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Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836.

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14.
Die Perlenmuschel selbst, ganz in die eigne Reinheit
Verschlossen, theilet doch des Meeres Allgemeinheit.
An ihrer Perle Farb' erscheinet, ob sie schwamm
In Flut seicht oder tief, auf Meergras oder Schlamm.
Doch ob sie länglicht ward, ei- oder kugelrund,
Das liegt am Muschelhaus, und nicht am Meeresgrund.
Ob endlich größer, ob sie kleiner selber sei,
Liegt an der Kraft die von Natur ihr wohnet bei.
Ein Mensch nimmt aus der Welt mehr oder minder Licht,
Die Form aus seinem Stand, und aus sich sein Gewicht.

14.
Die Perlenmuſchel ſelbſt, ganz in die eigne Reinheit
Verſchloſſen, theilet doch des Meeres Allgemeinheit.
An ihrer Perle Farb' erſcheinet, ob ſie ſchwamm
In Flut ſeicht oder tief, auf Meergras oder Schlamm.
Doch ob ſie laͤnglicht ward, ei- oder kugelrund,
Das liegt am Muſchelhaus, und nicht am Meeresgrund.
Ob endlich groͤßer, ob ſie kleiner ſelber ſei,
Liegt an der Kraft die von Natur ihr wohnet bei.
Ein Menſch nimmt aus der Welt mehr oder minder Licht,
Die Form aus ſeinem Stand, und aus ſich ſein Gewicht.

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[101/0111] 14. Die Perlenmuſchel ſelbſt, ganz in die eigne Reinheit Verſchloſſen, theilet doch des Meeres Allgemeinheit. An ihrer Perle Farb' erſcheinet, ob ſie ſchwamm In Flut ſeicht oder tief, auf Meergras oder Schlamm. Doch ob ſie laͤnglicht ward, ei- oder kugelrund, Das liegt am Muſchelhaus, und nicht am Meeresgrund. Ob endlich groͤßer, ob ſie kleiner ſelber ſei, Liegt an der Kraft die von Natur ihr wohnet bei. Ein Menſch nimmt aus der Welt mehr oder minder Licht, Die Form aus ſeinem Stand, und aus ſich ſein Gewicht.

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Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane01_1836/111>, abgerufen am 28.03.2024.