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Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836.

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38.
Ob Tugend Reinigung, ob Reinheit selber sei?
Ob Streben Höchstem zu, ob Höchstes strebenfrei?
Nach Höchstem streben ist das Höchste freilich nicht,
Ein Höchstes ist es doch, wo Höheres gebricht.
Und so ist Reinheit auch nicht deine Reinigung;
Und Menschentugend thut sich selber nie genung.

39.
Ein schönes Streben ist's, den Guten ähnlich werden,
Die hier vom höchsten Gut Abbilder sind auf Erden.
Doch immer wird das nur ein Bild vom Bilde seyn;
Du bilde deinem Geist das Urbild selber ein.

38.
Ob Tugend Reinigung, ob Reinheit ſelber ſei?
Ob Streben Hoͤchſtem zu, ob Hoͤchſtes ſtrebenfrei?
Nach Hoͤchſtem ſtreben iſt das Hoͤchſte freilich nicht,
Ein Hoͤchſtes iſt es doch, wo Hoͤheres gebricht.
Und ſo iſt Reinheit auch nicht deine Reinigung;
Und Menſchentugend thut ſich ſelber nie genung.

39.
Ein ſchoͤnes Streben iſt's, den Guten aͤhnlich werden,
Die hier vom hoͤchſten Gut Abbilder ſind auf Erden.
Doch immer wird das nur ein Bild vom Bilde ſeyn;
Du bilde deinem Geiſt das Urbild ſelber ein.

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[130/0140] 38. Ob Tugend Reinigung, ob Reinheit ſelber ſei? Ob Streben Hoͤchſtem zu, ob Hoͤchſtes ſtrebenfrei? Nach Hoͤchſtem ſtreben iſt das Hoͤchſte freilich nicht, Ein Hoͤchſtes iſt es doch, wo Hoͤheres gebricht. Und ſo iſt Reinheit auch nicht deine Reinigung; Und Menſchentugend thut ſich ſelber nie genung. 39. Ein ſchoͤnes Streben iſt's, den Guten aͤhnlich werden, Die hier vom hoͤchſten Gut Abbilder ſind auf Erden. Doch immer wird das nur ein Bild vom Bilde ſeyn; Du bilde deinem Geiſt das Urbild ſelber ein.

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Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane01_1836/140>, abgerufen am 29.03.2024.