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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753.

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3. Cap. Von der Düngung.
ner historischen Beschreibung von denen Erfurti-
schen Dreyenbrunnen-Gärten p. 80. mit mehre-
ren kan nachgesehen werden. Es ist auch vielen
bekannt, daß die Korn-Früchte von diesem Dün-
ger insgemein an Körnern schlechter werden,
und es wird der wahre Nutze davon erstlich in
dem dritten und vierten Jahre an denen Früch-
ten gespüret, indem ihm binnen dieser Zeit die
übrige Hitze und Schärfe benommen wird.
Die Erbsen werden von dieser Düngung so hart,
daß sie sich nicht wohl kochen lassen, und es ge-
hen die Hülsen nicht leicht herunter. Die auf
einem solchen gedüngten Acker gewachsene Ger-
ste diener auch nicht zum Mälzen, denn sie käu-
met nach dem Einquellen kaum über die Hälfte,
und kan folglich auch nicht zum Bier-Brauen
angewendet werden.

§. 2.
Von einer
noch schär-
feren und
hitzjgern
Düngung.

Von einer noch schärferen und hitzigern
Düngung aber muß ich hier folgendes melden.
Es hatte ein grosser Garten-Liebhaber das Un-
glück, daß sich von vielen seiner Orangen-Bäume
die Rinden oder Schalen, unten an der Erde der
Garten-Scherben und Kübel wie auch an de-
nen Wurtzeln, im Frühjahre ablöseten, wodurch
viele zu Grunde giengen und verdarben. Dieser
ersuchete mich inständig, daß ich zu ihm kommen
möchte, um die Ursache zu untersuchen und einen
Rath zu geben, wie diesem Uebel möchte abge-
holfen werden, indem er besorgete, daß er um die
übrigen Bäume auch kommen würde, welche ihm

gleich-

3. Cap. Von der Duͤngung.
ner hiſtoriſchen Beſchreibung von denen Erfurti-
ſchen Dreyenbrunnen-Gaͤrten p. 80. mit mehre-
ren kan nachgeſehen werden. Es iſt auch vielen
bekannt, daß die Korn-Fruͤchte von dieſem Duͤn-
ger insgemein an Koͤrnern ſchlechter werden,
und es wird der wahre Nutze davon erſtlich in
dem dritten und vierten Jahre an denen Fruͤch-
ten geſpuͤret, indem ihm binnen dieſer Zeit die
uͤbrige Hitze und Schaͤrfe benommen wird.
Die Erbſen werden von dieſer Duͤngung ſo hart,
daß ſie ſich nicht wohl kochen laſſen, und es ge-
hen die Huͤlſen nicht leicht herunter. Die auf
einem ſolchen geduͤngten Acker gewachſene Ger-
ſte diener auch nicht zum Maͤlzen, denn ſie kaͤu-
met nach dem Einquellen kaum uͤber die Haͤlfte,
und kan folglich auch nicht zum Bier-Brauen
angewendet werden.

§. 2.
Von einer
noch ſchaͤr-
feren und
hitzjgern
Duͤngung.

Von einer noch ſchaͤrferen und hitzigern
Duͤngung aber muß ich hier folgendes melden.
Es hatte ein groſſer Garten-Liebhaber das Un-
gluͤck, daß ſich von vielen ſeiner Orangen-Baͤume
die Rinden oder Schalen, unten an der Erde der
Garten-Scherben und Kuͤbel wie auch an de-
nen Wurtzeln, im Fruͤhjahre abloͤſeten, wodurch
viele zu Grunde giengen und verdarben. Dieſer
erſuchete mich inſtaͤndig, daß ich zu ihm kommen
moͤchte, um die Urſache zu unterſuchen und einen
Rath zu geben, wie dieſem Uebel moͤchte abge-
holfen werden, indem er beſorgete, daß er um die
uͤbrigen Baͤume auch kommen wuͤrde, welche ihm

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[36/0068] 3. Cap. Von der Duͤngung. ner hiſtoriſchen Beſchreibung von denen Erfurti- ſchen Dreyenbrunnen-Gaͤrten p. 80. mit mehre- ren kan nachgeſehen werden. Es iſt auch vielen bekannt, daß die Korn-Fruͤchte von dieſem Duͤn- ger insgemein an Koͤrnern ſchlechter werden, und es wird der wahre Nutze davon erſtlich in dem dritten und vierten Jahre an denen Fruͤch- ten geſpuͤret, indem ihm binnen dieſer Zeit die uͤbrige Hitze und Schaͤrfe benommen wird. Die Erbſen werden von dieſer Duͤngung ſo hart, daß ſie ſich nicht wohl kochen laſſen, und es ge- hen die Huͤlſen nicht leicht herunter. Die auf einem ſolchen geduͤngten Acker gewachſene Ger- ſte diener auch nicht zum Maͤlzen, denn ſie kaͤu- met nach dem Einquellen kaum uͤber die Haͤlfte, und kan folglich auch nicht zum Bier-Brauen angewendet werden. §. 2. Von einer noch ſchaͤrferen und hitzigern Duͤngung aber muß ich hier folgendes melden. Es hatte ein groſſer Garten-Liebhaber das Un- gluͤck, daß ſich von vielen ſeiner Orangen-Baͤume die Rinden oder Schalen, unten an der Erde der Garten-Scherben und Kuͤbel wie auch an de- nen Wurtzeln, im Fruͤhjahre abloͤſeten, wodurch viele zu Grunde giengen und verdarben. Dieſer erſuchete mich inſtaͤndig, daß ich zu ihm kommen moͤchte, um die Urſache zu unterſuchen und einen Rath zu geben, wie dieſem Uebel moͤchte abge- holfen werden, indem er beſorgete, daß er um die uͤbrigen Baͤume auch kommen wuͤrde, welche ihm gleich-

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753/68>, abgerufen am 18.04.2024.