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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.

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VI.
Klima.

a. Allgemeiner Charakter desselben. Temperatur.

Die Japanischen Inseln bilden das langgestreckte östliche Glied
des nordöstlichen Monsungebietes, worunter wir die nächsten
Grenzländer des Gelben und des Japanisch-Tatarischen Meeres ver-
stehen wollen, von Formosa und der Fokianstrasse an bis zur Mün-
dung des Amur. Das Klima dieser ganzen Region wird nämlich
wesentlich durch die Herrschaft der Monsune geregelt, warmer,
feuchter Südwinde im Sommer, kalter, rauher Nord- und Nordwest-
winde während des Herbstes und Winters.

Bei der bedeutenden Längenausdehnung des japanischen Reiches
und der grossen Verschiedenheit in der orographischen Beschaffenheit
kann zwar von einer Gleichförmigkeit des Klimas keine Rede sein,
doch beherrscht ein gemeinsamer Zug das ganze Gebiet und insbe-
sondere die vier grossen Inseln. Die Witterungserscheinungen Japans
spiegeln nämlich das Klima des benachbarten Continentes wieder,
indem sie uns einen feuchtheissen Sommer und einen langen, verhält-
nissmässig kalten und heiteren Winter zeigen. Aber die Umgebung
des Meeres und insbesondere die warme äquatoriale Strömung des-
selben, der Kuro-shiwo und sein westlicher Zweig, die Tsushima-
Strömung, bewirken eine beträchtliche Abschwächung jener continen-
talen Extreme und lassen den Monsunen keineswegs die ungetheilte
Herrschaft. Sie bewirken insbesondere kühlere Sommer und viel
mildere Winter, sowie mehr Feuchtigkeit während des ganzen Jahres,
als sie den Ländern auf der Westseite des Gelben und des Japani-
schen Meeres zu Theil werden. Immerhin aber sind die klimatischen
Gegensätze zwischen Sommer und Winter auch in Japan sehr gross,
und wer im Winter zum ersten Mal dieses Land betritt, nachdem er
wenige Wochen zuvor die milden Gestade Californiens unter annähernd

VI.
Klima.

a. Allgemeiner Charakter desselben. Temperatur.

Die Japanischen Inseln bilden das langgestreckte östliche Glied
des nordöstlichen Monsungebietes, worunter wir die nächsten
Grenzländer des Gelben und des Japanisch-Tatarischen Meeres ver-
stehen wollen, von Formosa und der Fokianstrasse an bis zur Mün-
dung des Amur. Das Klima dieser ganzen Region wird nämlich
wesentlich durch die Herrschaft der Monsune geregelt, warmer,
feuchter Südwinde im Sommer, kalter, rauher Nord- und Nordwest-
winde während des Herbstes und Winters.

Bei der bedeutenden Längenausdehnung des japanischen Reiches
und der grossen Verschiedenheit in der orographischen Beschaffenheit
kann zwar von einer Gleichförmigkeit des Klimas keine Rede sein,
doch beherrscht ein gemeinsamer Zug das ganze Gebiet und insbe-
sondere die vier grossen Inseln. Die Witterungserscheinungen Japans
spiegeln nämlich das Klima des benachbarten Continentes wieder,
indem sie uns einen feuchtheissen Sommer und einen langen, verhält-
nissmässig kalten und heiteren Winter zeigen. Aber die Umgebung
des Meeres und insbesondere die warme äquatoriale Strömung des-
selben, der Kuro-shiwo und sein westlicher Zweig, die Tsushima-
Strömung, bewirken eine beträchtliche Abschwächung jener continen-
talen Extreme und lassen den Monsunen keineswegs die ungetheilte
Herrschaft. Sie bewirken insbesondere kühlere Sommer und viel
mildere Winter, sowie mehr Feuchtigkeit während des ganzen Jahres,
als sie den Ländern auf der Westseite des Gelben und des Japani-
schen Meeres zu Theil werden. Immerhin aber sind die klimatischen
Gegensätze zwischen Sommer und Winter auch in Japan sehr gross,
und wer im Winter zum ersten Mal dieses Land betritt, nachdem er
wenige Wochen zuvor die milden Gestade Californiens unter annähernd

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[[120]/0142] VI. Klima. a. Allgemeiner Charakter desselben. Temperatur. Die Japanischen Inseln bilden das langgestreckte östliche Glied des nordöstlichen Monsungebietes, worunter wir die nächsten Grenzländer des Gelben und des Japanisch-Tatarischen Meeres ver- stehen wollen, von Formosa und der Fokianstrasse an bis zur Mün- dung des Amur. Das Klima dieser ganzen Region wird nämlich wesentlich durch die Herrschaft der Monsune geregelt, warmer, feuchter Südwinde im Sommer, kalter, rauher Nord- und Nordwest- winde während des Herbstes und Winters. Bei der bedeutenden Längenausdehnung des japanischen Reiches und der grossen Verschiedenheit in der orographischen Beschaffenheit kann zwar von einer Gleichförmigkeit des Klimas keine Rede sein, doch beherrscht ein gemeinsamer Zug das ganze Gebiet und insbe- sondere die vier grossen Inseln. Die Witterungserscheinungen Japans spiegeln nämlich das Klima des benachbarten Continentes wieder, indem sie uns einen feuchtheissen Sommer und einen langen, verhält- nissmässig kalten und heiteren Winter zeigen. Aber die Umgebung des Meeres und insbesondere die warme äquatoriale Strömung des- selben, der Kuro-shiwo und sein westlicher Zweig, die Tsushima- Strömung, bewirken eine beträchtliche Abschwächung jener continen- talen Extreme und lassen den Monsunen keineswegs die ungetheilte Herrschaft. Sie bewirken insbesondere kühlere Sommer und viel mildere Winter, sowie mehr Feuchtigkeit während des ganzen Jahres, als sie den Ländern auf der Westseite des Gelben und des Japani- schen Meeres zu Theil werden. Immerhin aber sind die klimatischen Gegensätze zwischen Sommer und Winter auch in Japan sehr gross, und wer im Winter zum ersten Mal dieses Land betritt, nachdem er wenige Wochen zuvor die milden Gestade Californiens unter annähernd

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. [120]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/142>, abgerufen am 28.03.2024.