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Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 1. Berlin, 1837.

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von Humboldt und unser Bediente, welche gewöhn- N002
lich auf dem Bock, neben den Bauern, die uns fuhren, N003
sassen, sollten zu uns in die Wagen kommen, wir N004
wollten uns mit Lebensmitteln, selbst mit Wasser auf N005
mehrere Tage versehen, um nicht nöthig zu haben, in N006
den Dörfern wo umgespannt würde, auszusteigen, und N007
selbst des Schlafes wollten wir uns enthalten.

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Mit den nöthigen Vorbereitungen rückte der N002
Abend heran. Wir hatten uns in der Stadt etwas N003
umgesehen; es ist ein elender Ort mit kleinen hölzer- N004
nen Häusern, die nicht einmal regelmässig gestellt N005
sind. Das Haus, in welchem man uns aufgenommen N006
hatte, schien noch das beste zu sein; die Zimmer wa- N007
ren klein, doch freundlich und reinlich, mit Blumen an N008
den Fenstern, und einigen Polsterstühlen. Mit Son- N009
nenuntergang fuhren wir ab. Es wetterleuchtete, der N010
Himmel bezog sich, es regnete etwas, doch unbe- N011
deutend; den folgenden Tag hatten wir wieder heite- N012
res Wetter und Sonnenschein. In allen Dörfern, durch N013
die wir kamen, sahen wir Spuren der Pest. In ei- N014
nem Dorfe hörten wir, dass den Tag vorher vier, in N015
Karganskaja sechs Menschen gestorben wären. In N016
demselben Dorfe waren im Ganzen schon 500 Pferde N017
gefallen, so dass wir mit Mühe nur das zu unsern N018
Wagen nöthige Gespann erhalten konnten. In jedem N019
Dorfe fanden wir ein kleines Lazareth eingerichtet, N020
wohin die Kranken gebracht und auf die angegebene N021
Weise behandelt wurden, und am Anfang und am N022
Ende eines jeden Dorfes waren kleine Rauchfeuer von N023
Mist und trocknem Rasen angezündet, die die Luft N024
reinigen sollten. So wenig wir auch einsahen, wie N025
diese wenigen Räucherungen zum Einhalt oder zur N026
Abwehrung der Krankheit beitragen konnten, so sa- N027
hen wir sie doch später in den Ebenen Sibiriens N028
selbst da, wohin die Krankheit sich noch gar nicht ver- N029
breitet hatte, wie z. B. an der ganzen Irtyschlinie, N030
sorgfältig unterhalten.

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von Humboldt und unser Bediente, welche gewöhn- N002
lich auf dem Bock, neben den Bauern, die uns fuhren, N003
sassen, sollten zu uns in die Wagen kommen, wir N004
wollten uns mit Lebensmitteln, selbst mit Wasser auf N005
mehrere Tage versehen, um nicht nöthig zu haben, in N006
den Dörfern wo umgespannt würde, auszusteigen, und N007
selbst des Schlafes wollten wir uns enthalten.

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Mit den nöthigen Vorbereitungen rückte der N002
Abend heran. Wir hatten uns in der Stadt etwas N003
umgesehen; es ist ein elender Ort mit kleinen hölzer- N004
nen Häusern, die nicht einmal regelmässig gestellt N005
sind. Das Haus, in welchem man uns aufgenommen N006
hatte, schien noch das beste zu sein; die Zimmer wa- N007
ren klein, doch freundlich und reinlich, mit Blumen an N008
den Fenstern, und einigen Polsterstühlen. Mit Son- N009
nenuntergang fuhren wir ab. Es wetterleuchtete, der N010
Himmel bezog sich, es regnete etwas, doch unbe- N011
deutend; den folgenden Tag hatten wir wieder heite- N012
res Wetter und Sonnenschein. In allen Dörfern, durch N013
die wir kamen, sahen wir Spuren der Pest. In ei- N014
nem Dorfe hörten wir, dass den Tag vorher vier, in N015
Karganskaja sechs Menschen gestorben wären. In N016
demselben Dorfe waren im Ganzen schon 500 Pferde N017
gefallen, so dass wir mit Mühe nur das zu unsern N018
Wagen nöthige Gespann erhalten konnten. In jedem N019
Dorfe fanden wir ein kleines Lazareth eingerichtet, N020
wohin die Kranken gebracht und auf die angegebene N021
Weise behandelt wurden, und am Anfang und am N022
Ende eines jeden Dorfes waren kleine Rauchfeuer von N023
Mist und trocknem Rasen angezündet, die die Luft N024
reinigen sollten. So wenig wir auch einsahen, wie N025
diese wenigen Räucherungen zum Einhalt oder zur N026
Abwehrung der Krankheit beitragen konnten, so sa- N027
hen wir sie doch später in den Ebenen Sibiriens N028
selbst da, wohin die Krankheit sich noch gar nicht ver- N029
breitet hatte, wie z. B. an der ganzen Irtyschlinie, N030
sorgfältig unterhalten.

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[500/0534] N001 von Humboldt und unser Bediente, welche gewöhn- N002 lich auf dem Bock, neben den Bauern, die uns fuhren, N003 sassen, sollten zu uns in die Wagen kommen, wir N004 wollten uns mit Lebensmitteln, selbst mit Wasser auf N005 mehrere Tage versehen, um nicht nöthig zu haben, in N006 den Dörfern wo umgespannt würde, auszusteigen, und N007 selbst des Schlafes wollten wir uns enthalten. N001 Mit den nöthigen Vorbereitungen rückte der N002 Abend heran. Wir hatten uns in der Stadt etwas N003 umgesehen; es ist ein elender Ort mit kleinen hölzer- N004 nen Häusern, die nicht einmal regelmässig gestellt N005 sind. Das Haus, in welchem man uns aufgenommen N006 hatte, schien noch das beste zu sein; die Zimmer wa- N007 ren klein, doch freundlich und reinlich, mit Blumen an N008 den Fenstern, und einigen Polsterstühlen. Mit Son- N009 nenuntergang fuhren wir ab. Es wetterleuchtete, der N010 Himmel bezog sich, es regnete etwas, doch unbe- N011 deutend; den folgenden Tag hatten wir wieder heite- N012 res Wetter und Sonnenschein. In allen Dörfern, durch N013 die wir kamen, sahen wir Spuren der Pest. In ei- N014 nem Dorfe hörten wir, dass den Tag vorher vier, in N015 Karganskaja sechs Menschen gestorben wären. In N016 demselben Dorfe waren im Ganzen schon 500 Pferde N017 gefallen, so dass wir mit Mühe nur das zu unsern N018 Wagen nöthige Gespann erhalten konnten. In jedem N019 Dorfe fanden wir ein kleines Lazareth eingerichtet, N020 wohin die Kranken gebracht und auf die angegebene N021 Weise behandelt wurden, und am Anfang und am N022 Ende eines jeden Dorfes waren kleine Rauchfeuer von N023 Mist und trocknem Rasen angezündet, die die Luft N024 reinigen sollten. So wenig wir auch einsahen, wie N025 diese wenigen Räucherungen zum Einhalt oder zur N026 Abwehrung der Krankheit beitragen konnten, so sa- N027 hen wir sie doch später in den Ebenen Sibiriens N028 selbst da, wohin die Krankheit sich noch gar nicht ver- N029 breitet hatte, wie z. B. an der ganzen Irtyschlinie, N030 sorgfältig unterhalten.

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Zitationshilfe: Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 1. Berlin, 1837, S. 500. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural01_1837/534>, abgerufen am 29.03.2024.