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Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836.

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84.
Es hat Natur dem Mann dazu das Weib beschieden,
Damit der Geist gestellt sei durch den Leib zufrieden.
Der Geist, wenn er den Zoll der Sinnenwelt gegeben,
In seine Reiche soll er ungehindert schweben.
Wenn Er im Innern nun des Lebens Früchte zeitigt,
Hat Sie die Störungen von außen ihm beseitigt.
Und was er so vollbringt, das hat sie mitvollbracht,
Weil sie für ihn gelebt, weil er für sie gedacht.
Fragt ihr, in welcher Schul' ich, was ich lehre, lernte?
Mein Liebesfrühling trägt nun seine Weisheitsernte.

Rückert Lehrgedicht. I. 9
84.
Es hat Natur dem Mann dazu das Weib beſchieden,
Damit der Geiſt geſtellt ſei durch den Leib zufrieden.
Der Geiſt, wenn er den Zoll der Sinnenwelt gegeben,
In ſeine Reiche ſoll er ungehindert ſchweben.
Wenn Er im Innern nun des Lebens Fruͤchte zeitigt,
Hat Sie die Stoͤrungen von außen ihm beſeitigt.
Und was er ſo vollbringt, das hat ſie mitvollbracht,
Weil ſie fuͤr ihn gelebt, weil er fuͤr ſie gedacht.
Fragt ihr, in welcher Schul' ich, was ich lehre, lernte?
Mein Liebesfruͤhling traͤgt nun ſeine Weisheitsernte.

Rückert Lehrgedicht. I. 9
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[193/0203] 84. Es hat Natur dem Mann dazu das Weib beſchieden, Damit der Geiſt geſtellt ſei durch den Leib zufrieden. Der Geiſt, wenn er den Zoll der Sinnenwelt gegeben, In ſeine Reiche ſoll er ungehindert ſchweben. Wenn Er im Innern nun des Lebens Fruͤchte zeitigt, Hat Sie die Stoͤrungen von außen ihm beſeitigt. Und was er ſo vollbringt, das hat ſie mitvollbracht, Weil ſie fuͤr ihn gelebt, weil er fuͤr ſie gedacht. Fragt ihr, in welcher Schul' ich, was ich lehre, lernte? Mein Liebesfruͤhling traͤgt nun ſeine Weisheitsernte. Rückert Lehrgedicht. I. 9

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Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane01_1836/203>, abgerufen am 28.03.2024.