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Rollenhagen, Gabriel: Vier Bücher Wunderbarlicher biß daher vnerhörter/ vnd vngleublicher Jndianischer reysen. Magdeburg, 1603.

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in keinem Buch beschrieben worden. Also das mennniglich da-
selbst in dem Wahn ist/ es gehe zu vnterschiedlichen zeiten dem
Menschen die Hirnschale/ oder wie sie reden/ der Kopff von ein-
ander. So weit das man drey oder vier Finger zwischen den
riss emlegen könte/ wann nicht die Haut dafür were. Dar-
nach setze auch der Hals sich aus seinem gliede abe/ oder wie
sie reden/ kom aus dem Haken. Also/ das man in der Na-
cken gruben/ einen Daum auff den Rückengrad setzen könne/ da
zuuor der Halß gestanden ist.

Zum dritten werde der Magen verkipt vnd vmgestürtzt/
auch den kleinen Kindern/ das er auff eine vnrechte sieth/ vber
der Leber oder Miltz zu liegen komme.

Wann nun dieser Kranckheiten eine da ist/ so ist das
Heupt wüste/ schwer/ vnd schwindelhafft. Der Mensche
bricht sich/ vnd kan keine Speis bey sich behalten. Die Kin-
der aber weinen kleglich.

Dawieder ist der Rath/ das man eine alte Abergleubi-
sche Nerrin kriegt/ die mit einem Gürtel den Kopff misset/ vnd
3. mal durch speien lesset durch das Gürtel/ vnd zeugt mit dem
Gürtel das Heupt wiederumb zusammen. Darnach zeugt sie
auch den Halß wieder in seinen Haken. Vnd nimpt dz magen-
verschlagen Kind bey den Füssen/ lesset den Kopff nieder hen-
gen/ oder bey den Armen/ vnd wendets wie mit der Strepta
corda,
vber Heupt herumb/ vnd legets endlich auff den Rü-
cken/ vnd streiche jhm den Magen wiederumb zu rechte/ vnd
giebt jhm von dem/ was sie von allen vier ecken des Tisches ab-
schabet/ vnd vom staube auß allen vier ecken der Stuben zu-
sammen greisst/ zu trincken. So ist alle sache vertragen.

Wann man aber den Kindern Kess vnd Brod beybin-
det/ so schadet jhnen keine Zeuberey vnd Kranckheit. Jnson-
derheit wenn man das mit in den Windeln zur Tauffe tregt.

Es wis-

in keinem Buch beſchrieben worden. Alſo das meñniglich da-
ſelbſt in dem Wahn iſt/ es gehe zu vnterſchiedlichen zeiten dem
Menſchen die Hirnſchale/ oder wie ſie reden/ der Kopff von ein-
ander. So weit das man drey oder vier Finger zwiſchen den
riſs emlegen koͤnte/ wann nicht die Haut dafuͤr were. Dar-
nach ſetze auch der Hals ſich aus ſeinem gliede abe/ oder wie
ſie reden/ kom aus dem Haken. Alſo/ das man in der Na-
cken gruben/ einen Daum auff den Ruͤckengrad ſetzen koͤnne/ da
zuuor der Halß geſtanden iſt.

Zum dritten werde der Magen verkipt vnd vmgeſtuͤrtzt/
auch den kleinen Kindern/ das er auff eine vnrechte ſieth/ vber
der Leber oder Miltz zu liegen komme.

Wann nun dieſer Kranckheiten eine da iſt/ ſo iſt das
Heupt wuͤſte/ ſchwer/ vnd ſchwindelhafft. Der Menſche
bricht ſich/ vnd kan keine Speis bey ſich behalten. Die Kin-
der aber weinen kleglich.

Dawieder iſt der Rath/ das man eine alte Abergleubi-
ſche Nerrin kriegt/ die mit einem Guͤrtel den Kopff miſſet/ vnd
3. mal durch ſpeien leſſet durch das Guͤrtel/ vnd zeugt mit dem
Guͤrtel das Heupt wiederumb zuſammen. Darnach zeugt ſie
auch den Halß wieder in ſeinen Haken. Vnd nimpt dz magen-
verſchlagen Kind bey den Fuͤſſen/ leſſet den Kopff nieder hen-
gen/ oder bey den Armen/ vnd wendets wie mit der Strepta
corda,
vber Heupt herumb/ vnd legets endlich auff den Ruͤ-
cken/ vnd ſtreiche jhm den Magen wiederumb zu rechte/ vnd
giebt jhm von dem/ was ſie von allen vier ecken des Tiſches ab-
ſchabet/ vnd vom ſtaube auß allen vier ecken der Stuben zu-
ſammen greiſſt/ zu trincken. So iſt alle ſache vertragen.

Wann man aber den Kindern Keſs vnd Brod beybin-
det/ ſo ſchadet jhnen keine Zeuberey vnd Kranckheit. Jnſon-
derheit wenn man das mit in den Windeln zur Tauffe tregt.

Es wiſ-
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[226/0236] in keinem Buch beſchrieben worden. Alſo das meñniglich da- ſelbſt in dem Wahn iſt/ es gehe zu vnterſchiedlichen zeiten dem Menſchen die Hirnſchale/ oder wie ſie reden/ der Kopff von ein- ander. So weit das man drey oder vier Finger zwiſchen den riſs emlegen koͤnte/ wann nicht die Haut dafuͤr were. Dar- nach ſetze auch der Hals ſich aus ſeinem gliede abe/ oder wie ſie reden/ kom aus dem Haken. Alſo/ das man in der Na- cken gruben/ einen Daum auff den Ruͤckengrad ſetzen koͤnne/ da zuuor der Halß geſtanden iſt. Zum dritten werde der Magen verkipt vnd vmgeſtuͤrtzt/ auch den kleinen Kindern/ das er auff eine vnrechte ſieth/ vber der Leber oder Miltz zu liegen komme. Wann nun dieſer Kranckheiten eine da iſt/ ſo iſt das Heupt wuͤſte/ ſchwer/ vnd ſchwindelhafft. Der Menſche bricht ſich/ vnd kan keine Speis bey ſich behalten. Die Kin- der aber weinen kleglich. Dawieder iſt der Rath/ das man eine alte Abergleubi- ſche Nerrin kriegt/ die mit einem Guͤrtel den Kopff miſſet/ vnd 3. mal durch ſpeien leſſet durch das Guͤrtel/ vnd zeugt mit dem Guͤrtel das Heupt wiederumb zuſammen. Darnach zeugt ſie auch den Halß wieder in ſeinen Haken. Vnd nimpt dz magen- verſchlagen Kind bey den Fuͤſſen/ leſſet den Kopff nieder hen- gen/ oder bey den Armen/ vnd wendets wie mit der Strepta corda, vber Heupt herumb/ vnd legets endlich auff den Ruͤ- cken/ vnd ſtreiche jhm den Magen wiederumb zu rechte/ vnd giebt jhm von dem/ was ſie von allen vier ecken des Tiſches ab- ſchabet/ vnd vom ſtaube auß allen vier ecken der Stuben zu- ſammen greiſſt/ zu trincken. So iſt alle ſache vertragen. Wann man aber den Kindern Keſs vnd Brod beybin- det/ ſo ſchadet jhnen keine Zeuberey vnd Kranckheit. Jnſon- derheit wenn man das mit in den Windeln zur Tauffe tregt. Es wiſ-

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Zitationshilfe: Rollenhagen, Gabriel: Vier Bücher Wunderbarlicher biß daher vnerhörter/ vnd vngleublicher Jndianischer reysen. Magdeburg, 1603, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rollenhagen_reysen_1603/236>, abgerufen am 28.03.2024.