Siebentes Capitel. Die Osmanen vor Wien. Carl V in Italien.
Wie die Beschlüsse, so waren denn auch die Erfolge der beiden Reichstage von 1526 und 1529 einander durch- aus entgegengesetzt.
Der erste führte die Evangelischen unter Gewährlei- stung des Reichs zu ihren großen Gründungen; der zweite, der ihnen diese Gewähr entzog, zersetzte sie zugleich unter- einander.
Der Zwiespalt, der seit jenen Regensburger Satzun- gen begonnen, war nun zu vollem Ausbruch gediehen.
Ich denke nicht, daß wir zu weit gehen, wenn wir auch in Hinsicht der auswärtigen Angelegenheiten einen ähnlichen Gegensatz zwischen den Folgen der beiden Reichs- tage zu bemerken glauben.
Denn fast alle Zeit ist mit einer entsprechenden, den Genius einer Nation befriedigenden innern Entwickelung auch eine glückliche Tendenz nach Außen verbunden.
Das Haus Oestreich, das damals den Fortgang der Evangelischen guthieß, war dafür auch mit Hülfe der deut- schen Nation zur Herrschaft in Italien und in Ungarn er-
Siebentes Capitel. Die Osmanen vor Wien. Carl V in Italien.
Wie die Beſchlüſſe, ſo waren denn auch die Erfolge der beiden Reichstage von 1526 und 1529 einander durch- aus entgegengeſetzt.
Der erſte führte die Evangeliſchen unter Gewährlei- ſtung des Reichs zu ihren großen Gründungen; der zweite, der ihnen dieſe Gewähr entzog, zerſetzte ſie zugleich unter- einander.
Der Zwieſpalt, der ſeit jenen Regensburger Satzun- gen begonnen, war nun zu vollem Ausbruch gediehen.
Ich denke nicht, daß wir zu weit gehen, wenn wir auch in Hinſicht der auswärtigen Angelegenheiten einen ähnlichen Gegenſatz zwiſchen den Folgen der beiden Reichs- tage zu bemerken glauben.
Denn faſt alle Zeit iſt mit einer entſprechenden, den Genius einer Nation befriedigenden innern Entwickelung auch eine glückliche Tendenz nach Außen verbunden.
Das Haus Oeſtreich, das damals den Fortgang der Evangeliſchen guthieß, war dafür auch mit Hülfe der deut- ſchen Nation zur Herrſchaft in Italien und in Ungarn er-
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[[187]/0203]
Siebentes Capitel.
Die Osmanen vor Wien. Carl V in Italien.
Wie die Beſchlüſſe, ſo waren denn auch die Erfolge
der beiden Reichstage von 1526 und 1529 einander durch-
aus entgegengeſetzt.
Der erſte führte die Evangeliſchen unter Gewährlei-
ſtung des Reichs zu ihren großen Gründungen; der zweite,
der ihnen dieſe Gewähr entzog, zerſetzte ſie zugleich unter-
einander.
Der Zwieſpalt, der ſeit jenen Regensburger Satzun-
gen begonnen, war nun zu vollem Ausbruch gediehen.
Ich denke nicht, daß wir zu weit gehen, wenn wir
auch in Hinſicht der auswärtigen Angelegenheiten einen
ähnlichen Gegenſatz zwiſchen den Folgen der beiden Reichs-
tage zu bemerken glauben.
Denn faſt alle Zeit iſt mit einer entſprechenden, den
Genius einer Nation befriedigenden innern Entwickelung
auch eine glückliche Tendenz nach Außen verbunden.
Das Haus Oeſtreich, das damals den Fortgang der
Evangeliſchen guthieß, war dafür auch mit Hülfe der deut-
ſchen Nation zur Herrſchaft in Italien und in Ungarn er-
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. [187]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/203>, abgerufen am 19.04.2024.
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