durch
den ſie vor Concilium, Kaiſer und Papſt auf immer ge-
ſichert wurden, ſondern in welchem auch, ſchon unmittel-
bar durch die deutſchen Soldaten, die zu beiden Seiten
fochten, und von dem Kriegsgetuͤmmel, das keine ſtrenge

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[307/0333] Paul IV. weſen, haͤtte es keine andere Reaction gegen die Unterneh- mungen Pauls IV. erfahren. Bemerkung über den Fortgang des Proteſtantismus waͤhrend dieſer Regierung. Wir ſahen, wie jene fruͤhere Entzweiung des Papſt- thums mit der kaiſerlichen der ſpaniſchen Macht vielleicht mehr als jedes andere aͤußere Ereigniß zur Gruͤndung des Proteſtantismus in Deutſchland beitrug. Dennoch hatte man eine zweite nicht vermieden, die nun noch umfaſſen- dere Wirkungen in groͤßeren Kreiſen entwickelte. Als ihren erſten Moment koͤnnen wir jene Abberu- fung der paͤpſtlichen Truppen von dem kaiſerlichen Heere, die Translation des Conciliums betrachten. Gleich da er- ſchien auch ihre Bedeutung. Der Unterdruͤckung der Pro- teſtanten hat nichts ein ſo weſentliches Hinderniß in den Weg gelegt, als das Thun und Laſſen Pauls III. in je- nem Zeitpunkt. Ihre welthiſtoriſchen Erfolge hatten aber die Maaßre- geln dieſes Papſtes erſt nach ſeinem Tode. Die Verbin- dung mit Frankreich, in die er ſeine Nepoten brachte, ver- anlaßte einen allgemeinen Krieg. Einen Krieg, in welchem nicht allein die deutſchen Proteſtanten einen ewig denkwuͤrdigen Sieg erkaͤmpften, durch den ſie vor Concilium, Kaiſer und Papſt auf immer ge- ſichert wurden, ſondern in welchem auch, ſchon unmittel- bar durch die deutſchen Soldaten, die zu beiden Seiten fochten, und von dem Kriegsgetuͤmmel, das keine ſtrenge 20*

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/333>, abgerufen am 28.03.2024.