Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 2. Berlin, 1842.

Bild:
<< vorherige Seite

N001
Reihen neben einander mit untergeschlagenen Beinen, N002
den Rücken gegen die Säulen und das Gesicht ein- N003
ander zugekehrt, und brachten auch hier mit ähnlichen N004
Instrumenten wie dort ein ähnliches Getöse hervor. N005
Es waren aber hier ihrer 6 in jeder Reihe; auch wa- N006
ren sie stattlicher in lange bunte Gewänder ge- N007
kleidet, und trugen besonders eigentümliche sechs- N008
eckige, spitze, nach unten umgekrempte Mützen; die N009
umgekrempten Theile waren in der Form gotischer N010
Kirchenfenster ausgeschnitten, und eine jede dieser N011
Spitzen mit einem Götzen bemalt. Der Lama zur N012
Rechten des Altars hatte eine Klingel, die Gellongs N013
Becken, Pauken, die auf besonderen Gestellen standen, N014
kleine gerade Hörner oder grosse Schnecken; die N015
Musik, welche sie mit diesen Instrumenten machten, N016
war aber hier um so betäubender, da sie hier noch N017
durch die Töne zweier wohl acht Fuss langer, auf N018
besonderen Unterlagen stehender Trompeten verstärkt N019
wurde, welche zwei Gellongs bliesen, die in jeder N020
der äusseren Abteilungen des Tempels, das Gesicht N021
nach der Thüre gekehrt, sassen.

N001
Die Musik wechselte mit Gesang ab; sie schallte N002
uns schon von fern entgegen und währte auch noch N003
nach unserem Eintritte fort. Wir blieben in dem in- N004
neren Gange zwischen den Priestern und der Thür, N005
Fürst Sered-Dschab an unserer Spitze stehen, und N006
hörten ihr zu, Chan Dschangir nicht ohne ein ge- N007
wisses Lächeln, da er als Anhänger Mohamed's, N008
den Budhaismus der Kalmücken verachtet. Während des N009
Musicirens stand einer der unteren Gellongs auf, nahm N010
ein Räuchergefäss vom Fuss des Altars, räucherte, N011
und hielt darauf das Gefäss jedem der Priester vor N012
das Gesicht. Als die Ceremonie nach einiger Zeit N013
aufhörte, sprach der Fürst ein Paar Worte mit dem N014
Lama, worauf die Musik wieder anfing, und die N015
ganze Ceremonie sich in derselben Weise wieder-

N001
Reihen neben einander mit untergeschlagenen Beinen, N002
den Rücken gegen die Säulen und das Gesicht ein- N003
ander zugekehrt, und brachten auch hier mit ähnlichen N004
Instrumenten wie dort ein ähnliches Getöse hervor. N005
Es waren aber hier ihrer 6 in jeder Reihe; auch wa- N006
ren sie stattlicher in lange bunte Gewänder ge- N007
kleidet, und trugen besonders eigentümliche sechs- N008
eckige, spitze, nach unten umgekrempte Mützen; die N009
umgekrempten Theile waren in der Form gotischer N010
Kirchenfenster ausgeschnitten, und eine jede dieser N011
Spitzen mit einem Götzen bemalt. Der Lama zur N012
Rechten des Altars hatte eine Klingel, die Gellongs N013
Becken, Pauken, die auf besonderen Gestellen standen, N014
kleine gerade Hörner oder grosse Schnecken; die N015
Musik, welche sie mit diesen Instrumenten machten, N016
war aber hier um so betäubender, da sie hier noch N017
durch die Töne zweier wohl acht Fuss langer, auf N018
besonderen Unterlagen stehender Trompeten verstärkt N019
wurde, welche zwei Gellongs bliesen, die in jeder N020
der äusseren Abteilungen des Tempels, das Gesicht N021
nach der Thüre gekehrt, sassen.

N001
Die Musik wechselte mit Gesang ab; sie schallte N002
uns schon von fern entgegen und währte auch noch N003
nach unserem Eintritte fort. Wir blieben in dem in- N004
neren Gange zwischen den Priestern und der Thür, N005
Fürst Sered-Dschab an unserer Spitze stehen, und N006
hörten ihr zu, Chan Dschangir nicht ohne ein ge- N007
wisses Lächeln, da er als Anhänger Mohamed’s, N008
den Budhaismus der Kalmücken verachtet. Während des N009
Musicirens stand einer der unteren Gellongs auf, nahm N010
ein Räuchergefäss vom Fuss des Altars, räucherte, N011
und hielt darauf das Gefäss jedem der Priester vor N012
das Gesicht. Als die Ceremonie nach einiger Zeit N013
aufhörte, sprach der Fürst ein Paar Worte mit dem N014
Lama, worauf die Musik wieder anfing, und die N015
ganze Ceremonie sich in derselben Weise wieder-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0358" xml:id="img_0356" n="340"/>
        <p><lb n="N001"/>
Reihen neben einander mit untergeschlagenen Beinen,             <lb n="N002"/>
den Rücken gegen die Säulen und das Gesicht ein-             <lb n="N003"/>
ander zugekehrt, und brachten auch hier mit ähnlichen             <lb n="N004"/>
Instrumenten wie dort ein ähnliches Getöse hervor.             <lb n="N005"/>
Es waren aber hier ihrer 6 in jeder Reihe; auch wa-             <lb n="N006"/>
ren sie stattlicher in lange bunte Gewänder ge-             <lb n="N007"/>
kleidet, und trugen besonders eigentümliche sechs-             <lb n="N008"/>
eckige, spitze, nach unten umgekrempte Mützen; die             <lb n="N009"/>
umgekrempten Theile waren in der Form gotischer             <lb n="N010"/>
Kirchenfenster ausgeschnitten, und eine jede dieser             <lb n="N011"/>
Spitzen mit einem Götzen bemalt. Der Lama zur             <lb n="N012"/>
Rechten des Altars hatte eine Klingel, die Gellongs             <lb n="N013"/>
Becken, Pauken, die auf besonderen Gestellen standen, <lb n="N014"/>
kleine gerade Hörner oder grosse Schnecken; die             <lb n="N015"/>
Musik, welche sie mit diesen Instrumenten machten,             <lb n="N016"/>
war aber hier um so betäubender, da sie hier noch             <lb n="N017"/>
durch die Töne zweier wohl acht Fuss langer, auf             <lb n="N018"/>
besonderen Unterlagen stehender Trompeten verstärkt             <lb n="N019"/>
wurde, welche zwei Gellongs bliesen, die in jeder             <lb n="N020"/>
der äusseren Abteilungen des Tempels, das Gesicht             <lb n="N021"/>
nach der Thüre gekehrt, sassen.</p>
        <p><lb n="N001"/>
Die Musik wechselte mit Gesang ab; sie schallte             <lb n="N002"/>
uns schon von fern entgegen und währte auch noch             <lb n="N003"/>
nach unserem Eintritte fort. Wir blieben in dem in-             <lb n="N004"/>
neren Gange zwischen den Priestern und der Thür,             <lb n="N005"/>
Fürst Sered-Dschab an unserer Spitze stehen, und <lb n="N006"/>
hörten ihr zu, Chan Dschangir nicht ohne ein ge-             <lb n="N007"/>
wisses Lächeln, da er als Anhänger Mohamed&#x2019;s,             <lb n="N008"/>
den Budhaismus der Kalmücken verachtet. Während des             <lb n="N009"/>
Musicirens stand einer der unteren Gellongs auf, nahm             <lb n="N010"/>
ein Räuchergefäss vom Fuss des Altars, räucherte,             <lb n="N011"/>
und hielt darauf das Gefäss jedem der Priester vor             <lb n="N012"/>
das Gesicht. Als die Ceremonie nach einiger Zeit             <lb n="N013"/>
aufhörte, sprach der Fürst ein Paar Worte mit dem             <lb n="N014"/>
Lama, worauf die Musik wieder anfing, und die             <lb n="N015"/>
ganze Ceremonie sich in derselben Weise wieder-</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[340/0358] N001 Reihen neben einander mit untergeschlagenen Beinen, N002 den Rücken gegen die Säulen und das Gesicht ein- N003 ander zugekehrt, und brachten auch hier mit ähnlichen N004 Instrumenten wie dort ein ähnliches Getöse hervor. N005 Es waren aber hier ihrer 6 in jeder Reihe; auch wa- N006 ren sie stattlicher in lange bunte Gewänder ge- N007 kleidet, und trugen besonders eigentümliche sechs- N008 eckige, spitze, nach unten umgekrempte Mützen; die N009 umgekrempten Theile waren in der Form gotischer N010 Kirchenfenster ausgeschnitten, und eine jede dieser N011 Spitzen mit einem Götzen bemalt. Der Lama zur N012 Rechten des Altars hatte eine Klingel, die Gellongs N013 Becken, Pauken, die auf besonderen Gestellen standen, N014 kleine gerade Hörner oder grosse Schnecken; die N015 Musik, welche sie mit diesen Instrumenten machten, N016 war aber hier um so betäubender, da sie hier noch N017 durch die Töne zweier wohl acht Fuss langer, auf N018 besonderen Unterlagen stehender Trompeten verstärkt N019 wurde, welche zwei Gellongs bliesen, die in jeder N020 der äusseren Abteilungen des Tempels, das Gesicht N021 nach der Thüre gekehrt, sassen. N001 Die Musik wechselte mit Gesang ab; sie schallte N002 uns schon von fern entgegen und währte auch noch N003 nach unserem Eintritte fort. Wir blieben in dem in- N004 neren Gange zwischen den Priestern und der Thür, N005 Fürst Sered-Dschab an unserer Spitze stehen, und N006 hörten ihr zu, Chan Dschangir nicht ohne ein ge- N007 wisses Lächeln, da er als Anhänger Mohamed’s, N008 den Budhaismus der Kalmücken verachtet. Während des N009 Musicirens stand einer der unteren Gellongs auf, nahm N010 ein Räuchergefäss vom Fuss des Altars, räucherte, N011 und hielt darauf das Gefäss jedem der Priester vor N012 das Gesicht. Als die Ceremonie nach einiger Zeit N013 aufhörte, sprach der Fürst ein Paar Worte mit dem N014 Lama, worauf die Musik wieder anfing, und die N015 ganze Ceremonie sich in derselben Weise wieder-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

OCR-D: Bereitstellung der Texttranskription. (2019-10-24T14:59:58Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Dennis Dietrich, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2019-10-24T14:59:58Z)

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR ohne Nachkorrektur.

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.ocr-d.de/gt_guidelines formulierten Richtlinien und wurde in Richtung des Zielformats DTABf angepasst. Der Textinhalt einzelner Tabellen wurde von der OCR nur teilweise erfasst.

Weitere Textphänomene wurden wie folgt behandelt:

  • Bogensignaturen: gekennzeichnet;
  • Druckfehler: dokumentiert;
  • fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet;
  • langes s (ſ): als s transkribiert;
  • Normalisierungen: dokumentiert;
  • Seitenumbrüche markiert: ja;
  • Silbentrennung: wie Vorlage;
  • Vollständigkeit: vollständig erfasst;
  • Zeichensetzung: wie Vorlage;
  • Zeilenumbrüche markiert: ja;

Die Faksimiles der Karten, #f0631 bis #f0634, stammen aus dem Digitalisat der Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität zu Berlin, Werks-URN (URL): https://www.digi-hub.de/viewer/resolver?urn=urn:nbn:de:kobv:11-d-6431605.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural02_1842
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural02_1842/358
Zitationshilfe: Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 2. Berlin, 1842, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural02_1842/358>, abgerufen am 20.04.2024.