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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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I. Land- und Forstwirthschaft.

Grüner chinesischer Thee nach Hassall:

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Stonehouse fand nach Ann. d. Chemie u. Pharm. Bd. 45. S. 336 den
Theeingehalt wie folgt:

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2. Tabak, Nicotiana Tabacum L. und N. rustica L.

Nicht blos der Name Tabako -- die Japaner haben kein eigenes
Wort dafür --, sondern auch unzweideutige historische Berichte über
die Einführung dieses weltverbreiteten narkotischen Genussmittels
weisen auf den fremden Ursprung hin. Wie Christenthum, Schiess-
pulver und Feuerwaffen, so kam auch der Tabak durch die "Nanban"
(sprich Namban) oder "südlichen Barbaren" zuerst nach Japan. Unter
Nanban verstand man aber in erster Linie die Portugiesen, später auch
die von Manila kommenden Spanier. Man kann annehmen, dass das
Rauchen in den letzten Decennien des 16. Jahrhunderts, der Anbau
des Tabaks aber um das Jahr 1605 Eingang fand. Bezeichnend sind
die Mittheilungen *), welche ein Arzt Namens Saka aus Nagasaki in
einer Familienchronik aus jener Zeit über den Gegenstand hinterlassen
hat. Im Jahre 1607 schreibt er: "Neuerdings kommt eine Sache, Ta-
bako genannt, in Mode. Sie soll aus Nanban stammen und besteht aus
grossen Blättern, die man zerschneidet und deren Rauch man schluckt."
Zwei Jahre später bemerkt derselbe Beobachter: "Seit den letzten
zwei oder drei Jahren kommt ein Artikel, Tabako genannt, aus Nan-
ban, mit dem sich alle Klassen der Japaner belustigen. Er soll ein
Heilmittel sein gegen alle Krankheiten. Auf der andern Seite sind
jedoch Fälle bekannt, wo Personen krank wurden, nachdem sie Ta-
baksrauch getrunken hatten. Da nun kein medicinisches Werk Weisung
für die Behandlung solcher Patienten enthält, konnte man ihnen keine
Arzenei bieten." -- In einem andern Berichte aus dem Jahre 1605 findet
sich nach Satow folgende Notiz: "In diesem Jahr wurde Tabak in

*) Siehe Satow: The introduction of Tobacco into Japan. Jap. Weekly Mail
Nov. 17. 1877. Rein: Zur Geschichte der Verbreitung des Tabaks und Mais in
Ostasien. Peterm. Mitth. 1878.
I. Land- und Forstwirthschaft.

Grüner chinesischer Thee nach Hassall:

[Tabelle]

Stonehouse fand nach Ann. d. Chemie u. Pharm. Bd. 45. S. 336 den
Theeingehalt wie folgt:

[Tabelle]
2. Tabak, Nicotiana Tabacum L. und N. rustica L.

Nicht blos der Name Tabako — die Japaner haben kein eigenes
Wort dafür —, sondern auch unzweideutige historische Berichte über
die Einführung dieses weltverbreiteten narkotischen Genussmittels
weisen auf den fremden Ursprung hin. Wie Christenthum, Schiess-
pulver und Feuerwaffen, so kam auch der Tabak durch die »Nanban«
(sprich Námban) oder »südlichen Barbaren« zuerst nach Japan. Unter
Nanban verstand man aber in erster Linie die Portugiesen, später auch
die von Manila kommenden Spanier. Man kann annehmen, dass das
Rauchen in den letzten Decennien des 16. Jahrhunderts, der Anbau
des Tabaks aber um das Jahr 1605 Eingang fand. Bezeichnend sind
die Mittheilungen *), welche ein Arzt Namens Saka aus Nagasáki in
einer Familienchronik aus jener Zeit über den Gegenstand hinterlassen
hat. Im Jahre 1607 schreibt er: »Neuerdings kommt eine Sache, Ta-
bako genannt, in Mode. Sie soll aus Nanban stammen und besteht aus
grossen Blättern, die man zerschneidet und deren Rauch man schluckt.«
Zwei Jahre später bemerkt derselbe Beobachter: »Seit den letzten
zwei oder drei Jahren kommt ein Artikel, Tabako genannt, aus Nan-
ban, mit dem sich alle Klassen der Japaner belustigen. Er soll ein
Heilmittel sein gegen alle Krankheiten. Auf der andern Seite sind
jedoch Fälle bekannt, wo Personen krank wurden, nachdem sie Ta-
baksrauch getrunken hatten. Da nun kein medicinisches Werk Weisung
für die Behandlung solcher Patienten enthält, konnte man ihnen keine
Arzenei bieten.« — In einem andern Berichte aus dem Jahre 1605 findet
sich nach Satow folgende Notiz: »In diesem Jahr wurde Tabak in

*) Siehe Satow: The introduction of Tobacco into Japan. Jap. Weekly Mail
Nov. 17. 1877. Rein: Zur Geschichte der Verbreitung des Tabaks und Mais in
Ostasien. Peterm. Mitth. 1878.
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[154/0176] I. Land- und Forstwirthschaft. Grüner chinesischer Thee nach Hassall: Stonehouse fand nach Ann. d. Chemie u. Pharm. Bd. 45. S. 336 den Theeingehalt wie folgt: 2. Tabak, Nicotiana Tabacum L. und N. rustica L. Nicht blos der Name Tabako — die Japaner haben kein eigenes Wort dafür —, sondern auch unzweideutige historische Berichte über die Einführung dieses weltverbreiteten narkotischen Genussmittels weisen auf den fremden Ursprung hin. Wie Christenthum, Schiess- pulver und Feuerwaffen, so kam auch der Tabak durch die »Nanban« (sprich Námban) oder »südlichen Barbaren« zuerst nach Japan. Unter Nanban verstand man aber in erster Linie die Portugiesen, später auch die von Manila kommenden Spanier. Man kann annehmen, dass das Rauchen in den letzten Decennien des 16. Jahrhunderts, der Anbau des Tabaks aber um das Jahr 1605 Eingang fand. Bezeichnend sind die Mittheilungen *), welche ein Arzt Namens Saka aus Nagasáki in einer Familienchronik aus jener Zeit über den Gegenstand hinterlassen hat. Im Jahre 1607 schreibt er: »Neuerdings kommt eine Sache, Ta- bako genannt, in Mode. Sie soll aus Nanban stammen und besteht aus grossen Blättern, die man zerschneidet und deren Rauch man schluckt.« Zwei Jahre später bemerkt derselbe Beobachter: »Seit den letzten zwei oder drei Jahren kommt ein Artikel, Tabako genannt, aus Nan- ban, mit dem sich alle Klassen der Japaner belustigen. Er soll ein Heilmittel sein gegen alle Krankheiten. Auf der andern Seite sind jedoch Fälle bekannt, wo Personen krank wurden, nachdem sie Ta- baksrauch getrunken hatten. Da nun kein medicinisches Werk Weisung für die Behandlung solcher Patienten enthält, konnte man ihnen keine Arzenei bieten.« — In einem andern Berichte aus dem Jahre 1605 findet sich nach Satow folgende Notiz: »In diesem Jahr wurde Tabak in *) Siehe Satow: The introduction of Tobacco into Japan. Jap. Weekly Mail Nov. 17. 1877. Rein: Zur Geschichte der Verbreitung des Tabaks und Mais in Ostasien. Peterm. Mitth. 1878.

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/176>, abgerufen am 28.03.2024.